Schon früh das beherrschende Szenario vor fast 2.000 Zuschauern in der Ballsportarena Dresden: die jubelnde Eintracht-Bank...

Eine Auswärtsleistung wie aus dem Bilderbuch

Sie haben es getan: Am späten Sonntagnachmittag hat sich der VfL Eintracht Hagen erstmals im Handball-Jahr 2025 auch auswärts mit Zählbarem belohnt. Und nicht irgendwie, sondern mit einem dicken, fetten Ausrufezeichen. Beim 36:24-Auswärtssieg gegen den Tabellenfünften HC Elbflorenz 2006 sind die Grün-Gelben von der Volme wie ein frühsommerlicher Orkan über die Elbestädter hinweg gefegt, nahmen eindrucksvoll Revanche für die noch höhere Hinspielniederlage Anfang Oktober vergangenen Jahres in Hagen. Viel wichtiger noch: Im weiterhin brutal engen Abstiegskampf der 2. HBL hat sich die Prokopec-Sieben erstmals seit langem ein klein wenig Luft verschafft.


Startaufstellung Eintracht: Pascal Bochmann (TW) - Benedikt Isreal (LA), Pouya Norouzi (RL), Niclas Pieczkowski (RM), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Was den Sieg von Dresden besonders wertvoll macht: Es war nicht der Erfolg von zwei, drei Individualisten, sondern ein Zusammenspiel des gesamten Kollektivs. Und zwar vom Start weg. Vor knapp 2.000 Zuschauern in der Ballsportarena, architektonisch in Teilen ein Vorbild für das geplante Hallenprojekt in Hagen, legten die Grün-Gelben einen Start nach Maß hin. Es dauerte fast acht Minuten, bis die Gastgeber überhaupt das erste Mal trafen, bis zu diesem frühen Zeitpunkt standen bereits vier Eintracht-Treffer (Busch/2, Pieczkowski, Pröhl) zu Buche. Kurze Zeit später sah Dresdens Oliver Seidler nach Foulspiel an Jan von Boenigk glatt Rot (10.).

Ein Stück weit machte die Eintracht dort weiter, wo sie im Westderby gegen TuSEM Essen aufgehört hatte. Die Abwehr inklusive einer abermals ganz starken Torhüterleistung (Pascal Bochmann) entwickelt sich immer mehr zum Kernstück der Hagener Performance. Es sind die vielen kleinen Automatismen, die inzwischen immer besser greifen, das permanente „Im-Blick-haben“ des gesamten Systems durch jeden einzelnen Spieler. Oder, um es mit Eintracht-Trainer Pavel Prokopec zu sagen: „Ich lasse den Jungs die Freiheiten. Sie wissen immer besser, was sie zu tun haben.“

Und sie taten es gut. Sehr gut sogar. Weil Pascal Bochmann im Eintracht-Tor, seit Wochen in bestechender Forma, lange Zeit wieder jenseits der 50-Prozent-Fangquote agierte, die Eintracht durch dieses Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter auch immer besser ins Tempospiel findet und im aufgebauten Angriff inzwischen Geduld und Disziplin mehr als nur Worthülsen sind, stand nach etwas mehr als 22 Minuten (Jan von Boenigk zum 17:7) die erste 10-Tore-Führung zu Buche. 

Auswärts. Beim Tabellenfünften. Der bislang erst ein einziges Heimspiel verloren hatte. Und der HC Elbflorenz? - Wirkte erst ein Stück weit verwundert, dann beinahe paralysiert und versuchte später, mit diversen Systemmodifizierungen, doch noch irgendwie Einfluss aufs Geschehen zu bekommen. Vergeblich. Es gibt solche Tage: Die Eintracht hatte auf alles eine Antwort - egal, welche Formation Pavel Prokopec auch aufs Parkett schickte.

Und so war die Geschichte der zweiten Halbzeit so schnell erzählt, wie noch keine vor ihr in dieser Saison. Mit einem Höchstmaß an Seriosität spielte die Eintracht die noch verbleibenden 30 Minuten nach Hause, ließ nicht ein einziges Mal das Gefühl aufkommen, dass der HC Elbflorenz auch nur im Ansatz für eine Art Aufholjagd in Frage kommen könnte.

Kurzum: Es war eine Leistung, die Mut macht für die kommenden Wochen. Linkshänder und Routinier Jan-Lars Gaubatz brachte es vor der langen Rückfahrt nach Hagen auf den Punkt: „Schade, dass wir nächste Woche nicht direkt weiterspielen können…“ 

Die 2. HBL legt jetzt nämlich eine kurze Nationalmannschaftspause ein. Weiter geht's für die Eintracht am Freitag, 21. März, mit dem Heimspiel gegen den TV Großwallstadt. Wer dabei sein möchte: Hier gibt es die Karten im Online-Vorverkauf. Vor allem die Sitzplätze sind bereits sehr nachgefragt!


HCE: Mallwitz (3 Paraden/13 Prozent), Cantegrel (4/20) - Wucherpfennig (4), Dierberg (4/3), Klepp (1), Pehlivan (2), Dumcius, Stavast (2), Greß (3), Stoyke (1), Döbler, Dutschke (1), Thümmler (5), Possehl, Löser (1), Seidler
Eintracht: Bochmann (15/39), Paske (0/0) - Öhler (2), Norouzi (4), Pröhl (5), Alves (1), Pieczkowski (2), Israel (3), Gaubatz, Granlund (1), Quittmann, Thiele (2), Jukic (1), Busch (8/3), von Boenigk (3)
Schiedsrichter: Christopher Hillebrand/Stefan Umbescheidt (Bönen/Bergkamen)
Zeitstrafen: HCE 1 plus Rote Karte gegen Seidler wegen groben Foulspiels (10.), Eintracht 5
Siebenmeter: HCE 3/4 (verworfen: Dierberg), Eintracht: 3/4 (verworfen: Busch)
Zuschauer: 1.980


Pascal Bochmann (Torwart VfL Eintracht Hagen): „Das war eine überragende Leistung von allen. Heute hat alles gepasst. Es war Feuer drin. Im Moment macht es einfach unglaublich Spaß, alle haben Bock - und wir hatten natürlich auch noch eine Rechnung offen aus dem Hinspiel. Jetzt sind wir quitt. Es ist weiter ganz eng da unten, aber in der jetzigen Form wird es schwer, uns zu schlagen!"