Angriffe bis an die Grenze des passiven Spiels: Hier schließt Philipp Vorlicek erfolgreich gegen die Nordhorner Abwehr ab.

Nachdreher: Mittendrin im Kopf des Favoriten

Die Ausgelassenheit kannte beinahe keine Grenzen. Nach Tilman Pröhls "Last-Minute"-Treffer, der genaugenommen ein "Last-Second"-Tor war, feierte der VfL Eintracht Hagen am Freitagabend völlig losgelöst den 31:30-Sieg beim Aufstiegsanwärter HSG Nordhorn-Lingen. Es war - wieder einmal - ein Erfolg des Kollektivs. Zwei Punkte, die auf enormer Geschlossenheit fußten.

Was sich danach in der Kabine der Grün-Gelben abspielte, wollte Stefan Neff gar nicht im Detail beschreiben. Nur so viel: "Es ist ein unfassbarer Teamgeist, der dort wieder spürbar war."

Dass die Eintracht beide Zähler aus dem Emsland mitnehmen würden, der Coach hatte im Verlauf des Spiels so eine Ahnung. Lange auf Tuchfühlung bleiben, sich hineinschleichen in die Köpfe des Gegners, der nach zuletzt drei Niederlagen in Serie alles andere als befreit aufspielen konnte. "Wir haben bewusst gesagt, dass wir lange Angriffe fahren, bis ans Zeitspiel heran und möglichst wenige Fehler machen wollen", gab Stefan Neff Einblick in Teile des Hagener Matchplanes. Gesagt, getan. Mehr als einmal gingen die Arme der Unparteiischen zum passiven Vorwarnzeichen in die Höhe, mehrfach traf die Eintracht aber, obwohl kein Pass mehr übrig war (Gaubatz, Vorlicek).

Selbst Tilman Pröhls kurzzeitiger K.o. in der Schlussphase, Jan-Lars Gaubatz' Oberschenkelprobleme oder Philipp Vorliceks Zeitstrafe in der Schlussphase erwiesen sich letztlich nicht als Stolperfalle, weil Nordhorn durch Georg Pöhles Gewaltwurf zwar noch einmal ausglich, Tobias Mahncke aber sofort Tilman Pröhl an der Mittellinie bediente und der Kreisläufer ins verwaiste HSG-Tor vollstreckte.

Vor der nun anstehenden "englischen Woche" - am Mittwoch (19.30 Uhr) gastiert der TSV Bayer Dormagen in der Krollmann-Arena, am Samstag (ebenfalls 19.30 Uhr) kommt der EHV Aue nach Hagen - ist das Punktekonto der Eintracht wieder positiv. Das soll möglichst so bleiben und in beiden Partien an die guten Heimleistungen der vergangenen Wochen angeknüpft werden. Mindestens Platz 12 muss im Abschlussklassement zu Buche stehen, um für den DHB-Pokal qualifziert zu sein. Als Rangachter ist die Eintracht auch in dieser Beziehung auf einem guten Weg...


Die Stimmen zum Spiel:

Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Der Handball-Gott vergisst nichts. So wie Nordhorn im Hinspiel in der letzten Sekunde bei uns gewinnt, so gewinnen wir diesmal. Riesenkompliment an Trainer und Mannschaft. Die Mannschaft war taktisch perfekt auf den Gegner eingestellt. Man darf auch nicht vergessen, dass einiges gegen uns lief. Tilman Pröhl hat früh zwei Zeitstrafen, muss dann in der 57. Minute raus. Dann bekommt Philipp Vorlicek kurz vor Schluss die Zeitstrafe. Wir haben dennoch kühlen Kopf behalten. Ich bin so stolz auf die Mannschaft - das war eine überragende Leistung."

Stefan Neff (Trainer VfL Eintracht Hagen): "Ich habe das gesamte Spiel über gespürt, dass die Mannschaft unbedingt will. Wir kommen eigentlich gut rein, verwerfen aber zu viel. In der Pause habe ich den Jungs gesagt, je länger wir dran bleiben, desto mehr kommen wir in die Köpfe von Nordhorn. Nordhorn hatte den Druck und in der zweiten Halbzeit immer mehr angefangen nachzudenken. Wir konnten viele Nadelstiche setzen. Dass es am Ende gegen eine Mannschaft mit dieser Qualität und vor 2000 Zuschauern noch einmal eng werden kann, das ist doch klar. Aber wir sind mit allen Unwägbarkeiten fertig geworden - und dass wir dann noch das letzte Tor machen, ist überragend."