Und so wurde es am Ende eben nicht der erhoffte Abend, der den lauschigen Mantel ausschließlich positiver Emotionen über eine Spielzeit legte, die stattdessen in Erinnerung bleiben wird als ein Jahr, das allen, wirklich allen Beteiligten viel abverlangt hat.
Der Sieg des TuS N-Lübbecke, darüber gab es am Ende keine zwei Meinungen, er war verdient. Das Endergebnis von 25:29 aus Eintracht-Sicht war sogar noch geschönt, schließlich hatte achteinhalb Minuten vor dem Ende bereits eine -10 auf der Anzeigetafel geleuchtet.
Warum das so war? - Weil der TuS, das war die Basis zum Sieg, viel konsequenter deckte, mit zunehmender Spieldauer zudem weniger Fehler machte und das stetig wachsende Selbstbewusstsein sich nun auch in einem flüssigen, abschlusssicheren Angriffsspiel niederschlug. Da konnte die Eintracht an diesem Abend nicht mithalten.
Und so stand am Ende des 34. und letzten Spieltages eine kuriose Situation. Alle (!) fünf im Vorfeld noch abstiegsgefährdeten Clubs gewannen ihre Spiele. Die Eulen Ludwigshafen gegen Aufstiegsaspirant TV Hüttenberg. Der TSV Bayer Dormagen bei der HSG Nordhorn-Lingen. Der VfL Lübeck-Schwartau gegen den HSC 2000 Coburg. Der ASV Hamm-Westfalen das Duell gegen TuSEM Essen. Und eben der TuS N-Lübbecke in Hagen. Fünf Spiele. Fünf Sieger, die tabellarisch unter den Verlierern angesiedelt waren. Das führt in letzter Konsequenz dazu, dass der ASV Hamm-Westfalen den gänzlich unerwarteten Gang in Liga 3 antreten muss. Bitter.
Als Sebastian Schneider mit dem Abstand einer kurzen Nacht auf das Geschehen vom Samstag zurückschaut, da klingt der Ex-Profi aus dem Geschäftsführer-Team der Eintracht angeschlagen. „Das nimmt mich mit“, sagt der Rückraumspieler, der von 2012 bis 2014 selbst in Hamm gespielt hatte und sich gerne an die Zeit in der Westpress-Arena zurückerinnert. „Was in dieser Saison passiert ist, muss uns eine eindringliche Mahnung sein, wie schnell alles gehen kann“, sagt Schneider. Wohl wahr: In der Saison 2022/23 spielte der ASV noch in der 1. Bundesliga…
Entsprechend ist der Abschluss des verrückten Abstiegskampfes auch das beherrschende Thema beim Fan-Fest auf dem Arena-Vorplatz. Das wird - irgendwie passend zu diesem Abend - früh komplett von starkem Regen eingebremst. Zumindest die Verabschiedungen und Danksagungen, die auf einem Lkw-Trailer von Eintracht-Partner Eikermann-Transporte stattfinden, können so aber im Trockenen abgehalten werden.
Und es gilt, viel Dank auszusprechen an diesem Abend. Eintracht-Präsident Detlef Spruth, der zuvor in der Halbzeitpause schon die U19 für die erneute Bundesliga-Qualifikation geehrt hatte, und Geschäftsführer Joachim Muscheid übernehmen diese Aufgabe und führen gewohnt launig durchs Programm. Drei Spieler werden die Eintracht verlassen, einer bleibt in neuer Funktion. Alexander Becker, Joshua Thiele und Max Granlund begleiten die besten Wünsche der Eintracht-Familie für die Zukunft. Das gilt natürlich auch für Jan-Lars Gaubatz, der allerdings mittendrin bleibt nach Ende seiner Profi-Karriere. „Gaubi“ übernimmt die Bundesliga-U19 der Eintracht als Trainer.
Und auch im „Team hinter dem Team“ gibt es einige Veränderungen. Verabschiedet wurden am Samstag zwei Experten aus der medizinischen Abteilung des Vereins, die lange Jahre dazu beigetragen haben, dass leider immer wieder vorkommende Verletzungen fachgerecht diagnostiziert, behandelt und durch die Reha-Phasen zurück in den Trainings- und Wettkampfbetrieb begleitet wurden. Für Physiotherapeutin Sarah Mahncke und Mannschaftsarzt Dr. Ralf Wünnemann gab es mehr als verdienten Applaus, Präsente und Dankesworte.
Verzichten muss die Eintracht in Zukunft auch auf zwei Frauen, die an wichtigen Schaltstellen dafür gesorgt haben, dass es rund lief im „Maschinenraum“ des Vereins. Martina Kirchner war das Gesicht des Ticketing-Teams, stand wie ein Fels in der Brandung, auch wenn es bei großem Andrang „drubbelig“ wurde an den Kassen der Ischelandhalle. Und damit von der „vordersten Front“ in den Hintergrund: Dort sorgte Rita Muscheid als Chefin der Buchhaltung für reibungslose Zahlungsflüsse und korrekte Dokumentation. Das eigentlich unverzichtbare Duo wurde ebenfalls verabschiedet.
Kein Abschied, dafür aber ein ganz dickes Dankeschön ging an Roland Nossutta und seine Gattin Denise. Vor exakt zehn Jahren gründeten sie den Fanclub „Crocodiles“, waren bei 311 Pflichtspielen der Eintracht live vor Ort und legten dafür mehr als 70.000 Kilometer zurück. So sieht gelebtes Engagement aus. Respekt!
Diese Anerkennung an die gesamte Anhängerschaft der Eintracht, zu der neben den „Crocodiles“ vor allem auch die stetig wachsende „Auswärts dabei“-Gruppe zählt, hatte zuvor schon Pouya Norouzi im DYN-Interview ausgesprochen. „Wie unsere Fans uns unterstützt haben in dieser nicht einfachen Saison - das war überragend.“
Bleibt last but not least noch ein ganz besonderes Jubiläum: Seit nunmehr 15 Jahren führt Eintracht-Präsident Detlef Spruth den Verein. Das ist die inzwischen drittlängste Amtszeit unter den 56 Vorsitzenden in der 162-jährigen Vereinsgeschichte. Dafür und für das unermüdliche Engagement von Detlef und Uschi Spruth überreichte Hallensprecher Thorsten Barteldrees kurz vor dem Anpfiff eine eigens gestaltete Urkunde und einen Blumenstrauß als Dankeschön eines ganzen Vereins an seine beiden prägenden Köpfe.