Vier Versuche, vier Tore und jede Menge Defensivpower: Eintracht-Kreisläufer Tilman Pröhl.

Nie war ein Punkt wertvoller als heute

Sie haben gewiss nicht alles richtig gemacht, aber bis zum Schluss alles gegeben und immer an die Möglichkeit des (Teil-)Erfolges geglaubt. Dank einer wahrhaften Energieleistung hat sich der VfL Eintracht Hagen beim 32:32-Remis gegen den Tabellenzweiten HBW Balingen-Weilstetten am Samstagabend den bis dato wichtigsten Punkt der Saison gesichert. Wichtig für die Tabelle. Wichtig vor allem aber für die Moral.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Josip Jukic (LA), Pouya Norouzi (RL), Max Öhler (RM/Abwehr-Angriff-Wechsel mit Max Granlund), Jan von Boenigk (RR), André Alves (RA), Tilman Pröhl (KS)


Einen kurzfristigen Ausfall hatte die Eintracht bereits vor dem Anpfiff zu beklagen. Kapitän Niclas Pieczkowski musste krankheitsbedingt passen, dafür rückten Jan-Lars Gaubatz und Luca Richter ins Aufgebot.

Und es begann exzellent für die Eintracht. Jan von Boenigk nach dynamischer Kreuzung, Max Granlund aus der zweiten Welle und Josip Jukic ins leere Gästetor - ruckzuck stand es 3:0 für die Grün-Gelben. Balingen ließ indes nicht abreißen, hatte dann allerdings einen ersten Rückschlag zu verkraften. Hagens immens dynamischer Max Öhler kassierte von HBW-Kreisläufer Max Santos einen höchst unglücklichen, aber eben auch harten Wirkungstreffer an den Kopf. Keine Absicht, aber folgerichtig glatt Rot (7.).

Öhler musste zum Check durch Eintracht-Mannschaftsarzt Dr. Ralf Wünnemann kurz in die Kabine, Pouya Norouzi rückte auf die Spielmacherposition, Max Granlund in den linken Rückraum. Und die Eintracht blieb im Momentum, erhöhte durch Pierre Buschs Siebenmeter gar auf 9:5 (10.). Neun Treffer in zehn Minuten, praktisch keine Fehler - gut sah das aus.

Nicht so gut sah die nächste Rote Karte des Abends aus. Gesichtstreffer von Csaba Leimeter gegen Jan von Boenigk (12.) - die Referees Nils Hennekes/Moritz Hartmann hatten gar keine andere Wahl mit ihrer Entscheidung, wenngleich die Gästebank dies völlig anders zu sehen schien…

Kurzum: Es war richtig Thermik drin in diesem Abend. Exemplarisch: Erst Max Öhlers “Not-Tor” in höchster Zeitspielbedrängnis plus anschließendem Steal zum 13:10 wurde abgelöst durch Balingens 13:13-Ausgleich nur dreieinhalb Minuten später. Weitere drei Minuten später: 16:13 für Hagen. Der eingewechselte HBW-Keeper Benedek Nagy machte den Eintracht-Angreifern das Leben nun zwar zunehmend schwerer, dennoch ging es mit einer 19:17-Führung der Hausherren in die Pause dieser oftmals atemlosen Partie.

Das flexible Balinger Kreisläuferspiel legte den Grundstein dafür, dass die “Gallier” schon kurz nach Wiederanpfiff ausglichen und durch Elias Huber (37.) erstmals überhaupt an diesem Abend in Führung gingen (20:21).

Beide Mannschaften agierten auch in der Folge auf nahezu identischem Niveau. Leidenschaftlich, um jeden Zentimeter kämpfend, in Abwehr wie im Angriff. In Unterzahl kassierte die Eintracht den ersten 2-Tore-Rückstand des Abends (Sascha Pfattheicher mit seinem siebten Treffer zum 25:27/47.). Auszeit Hagen. Sieben Feldspieler in der Variante mit vier Rückraumspielern und weiterhin einem Kreisläufer.

Aber: Die Eintracht-Angriffe versandeten nun ein ums andere Mal, während Balingen ungemein abgeklärt - vor allem über den Kreis - die Akzente setzte. Tilman Pröhl brachte den Eintracht-Fans die Hoffnung zurück (28:29/53.). Der Ball zum möglichen Ausgleich landete indes im Seitenaus, wenig später dann ein zu früher Eintracht-Abschluss. Das hätte das 30:30 sein können.

100 Sekunden vor Ende: letzte Eintracht-Auszeit bei 30:32-Rückstand. Zeitstrafe gegen Bennet Strobel. 90 Sekunden noch. Zeitstrafe gegen Tobias Heinzelmann. 81 Sekunden noch. Jan von Boenigk trifft per Kempa erneut zum Anschluss. Und als Josip Jukic final den Ball klaut, der unwiderstehliche Max Öhler von Elias Huber nur siebenmeterreif gestoppt werden kann (die Zeitstrafe kassierte Tim Matthes) und Kim Voss-Fels vom Punkt maximal humorlos rechts flach ins HBW-Gehäuse zum Ausgleich verwandelt, kennt der Jubel in der “Ische” keine Grenzen mehr. Zu Recht!


Eintracht: Paske (2 Paraden/13 Prozent), Bochmann (7/28) - Öhler (3), Norouzi (4), Pröhl (4), Alves, Voss-Fels (2/1), Israel, Gaubatz (1), Granlund (2), Pfalzer, Jukic (4), Richter, Busch (5/2), von Boenigk (7)
HBW: Kornecki (3/14), Nagy (4/24) - Blomgren (3), Matthes (2), Leimeter (1), Huber (6), Strobel, Santos (1), Grüner, Timmermeister (1), Müller (3), Fügel, Schneibel (5), Heinzelmann (2), Pfattheicher (8/4)
Schiedsrichter: Nils Hennekes/Moritz Hartmann (Dortmund/Gütersloh)
Zeitstrafen: Eintracht 5, HBW 8 plus Rote Karte gegen Santos (7.) wegen groben Foulspiels plus Rote Karte gegen Leimeter (12.) wegen groben Foulspiels
Siebenmeter: Eintracht 3/5 (verworfen: Busch und von Boenigk), HBW 4/4
Zuschauer: 1.102


Tilman Pröhl (Kreisläufer VfL Eintracht Hagen): “Das fühlt sich natürlich gut an, auch wenn es nur ein Punkt war und kein Sieg. Das ist ein gewonnener Punkt. Wir haben in den vergangenen Wochen oft Spiele aus der Hand gegeben, nachdem wir geführt haben. Dass wir uns heute zurück kämpfen und etwas mitnehmen, das macht mir Mut, das gibt Kraft für die nächsten Aufgaben.”


Und hier geht's direkt zur Pressekonferenz mit beiden Trainern - Matti Flohr und Pavel Prokopec -, moderiert von Dirk Müller.