Nach Spielende wurde zusammen mit unseren Gästen aus der Ukraine ein gemeinsames Bild gemacht.

Siegreiche Eintrachtler und Ukrainer gleichermaßen gefeiert

Das gibt es auch nicht oft: Obwohl die Handball-Zweitliga-Partie zwischen dem VfL Eintracht und HC Motor Zaporizhzhia einen Sieger und einen Verlierer hatte, wurden am Ende beide Teams gefeiert. Die Hagener Gastgeber für ihren 34:31 (18:17)-Erfolg, der trotz neun (!) fehlender Akteure erzielt wurde, die Gäste aus der Ukraine nach einer ebenfalls couragierten Leistung von rund 100 Landsleuten auf der Tribüne. Knapp 80 von ihnen hatten die Einladung der Grün-Gelben genutzt, die Partie bei freiem Eintritt zu verfolgen. Dass sich beide Mannschaften am Ende zum gemeinsamen Gruppenfoto aufstellten, war ein schöner Abschluss eines gelungenen Handball-Abends.

Zugegeben: Punkte für den Klassenerhalt oder mehr wurden am zwölften Spieltag nicht vergeben. Aktuell fließen zwar alle Zähler, die die 19 deutschen Zweitliga-Teams in den Spielen gegen die Champions-League-erfahrenen Ukrainer erringen, in die Tabelle ein, aber wenn es am Ende um Auf- und Abstieg geht, werden diese Partien herausgerechnet. Doch ein lockeres Freundschaftsspiel sahen die gut 800 Handball-Freunde in der Krollmann Arena nicht. Beide Mannschaften gingen von Anfang an sehr engagiert zur Sache und wurden von den Trainerbänken immer wieder angetrieben.

Die jetzt kriegsbedingt in Düsseldorf ansässigen Handballer aus der Ukraine freuten sich sichtlich darüber, von zahlreichen Landsleuten unterstützt zu werden - der Gästeblock war gut besetzt, blau-gelbe Fahnen wurden geschwenkt - und wollten sich von ihrer besten Seite präsentieren. Der VfL Eintracht war nach dem Rückschlag in Dormagen auf Wiedergutmachung aus. Und jene Spieler, die angesichts der vielen Ausfälle neu ins Team kamen oder mehr Spielzeit bekamen als sonst, versuchten ihre Chance nutzen. Was ihnen eindrucksvoll gelang.

Kim Voss-Fels zum Beispiel erzielte im ersten Durchgang vier Treffer, bei Tim Stefan, der in Abwesenheit von Pouya Norouzi, Philipp Vorlicek und Valentin Spohn die andere Halbposition übernahm, waren es am Ende sieben Tore. Valentin Schmidt ist nach seinen Adduktorenproblemen auf dem Weg zu alter Form, Jan-Lars Gaubatz bewies einmal mehr, dass er als Mittelmann mehr als ein Notnagel ist. Aber auch die Youngster aus dem U23-Team, die zum Einsatz kamen, wussten ihre Spielzeit zu nutzen. Als erster kam Christopher Robin Funke von der Bank, weil auch Linksaußen Theo Bürgin fehlte, dann verstärkte Tim Knutzen die Abwehr. Luca Richter und Arvid Dragunski konnten sich nach der Pause sogar in die Torschützenliste eintragen. Die Fans quittierten nicht nur dies mit Applaus.

Dass die Grün-Gelben in beiden Hälften teilweise komfortable Führungen (8:4, 25:21) wieder verspielten, wurde dem Team von Trainer Stefan Neff verziehen, das in dieser Besetzung noch nie zusammenspielte und es wohl auch in der Zukunft nicht mehr tun wird. Zaporizhzhia konnte nach dem 1:1 nur ein einziges Mal ausgleichen: nach 26 Minuten zum 15:15! Überragender Torschütze in Halbzeit eins war Ihor Turchenko, der vor der Pause achtmal traf. Im zweiten Durchgang wurde der Rückraumlinke besser abgeschirmt und war nur noch einmal erfolgreich. Auch ein Grund dafür, dass das Neff-Team auf der Zielgeraden eine Fünftore-Führung (34:29, 57.) herauswerfen und die von den Kölner Schiedsrichterinnen Sophia Janz und Rosana Sug gut geleitete Partie damit für sich entscheiden konnte. Die VfL-Anhänger applaudierten ihrem Sieger-Team, die Fans in Blau und Gelb feierten ihre unterlegenen Landesleute ebenfalls.

VfL Eintracht Hagen: Paske (6 Paraden/22,22 Prozent), Mahncke (4/28,57) - Pröhl (2), Schmidt (5/1), Renninger (1), Voss-Fels (4), Funke, Gaubatz (4), Knutzen, Stefan (7), Toromanovic,  Dragunski (1), Jukic (3), Richter (1), Busch (6/2).

HC Motor Zaporizhzhia: Chudinov (4/16,00), Komok (3/18,75) - Kubatko, Blyzniuk (3), Denysov (4), Osadchyi, Turchenko (9), Cosano, Kravchenko (4), Tomashevskyi (1), Horovyi, Horiha (1), Kasai (3/1), Andjelic (3), Truchanovicius (1), Tiutiunnyk (2).

Schiedsrichter: Sophia Janz/Rosana Sug (Köln)

Zeitstrafen: 1:3

Zuschauer: 807


Michael Stock, Sportdirektor VfL Eintracht: „Die Mannschaft hat auch in dieser Besetzung sehr viel Tempo gemacht, gut aus der Abwehr umgeschaltet und verdient gewonnen. Das gibt uns weitereres Selbstvertrauen für die Zukunft. Bemerkenswert war der couragierte Auftritt von Luca Richter, der seine Sache sehr gut gemacht hat. Wir müssen weiter arbeiten, um dann in Lübeck die nächste schwere Aufgabe zu bestehen.“

Gintaras Savukynas, Trainer HC Motor Zaporizhzhia: „Ein Dankeschön an die Hagener Fans, die sehr fair waren und auch uns unterstützt haben. Das war eine schöne Atmosphäre. In der ersten Halbzeit haben wir diszipliniert im Angriff gespielt, nach der Pause wurden doch einige Chancen ausgelassen. Am Ende ging bei uns ein bisschen die Energie verloren, in der Schlussphase war Hagen das bessere Team.“

Stefan Neff, Trainer VfL Eintracht: „Wir haben heute einen schönen Handballabend erlebt. Wir hatten in der Trainingswoche den Schwerpunkt auf Tempospiel gelegt, das konnte man heute auch sehen, mit der Umsetzung bin ich sehr zufrieden. Jeder, der beim Spiel ,ohne Neun' zum Einsatz kam hat gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann. Wir haben jetzt drei der letzten vier Spiele gewonnen und damit die richtige Reaktion auf die Niederlage in Dormagen gezeigt. Es war ein guter Auftritt der Jungs, die noch nie in dieser Besetzung zusammengespielt haben. Sie haben sich jetzt etwas Erholung verdient.“