Garant für den Top-Start der Eintracht im Derby gegen den ASV Hamm: Torhüter Mats Grzesinski brachte es auf eine Quote von 30 Prozent gehaltener Bälle.

Eintracht nach dramatischem Derby-Finale mit leeren Händen

So geht Derby. So geht Handball. In einer intensiven, temporeichen, aber bemerkenswert fairen Auseinandersetzung zweier westfälischer Handball-Zweitligisten unterlag am Freitagabend der VfL Eintracht Hagen mit 30:31 (17:18) gegen den ASV Hamm-Westfalen. Den finalen Siebenmeter von Hagens Pouya Norouzi zum vermeintlichen Ausgleich in der Schlusssekunde lenkte Jan Wesemann mit dem linken Bein an den Pfosten des ASV-Tores. Bitter für die famos fightende Eintracht.

Beide Mannschaften hielten sich in der gut gefüllten Krollmann-Arena (1000 Zuschauer) nicht mit langatmigen Vorreden auf. Vor allem die Eintracht war hellwach, lag nach einem Doppelschlag von Tim Stefan und einem Treffer von Julian Athanassoglou, der den erkrankten Damian Toromanovic auf der Rechtsaußenposition sehr gut vertrat, ruckzuck mit 3:0 (3.) in Führung. Ein weiterer Garant dieses Top-Starts: Mats Grzesinski parierte so, als liefe das Spiel gegen TuSEM Essen noch immer - im letzten Derby war der junge Keeper Hagener Sieggarant gewesen.

Bis auf 8:4 und 9:5 setzte sich die Eintracht so ab, es war in großen Teilen das von Trainer Stefan Neff geforderte "andere Gesicht" der Eintracht, verglichen mit der doch arg fehlerbehafteten Auswärtsleistung von Hüttenberg. 

Und der Eintracht-Vorsprung hielt. Sicher abschließende Außen (Bürgin, Athanassoglou), ein im 1-gegen-1 unwiderstehlicher Poya Norouzi und weiterhin Grzesinski waren die wichtigsten Protagonisten, nach 22 Minuten nahm ASV-Coach Michael Lerscht beim 13:9 das erste Team-Timeout. Vielleicht spektakulärste Aktion in Halbzeit eins: Athanassoglous Turbo-Rückzug und Ballgewinn gegen den Ex-Eintrachtler Jan von Boenigk und anschließender Treffer zum 14:10 auf der Gegenseite.

Alles in Butter also? - Nein. Denn es begann kurzzeitig zu haken im Spiel der Grün-Gelben. Der aufstiegsambitionierte Gast kam immer besser ins Tempospiel und drehte bis zum Pausenpfiff der Unparteiischen Paulo Ribeiro/Pawel Fratzcak die Partie sogar noch komplett (17:18). Zwischenfazit aus Eintracht-Sicht: Die Leistung stimmte, dennoch wurde die zwischenzeitliche 4-Tore-Führung zu leicht, weil zu schnell hergegeben.

Das Momentum schien also auf Seiten des Gastes zu liegen, doch nach Wiederbeginn blieb die Partie extrem ausgeglichen. Intensiv. Engagiert. Klasse anzusehen. Ein Duell durchaus ähnlicher Systeme mit zwei auf Augenhöhe agierenden Torhütern. Beim 24:22 (45./Daniel Mestrum) zwang die Eintracht den ASV in die nächste Auszeit. Enorm engagiert deckte Hagen in dieser Phase, Hamm wirkte ein Stück weit zu statisch.

Doch die 60-sekündige Pause verfehlte für den Gast ihre Wirkung nicht. Beim 24:24 hatte der ASV den Ausgleich wieder hergestellt, Sekunden später brachte Jan Pretzewofsky den ASV per Gegenstoß sogar in Führung, vergab Valentin Schmidt von der "Marke" gegen Hamms Youngster Jan Wesemann und erhöhte Jo Gerrit Genz gar auf 26:24 für Hamm. So schnell geht das im Hochgeschwindigkeits-Handball.

Die Auszeit von Stefan Neff (49.) markierte schließlich den Auftakt zu einer Bluthochdruck-Crunchtime. Hammer 3-Tore-Führung, Torwartwechsel Eintracht von Grzesinski auf Mahncke, auf 28:28 (54./Gaubatz) biss sich Hagen wieder heran. Und es ging sogar noch mehr: Mestrum aus einem "Nullwinkel" zur erneuten Eintracht-Führung (29:28/54.) - was für eine emotionale Achterbahn, ein "Spiel der Phasen", wie Stefan Neff im Nachklang befand.

Brosch und Baijens für Hamm (29:30/58.), Gaubatz' Antwort (30:30/58), Baijens für Hamm (30:31/60.), Auszeit Hagen (59:29). Stefan Neff bringt den siebten Feldspieler, Hagen spielt bis an die Zeitspiel-Grenze, Foul an Gaubatz, Siebenmeter in der Schlusssekunde. Wesemann kommt zum zweiten Mal in diesem Spiel und hält gegen Norouzi. Endstand 30:31. Was für ein Finale. Was für ein Derby.


Eintracht: Grzesinski (12 Paraden/30 Prozent), Mahncke - Bürgin (2), Bednar, Norouzi (6), Queckenstedt, Pröhl (4), Bratzke, Schmidt (2/1), Athanassoglou (6), Gaubatz (3), Kister, Ingwald, Mestrum (3), Stefan (4), Andrejew

ASV: Storbeck (14/31,82 Prozent), Wesemann (2/100) - Genz (3), Huesmann (5/3), Brosch (5), Reimann, Engelhardt, Kooij, Pretzewofsky (4), Schösse, Orlowski (2), Meschke (2), Baijens (7), Mikita, von Boenigk (3), Wieling

Schiedsrichter: Paulo Ribeiro/Pawel Fratzcak (Geldern/Diepholz)

Zeitstrafen: Eintracht 1, ASV 1

Zuschauer: 1000