Hagens Jan von Boenigk im Infight mit Czaba Leimeter vom HBW Balingen-Weilstetten.

Viel zu viele Risse im Hagener Abwehrbauwerk

Weite Reise zu Ostern, kein Ertrag. Beim Tabellenvierten HBW Balingen-Weilstetten unterliegt die Eintracht am Samstagabend mit 31:38 (18:20). In Summe ist die Fehlerquote der Eintracht in nahezu allen Bereichen zu hoch, vor allem defensiv können die Grün-Gelben nicht an ihre letzten starken Leistungen anknüpfen. Auch fünf (!) vergebene Siebenmeter tragen ein Stück zur Niederlage bei.


Startaufstellung Eintracht: Pascal Bochmann (TW) - Benedikt Israel (LA), Pouya Norouzi (RL), Max Öhler (RM/Abwehr-/Angriff-Wechsel mit Niclas Pieczkowski), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Wie angekündigt, blieb bei der Eintracht am frühen Samstagabend in der Mey Generalbau-Arena zu Balingen ein Platz auf dem Spielberichtsbogen frei. Jan-Lars Gaubatz hatte krankheitsbedingt passen müssen, war gar nicht erst mit in den Zollernalbkreis gefahren. Eintracht-Cheftrainer Pavel Prokopec verzichtete darauf, aus der U23 oder der U19 nachzufassen.

In der Startaufstellung hatte sich die Eintracht für einen Spezialistenwechsel entschieden. Max Öhler, in der Jugend im Trikot der JSG Balingen-Weilstetten aktiv, griff an alter Wirkungsstätte auf der Spielmacherposition an. In der Abwehr kam Niclas Pieczkowski auf der abermals offensiv interpretierten vorgezogenen Position des 5:1-Systems zum Einsatz.

So recht wollte der grün-gelben Abwehr aber kein Zugriff gelingen. Die erste Hagener Überzahl ging mit 1:2 verloren, Balingen lief immer wieder erfolgreich die Nahtstellen an, relativ schnell zog die Eintracht deshalb zurück auf eine 6:0-Ausrichtung. Spoileralarm: Egal, auf welches System Hagen auch switchte, echte Lösungen gegen das starke HBW-Duo Elias Huber/Jeromé Müller fand man an diesem Tag nicht.

Eine doppelte Unterzahl inklusive zweier verworfener Richter-Siebenmeter überstand die Eintracht halbwegs unbeschadet, nach einer knappen Viertelstunde lag der Gast von der Volme nach einem Überzahl-Kempa (Busch/Norouzi) nur mit 8:10 im Hintertreffen.

Pavel Prokopec wechselte nach der Startviertelstunde den Torhüter (Maurice Paske für Pascal Bochmann). Beide Mannschaften suchten auch in der Folge immer und immer wieder den Weg in die Nahwurfzone, machten das gut, während HBW wie Eintracht defensiv oftmals den berühmten Schritt zu spät dran waren. „Wir sind zu weit auseinander“, monierte Pavel Prokopec in seiner ersten Auszeit - das traf den Nagel auf den berühmten Kopf.

So standen zur Pause bereits 20 Gegentore für die Eintracht zu Buche. Das war in Summe deutlich zu viel. Gleichwohl, und das war die überraschend gute Nachricht, ließ der 2-Tore-Rückstand nach 30 Minuten alle Chancen.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs zogen die Gastgeber zunächst auf vier Treffer davon. Die Eintracht kam in eigener Überzahl nicht über ein 1:1 hinaus, kassierte stattdessen in höchster Balinger Zeitspielnot einen „einfachen“ Gegentreffer - 19:23. Doch, und das gehörte zu den positiven Erkenntnissen des Abends, die Eintracht kam umgehend zurück, war beim bereits siebten Treffer des erneut ganz starken Pouya Norouzi wieder dran und hatte kurze Zeit später sogar ausgeglichen, nachdem Jan von Boenigk Elias Huber „ausgetanzt“ hatte (23:23/39.).

Kurze Zeit später sogar die erste (und einzige) Eintracht-Führung des Abends überhaupt: Max Öhler per feinem Dreher zum 25:26 (43.). Doch wie gewonnen, so zerronnen. Balingen, nun mit Benedek Nagy im Tor, konterte zum 28:26. Das Spiel der Eintracht war jetzt zu ungenau, Wurfpech kam dazu. Zweite Auszeit Hagen (46.), doch das kurze Momentum, in dem es möglich schien, eine alles andere als optimal verlaufene Partie trotzdem zu drehen, es war hergeschenkt.

Die erneute Wende wollte nämlich nicht mehr gelingen. Zwei bis drei Tore betrug der HBW-Vorsprung nun, weil der Eintracht jene Attribute fehlten, die in den vergangenen, erfolgreichen Wochen das Pendel oftmals auf die grün-gelbe Seite ausschlagen ließ. 

Nach einem Treffer ins leere Hagener Tor von Tobias Heinzelmann, einer weiteren Nagy-Parade und Jeromé Müllers Treffer zum 33:28 (53.) hatte die Partie endgültig ihre Richtung. Nichts war mit dem insgeheim erhofften Außenseitererfolg. Stattdessen ist der Druck nach der zweithöchsten Gegentor-Quote der gesamten Saison vor dem kommenden Freitags-Heimspiel gegen den VfL Lübeck-Schwartau wieder größer geworden.


HBW: Kornecky (8 Paraden/24 Prozent), Nagy (5/50) - Matthes (1), Leimeter (3), Huber (7), Ingason (3), Strobel, Santos (1), Grüner (1), Timmermeister (1), Müller (9), Dyatlov, Fügel (5), Fad (1), Heinzelmann (3), Pfattheicher (3/2)
Eintracht: Paske (1/11), Bochmann (4/12) - Öhler (4), Norouzi (9), Pröhl (4), Alves (1), Pieczkowski (1), Israel (1), Granlund, Pfalzer, Thiele, Jukic (1), Richter (2/1), Busch (3/1), von Boenigk (5)
Schiedsrichterinnen: Sophia Janz/Rosana Sug (Köln)
Zeitstrafen: HBW 6, Eintracht 4
Siebenmeter: HBW 2/2, Eintracht 2/7 (verworfen: Richter/2, Busch, Norouzi, Öhler)
Zuschauer: 2.300


Hier geht es zur Pressekonferenz nach dem Spiel mit HBW-Cheftrainer „Matti“ Flohr und Eintracht-Coach Pavel Prokopec.