Starke Vorstellung auf der Linksaußenposition der Eintracht: Benedikt Israel sorgte mit seinem fünften Treffer und einer 100-Prozent-Quote für die Entscheidung beim 34:32-Sieg gegen den BHC.

Weihnachtlicher Rock'n'Roll im "Tollhaus Ischelandhalle"

Vorgezogene Bescherung in der Ischelandhalle: In einem mitreißenden Handballspiel ringt der VfL Eintracht Hagen am Sonntagabend den Tabellenführer der 2. HBL, den Bergischen HC, mit 34:32 (17:18) nieder. 2.098 Zuschauer sorgen für eine fantastische Atmosphäre beim Weihnachtsspiel. Laute statt stille Nacht in Hagen.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Benedikt Israel (LA), Pouya Norouzi (RL), Max Öhler (RM/Angriff-/Abwehrwechsel mit Niclas Pieczkowski), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Bevor es überhaupt losging in der nahezu ausverkauften Ischelandhalle, hielten Spieler, Offizielle und die offiziell 2.098 Zuschauer mehr als nur einen Moment inne - aus zwei Gründen: Seit dem 10. Dezember ist die Eintracht-Familie um ein liebes Mitglied ärmer. Frank-Rainer Lebuser starb nach schwerer Krankheit im Alter von 75 Jahren. Der Mann, den alle nur „Mütze“ nannten, war über Jahrzehnte quasi das Gesicht der Ischelandhalle, unterstützte die Eintracht rund um die Hallenlogistik, wo er nur konnte. Mach's gut Mütze!

Und auch die schreckliche Amokfahrt auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg vom Freitag war in den Handball-Hallen Deutschlands natürlich ein Thema an diesem Wochenende. Hagen machte da keine Ausnahme. Nach den passenden Worten von Hallensprecher Thorsten Barteldrees wurde in einer Schweigeminute den fünf Toten und mehr als 200 Verletzten gedacht. Alles andere als einfach, danach zum Tagesgeschäft, sprich einem Handballspiel, überzugehen…

In das startete die Eintracht mit einer Änderung der „ersten Sieben“, Benedikt Israel ersetzte Josip Jukic auf der Linksaußenposition. Spoileralarm: eine gute Entscheidung von Eintracht-Coach Pavel Prokopec. Ein gänzlich neues Gesicht derweil im BHC-Kader. Der Isländer Arno Vidarsson war unter der Woche vom dänischen Erstligisten Fredericia Handboldklub gekommen. Der Rückraumlinke soll vorerst bis zum Saisonende auf Leihbasis für Entlastung sorgen, wo im übrigen auch Robin Granlund, Bruder von Eintracht-Neuzugang Max Granlund, zu Hause ist. Nicht dabei beim BHC: Torhüter Christopher Rudeck (Finger-OP).

Die Partie begann temporeich und mit dem Momentum auf Hagener Seite, wobei die Fehlerquote aufseiten des Gastes zunächst untypisch hoch war. Die 2:0-, 4:2- und 5:3-Führung tat der Eintracht gut. Balsam fürs Selbstvertrauen.

Nach etwas mehr als zwölf Minuten hatte der BHC die Partie erstmals gedreht - Ibrahim Massoud in Überzahl zum 7:8 (13.). Die Eintracht konterte ihrerseits, trotz zwischenzeitlicher doppelter Unterzahl, auf 12:10. Beide Kontrahenten verteidigten leidenschaftlich, suchten oftmals den Weg über die Kreisläufer und bemühten sich um extrem zügiges Umschaltverhalten.

Zwei rotzfreche Israel-Tore von Linksaußen, zwei Bochmann-Paraden, aber auch bisweilen zu wenig vorbereitete Abschlüsse aus der zweiten Reihe kennzeichneten die letzten Minuten bis zur Pause - in die der BHC mit einer hauchdünnen 18:17-Führung ging.

