Im Anflug auf den Derbysieg und den endgültigen Klassenerhalt: Eintracht-Top-Torschütze Jan von Boenigk.

Abgezockt und taktisch versiert zum Derbysieg und Klassenerhalt

Zweites Derby binnen einer Woche, zweiter Sieg, vor allem aber: Klassenerhalt im verrücktesten Abstiegskampf aller Zeiten endgültig unter Dach und Fach! Mit einer sehr erwachsenen Leistung hat sich der VfL Eintracht Hagen am Freitagabend einen vollauf verdienten 32:27-Sieg beim TuS Ferndorf gesichert. "Nie konnte man stolzer auf einen Klassenerhalt sein als in diesem Jahr": Dieses Fazit des Hagener Top-Torschützen Jan von Boenigk direkt nach dem Abpfiff bringt die Serie 2024/25 auf den berühmten Punkt.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Hakon Styrmisson (LA), Pouya Norouzi (RL), Niclas Pieczkowski (RM), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Niklas Pfalzer (KS/Abwehr-Angriff-Wechsel mit Max Granlund)


Die zurückliegenden Wochen, sie hatten Spuren hinterlassen in den Aufgeboten beider Derby-Kontrahenten. Die Eintracht trat - wie erwartet - ohne ihre drei etatmäßigen Kreisläufer sowie Rückraumspieler Kim Voss-Fels an, bei Ferndorf fällt bis zum Saisonende unter anderem Fabian Hecker (Armbruch) aus. TuS-Kapitän Mattis Michel hingegen lief dick bandagiert auf - trotz in der Vorwoche erlittener Kopfplatzwunde.

Vor restlos ausverkaufter Halle fand die Eintracht gut ins Spiel. Jan von Boenigk in höchster Zeitspielnot mit dem ersten Treffer des Tages, Hakon Styrmisson vom Siebenmeterpunkt, abermals von Boenigk und Pierre Busch per Gegenstoß sorgten für das frühe 4:1 aus Hagener Sicht. Ein gelungener Start, der auch nicht von zwei schnellen Zeitstrafen beeinflusst wurde (6:3).

Was besonders gut funktionierte bei der Eintracht an diesem Abend: Das Gros der Offensivaktionen hatte viel Tiefe, anders als im Hinspiel fanden die Grün-Gelben mit einer sehr guten Raumaufteilung deutlich besser die Lücken in der Ferndorfer Abwehr.

Und die Gegenseite? - Die Eintracht, das ist inzwischen nicht neu, switchte häufig das System und mithin die offensiv/defensive Ausrichtung. Das Ferndorfer Spiel hakte unterdessen oftmals am fehlenden Linkshänder im rechten Rückraum. Das änderte sich erst nach einer Viertelstunde, als der angeschlagene Marvin Mundus kam.

Die Eintracht-Führung blieb in der Folge zwar noch bestehen, doch sie schrumpfte. Hier zwei technische Fehler, dort die nächste Zeitstrafe - es wurde nun zwischenzeitlich unrund, zumal der TuS sich über die Dauer der ersten Hälfte und letztlich auch bis zum Ende deutliche Vorteile auf der Torhüterposition erarbeitete (Can Adanir beim TuS/erst Maurice Paske, ab Minute 20 Pascal Bochmann und am Ende wieder Paske bei der Eintracht). Dennoch ging die Prokopec-Sieben mit einem hauchdünnen 15:14-Vorsprung in die Pause. Alles drin also in diesem intensiven, aber nicht unfairen Duell, dem die beiden Referees Marvin Völkening und Jonas Zollitsch eine wenig großzügige, aber jederzeit klare und planbare Linie gaben. 

Halbzeit zwei begann mit einer gänzlich unberechtigten Zeitstrafe gegen Pouya Norouzi, aber auch dem zweiten gelungenen Eintracht-Kempa und anhaltendem Aluminium-Pech der Grün-Gelben. Derby-Momente eben.

Hagen fand dennoch immer wieder gut ins Tempo, Hakon Styrmisson netzte konsequent vom Siebenmeterpunkt - 19:22 (40.). Die Chance auf die erste 4-Tore-Führung des Abends vergab der Gast von der Volme gleich zweimal, beim dritten Mal machte es dann Styrmisson (20:24/46.).

Doch ein Derby wäre nicht ein Derby, wenn nicht doch noch eine kleine Portion Drama serviert worden wäre. Zwei Treffer in Serie und Ferndorf - nun mit sieben Feldspielern - war zurück im Match. Doch Maurice Paskes Klasse-Parade gegen Eres' Siebenmeter und Hidegs Rückraumwurf gaben dem lautstarken grün-gelben Fanblock den letzten Kick in einer bisweilen wilden Schlussphase.

Und als Pouya Norouzi den fünften (!) Kempa des Abends einigermaßen spektakulär zum 24:28 verwandelte, da war der Derby-Zug endgültig auf die Schienen gesetzt in Richtung Klassenerhalt für eine abgezockte, reife und taktisch ungemein versierte Eintracht. Der Schulterschluss von Fans und Mannschaft - er symbolisierte nach dem Schlusspfiff nur zu gut, wie man in einem derart ungewöhnlichen Umfeld wie dieser Saison nur bestehen kann: gemeinsam!


TuS: Adanir (16 Paraden/36 Prozent), Wilde (0/0) - Eres (6/3), Da Rocha Viana, Fanger (3), Stock, Dahlgren (2/1), Michel (2), Hideg (3), Loeher, Mundus (1), Vignjevic, Kevic (6), Nolting, Schikora, Duvancic (4)
Eintracht: Paske (3/19), Bochmann (1/7) - Öhler (1), Norouzi (6), Alves (2), Pieczkowski (4), Israel, Gaubatz, Styrmisson (5/4), Granlund, Pfalzer, Quittmann, Jukic (1), Richter (3), Busch (3), von Boenigk (7)
Schiedsrichter: Marvin Völkening/Jonas Zollitsch (Bad Oeynhausen/Minden)
Zeitstrafen: TuS 7, Eintracht 7
Siebenmeter: TuS 4/5 (verworfen: Eres), Eintracht 4/5 (verworfen: Styrmisson)
Zuschauer: 1.400 (ausverkauft)


Jan von Boenigk (siebenfacher Torschütze VfL Eintracht Hagen): „Es ist ein Wahnsinn, was in dieser Saison abgeht in der Liga. Die Freude über den Klassenerhalt überstrahlt alles. Die finale Gewissheit ist viel wert. In der zweiten Halbzeit haben wir es geschafft, oft im Zeitspiel noch zu treffen. Jetzt können wir ein Stück weit ohne Druck rangehen an die letzten beiden Spielen, die wir beide natürlich noch gewinnen wollen.“