Bedingungslose Rückendeckung: Pouya Norouzi, der den finalen Siebenmeter zum möglichen Ausgleich gegen den ASV Hamm-Westfalen am Freitag vergeben hatte, durfte sich sich in der Nachbetrachtung der Unterstützung von Mannschaft und Sportlicher Leitung sicher sein.

Nachdreher: Das feine Gespür der Fans

Die Fans in der Hagener Krollmann-Arena - egal, ob unmittelbar nach Spielschluss oder später bei der Pressekonferenz - sie hatten ein feines Gespür dafür, was eine angemessene Reaktion nach diesem außergewöhnlichen Handballspiel war. Obwohl der VfL Eintracht Hagen gerade gegen den ASV Hamm-Westfalen höchst unglücklich mit 30:31 verloren hatte, gab es statt zur Schau getragener Enttäuschung nur donnernden Applaus und aufmunternde Worte.

 

Gäbe es so etwas wie Gerechtigkeit im Sport, ein Unentschieden wäre ganz sicher das gerechteste aller Ergebnisse nach diesem Spiel gewesen, in dessen Verlauf beide Teams ihre Stärken, aber eben auch kurze Schwächephasen hatten. Am Ende entschieden wenige Zentimeter und der Instinkt von ASV-Keeper Wesemann, der einen Norouzi-Siebenmeter an den Pfosten lenkte. Zwei Punkte für Hamm, die im Aufstiegskampf noch ganz wichtig werden können. Keine Zähler, aber nichtsdestotrotz viel Lob für die Eintracht für eine bemerkenswerte Leistung.

Eigentlich wollte Stefan Neff gar nicht in die Einzelkritik gehen mit ein wenig Abstand zum Spiel, tat es dann aber in einem Fall doch. "Julian Athanassoglou hat das überragend gemacht", lobte der Coach nicht nur die Angriffsleistung des Toromanovic-Vertreters, sondern auch dessen Rückzugsverhalten und Defensivpart. Um so bitterer deshalb, dass der junge Linkshänder wohl zunächst ausfallen wird. Ein Corona-Test am Samstagmorgen jedenfalls hat angeschlagen. Sollte die PCR-Testung dieses Ergebnis bestätigen, wäre der nächste Ausfall im Kader vorprogrammiert.

Unterm Strich aber bleibt bei den Eintracht-Offiziellen Zufriedenheit darüber, dass der Turnaround nach dem schwachen Hüttenberg-Spiel so rasch vollzogen werden konnte. "Wir fahren jetzt ganz entspannt nach Nordhorn", gibt Stefan Neff die Richtung vor. Ob Philipp Vorlicek und Damian Toromanovic dann schon wieder ins Aufgebot zurückkehren - Prognosen sind schwierig in diesen Zeiten. Der Eintracht aber bleibt die Gewissheit, dass die Mannschaft funktioniert und das Umfeld goutiert, was auf dem Feld abgeliefert wird. Der Umgang mit dem tief enttäuschten Pouya Norouzi unterstreicht das. "Wir stehen zu 120 Prozent hinter ihm", sagt Stefan Neff, "er geht voran, er übernimmt Verantwortung. Da kann so etwas passieren. Und ab Montag beim Training sieht die Welt schon wieder ganz anders aus..."


Die Stimmen zum Spiel:

Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Die Mannschaft hat nach dem in der Summe blutleeren Auftritt in Hüttenberg genau die Reaktion gezeigt, die wir sehen wollten. Das war ein Kampf par excellance. Ein Satz zu Pouya Norouzi: Ein Spieler, der so viel Verantwortung übernimmt und uns in so vielen Situationen dieser Saison geholfen hat, hinter dem stehen wir bedingungslos. Wer Verantwortung übernimmt, macht bisweilen auch Fehler. Natürlich wäre es auch für ihn schön gewesen, den finalen Siebenmeter zu verwandeln - aber so etwas passiert. Sehr, sehr erfreut bin ich außerdem über den Auftritt von Julian Athanassoglou, der kalt wie eine Hundeschnauze in das Spiel reingeht, eine 100-Prozent-Quote wirft und super in der Abwehr steht. Auch da sieht man eine Entwicklung, auf die wir stolz sein können."

Michael Lerscht (Trainer ASV Hamm-Westfalen): "Das war ein Spiel mit unheimlich vielen Eindrücken. Wir haben ein sehr gutes Spiel von beiden Mannschaften gesehen mit sehr hoher Geschwindigkeit. Es ging rauf und runter. Wir laufen zunächst einem Rückstand hinterher, haben dann eine gute Phase, wo wir über den Gegenstoß zurückkommen. In der zweiten Halbzeit haben wir die Option auf plus drei Tore, bekommen einen 4:0-Lauf Hagen. Als Sieger ist es immer leicht zu sagen: Final ist das eigentlich ein Unentschieden-Spiel. Wir sind natürlich unheimlich glücklich, dieses Super-Handballspiel gewonnen zu haben."

Stefan Neff (Trainer VfL Eintracht Hagen): "Der Glückwunsch geht nach Hamm zu den beiden Punkten im Aufstiegsrennen. Es war ein bisschen das 'Spiel der Phasen'. Nach 20 Minuten lassen bei uns zum ersten Mal die Kräfte nach, wir verlieren da etwas den Rhythmus, haben den Rückzug nicht mehr so gut organisiert bekommen. Das hat Hamm gnadenlos ausgenutzt. Deshalb tat es weh, dass wir nicht mit plus eins oder zwei in die Pause gehen. Am Ende ist es Spitz' auf Knopf. Ich denke, wir hätten einen Punkt verdient gehabt, aber da kann ich mir nichts für kaufen. Ich bin stolz auf die Leistung der Mannschaft, zumal wir mit Philipp Vorlicek und Damian Toromanovic wieder zwei Ausfälle hatten. Für Pouya tut es mir leid, dass er den letzten Siebenmeter verwirft. Aber er hat uns so viel Freude gemacht und so viele Punkte gebracht. Wir stehen alle zu 120 Prozent hinter ihm und stärken ihm den Rücken."