Der Charakter der Startphase von Halbzeit zwei: unverändert. Hohes Tempo, vergleichsweise defensive Abwehrreihen, die Intensität nahe am Maximum. Benedikt Israels Gegenstoß-Heber zum 25:23 (40.) nach Pascal Bochmanns „Zuckerpass“ war die erste 2-Tore-Führung der Eintracht seit dem 12:10. Doch wie gewonnen, so zerronnen. Der BHC antwortete mit dem gewohnten Extrem-Tempo. Es blieb eng. Es blieb intensiv.

Und es ging tatsächlich noch spektakulärer: Kempa-Treffer von Pouya Norouzi auf Jan von Boenigk zum 27:26 (43.). So hoch war der Hagener Linkshänder in seiner Karriere wahrscheinlich noch nie gesprungen. Da war Musik drin. Und die war nicht weihnachtlich. Eher schon Rock'n'Roll…

Crunchtime: Mit einem 29:29-Remis geht es in die finalen zehn Minuten. 30:30, 31:30, ganz wichtige Parade des immer stärker werdenden Bochmann gegen M'Bengue, und im dritten Versuch kommt die Eintracht durch Jan von Boenigk endlich weg auf plus 2 (32:30/57.).

Die „Ische“ ist da längst zum „Hexenkessel“ geworden. Mit einer Eintracht, die extremst gut verteidigt, aber M'Bengues erneuten Anschlusstreffer nicht verhindern kann (32:31/58.). Und es geht weiter Schlag auf Schlag: Jan von Boenigks unwiderstehliche 1-gegen-1-Aktion zum 33:31 (59.), letzte Auszeit BHC 90 Sekunden vor dem Ende. Der Gast spielt vorne nun 7-gegen-6. M'Bengue zum 33:32 (immer noch 59.). Sekunden später Zeitstrafe gegen M'Bengue. Unglückliche Aktion an den Kopf von Pouya Norouzi, entsprechend korrekt entschieden von den Schiedsrichterinnen Sophia Janz/Rosana Sug, die jede Menge Arbeit hatten, aber ihren Job unterm Strich gut machten.

Die Eintracht spielt kurz darauf “Bene” Israel auf Linksaußen, nunja, “frei”. Schlechter Winkel. Egal. Israel netzt 23 Sekunden vor dem Ende ein zum 34:32. Es ist der Startschuss für eine große Party in Grün und Gelb. Und ein bisschen Rot und Weiß. Schließlich steht Weihnachten vor der Tür…


Eintracht: Paske (1 Parade), Bochmann (9 P.) - Öhler (2), Norouzi (5), Pröhl (2), Alves, Pieczkowski (3), Voss-Fels (5/4), Israel (5), Gaubatz, Granlund (2), Pfalzer, Jukic, Richter (1), Busch (2/1), von Boenigk (7)
BHC: Babic (1 P.), Diedrich (4 P.) - Beyer, Scholtes (1), M'Bengue (9), Granlund, Barbarskas (1), Vidarsson (1), Fraatz, Babak (3), Ibrahim Massoud (6), Gislason (1), Morante Maldonado (7/3), Fuchs, Seesing (3), Wasielewski
Schiedsrichterinnen: Sophia Janz/Rosana Sug (Köln)
Zeitstrafen: Eintracht 3, BHC 4
Siebenmeter: Eintracht 5/5, BHC 3/4 (verworfen: Morante Maldonado)
Zuschauer: 2.098


Benedikt Israel (Linksaußen VfL Eintracht Hagen): „Heute hat fast alles geklappt - und zwar von allen. Um gegen den BCH zu gewinnen, muss das ganze Team gut drauf sein. Dieser Sieg gibt uns eine Menge Selbstvertrauen. Was wir heute gemacht haben, ist das, wozu wir in der Lage sind. Das Ziel muss auf jeden Fall sein, in Lübbecke jetzt auch zu gewinnen.“


Hier geht es direkt zur Pressekonferenz mit den Trainern Markus Pütz (BHC) und Pavel Prokopec (Eintracht), moderiert von Dirk Müller und präsentiert von Gebler-Immobilien.