Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Benedikt Israel (LA), Pouya Norouzi (RL), Niclas Pieczkowski (RM), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)
Bevor es in der Ischelandhalle freilich zum sportlichen Tagesgeschäft ging, galt es - jetzt auch ganz offiziell - Abschied zu nehmen. Joachim Muscheid, Geschäftsführer der Handball-Management GmbH, bedankte sich bei Stefan Neff für fünf meist erfolgreiche Jahre als Cheftrainer in Diensten der Eintracht. Und auch der (Ex-)Coach richtete noch einige Worte an die Fans. „Danke für fünf super Jahre. Unterstützt die Mannschaft und den Verein weiter“, appellierte Neff an die Zuschauer, „und auf bald…“
Keine Überraschungen zum Anpfiff: Stefan Neffs Nachfolger Pavel Prokopec hatte exakt derselben „Starting Seven“ das Vertrauen geschenkt wie zuletzt in Konstanz, und der TV Hüttenberg deckte exakt so offensiv wie erwartet.
Folge: Ohne jedes Abtasten, ging es direkt zur Sache. Die Eintracht lag nach vier Minuten erstmals vorne, Hüttenberg hatte bereits zwei Zeitstrafen kassiert, Hagen aber seinerseits auch schon erste Einzahlungen aufs Fehlerkonto vorgenommen.
Zwei gut aufgelegte Torhüter (Paske, Shamir), zwei engagiert verteidigende Abwehrreihen und zwei Offensivformationen, in denen bei weitem nicht alles rund lief - das war in der “Ische” die Anfangsphase, deren erster echter Aufreger sich nach einer knappen Viertelstunde einstellte. Vit Reichl räumte Pouya Norouzi ab. Über die Berechtigung dieser Roten Karte gab es keine zwei Meinungen.
Zum Vorteil sollte diese Entscheidung der Eintracht indes nicht gereichen. Stattdessen gewann der Gast fortan Oberwasser. Pavel Prokopec steuerte mit dem siebten Feldspieler dagegen - in der Variante mit vier Rückraum- und weiterhin nur einem Kreisspieler. 12:13-Rückstand zur Pause. Alles drin für beide Teams.
Der bessere - und vielleicht sogar schon vorentscheidende - Start in Abschnitt zwei glückte den Mittelhessen, die sich nach viereinhalb Minuten erstmals mit vier Toren abgesetzt hatten (12:16/Theiß, 34.). Nach knapp sieben Minuten Auszeit Hagen. Der Eintracht-Rückstand war inzwischen auf 13:18 gewachsen. „Wir müssen es übers Tempo lösen“, gab Pavel Prokopec seinem Team mit auf den Weg.
Fakt war zu diesem Zeitpunkt: Hüttenberg agierte die entscheidende Spur mutiger, während die Eintracht - nicht immer zu Unrecht - mit Pfiffen der bisweilen arg unabgestimmt wirkenden Unparteiischen haderte. Klar war aber auch: Die Hagener Fehlerquote war letztlich zu hoch, um die Verantwortung am Spielverlauf an Dritte abzugeben.
Und so nahm der Abend einen aus grün-gelber Sicht unerfreulichen Verlauf. Über 14:19 und 18:23 spielte der Gast den Sieg in Richtung Ziellinie, weil die Eintracht offensiv einfach zu wenig anzubieten hatte gegen leidenschaftlich verteidigende Hüttenberger.
Die finalen zehn Minuten musste die Eintracht zudem ohne Pouya Norouzi bestreiten - Rote Karte in der 51. Minute. Die „Strafbänke“ füllten sich in dieser Schlussphase rapide. Ob beidseitig berechtigt, sei dahingestellt. Stichwort: Verhältnismäßigkeit. Eine schwierig zu verortende Vokabel an diesem Tag.
Sei's drum: Die Eintracht steckte dennoch nicht auf, verkürzte durch von Boenigks Treffer ins leere Hüttenberger Tor und Pieczkowskis Gegenstoß noch einmal auf 21:23 (54.). Jan-Lars Gaubatz legte nach einer sehr harten Offensivfoulentscheidung gegen Hüttenberg sogar noch auf 23:24 nach. Es war nicht der Abend der Offensivreihen. Und es war längst nicht mehr der Abend der Referees.
Irgendwie brachten alle Beteiligten dieses inzwischen komplett zerfahrene Spiel dennoch zu Ende. Die aufkeimende, leise Eintracht-Hoffnung auf einen Zähler auf den letzten Metern, sie wurde dabei nicht erfüllt. Dem TVH war das herzlich egal. Die Hessen nahmen beide Punkte mit nach Hause auf die Fahrt die A45 hinunter, während die Eintracht vorerst auf einen Abstiegsplatz abgerutscht ist.
Eintracht: Paske (7 Paraden/27 Prozent), Bochmann (2/20) - Öhler (2), Norouzi (4), Pröhl (2), Alves (3/2), Pieczkowski (3), Voss-Fels, Israel, Gaubatz (2), Granlund (2), Pfalzer, Jukic (1), Busch (1), von Boenigk (6)
TVH: Shamir (12/40), Böhne (1/13) - Schwarz (5), Kirschner (6/4), Theiß (7), P. Ohl (1), L. Ohl (1), Zörb (1), Spandou, Rüdiger, Reichl, Haack, Klein, Kompenhans (3), Schreiber (2), Kuntscher (1)
Schiedsrichter: Felix Thrun/Nicolas Jaros (Lauterstein/Waldstetten)
Zeitstrafen: Eintracht 8 plus Rote Karte gegen Norouzi wegen groben Foulspiels (51.) plus Rote Karte gegen Pröhl nach der dritten Zeitstrafe (54.), TVH 6 plus Rote Karte gegen Reichl (14.) wegen groben Foulspiels
Siebenmeter: Eintracht 2/3 (verworfen: Busch), TVH 4/5 (verworfen: Kirschner)
Zuschauer: 953
Jan von Boenigk (bester Eintracht-Torschütze):„Es ist einfach ganz, ganz bitter im Moment. Es sind diese Phasen in der zweiten Halbzeit, in denen wir zu lange ohne Tor bleiben. Das ist zu schlecht, um in Summe das Spiel gewinnen zu können. In den letzten zehn Minuten sieht man, dass wir fighten können, dass wir wollen. Und wir kommen nochmal auf einen heran. Aber zwischen der 40. und 50. Minute schießen wir uns einfach selber ins Bein. Doch wir haben uns das selbst eingebrockt. Es sind gewisse Sachen umgestellt worden durch den Trainerwechsel, das war ein Break mitten in der Saison. Wir müssen die Wut jetzt ummünzen und in Nordhorn gewinnen.“
Und was sagen die beiden Trainer zum Spiel? - Hier geht es direkt zur Pressekonferenz mit Stefan Kneer (Hüttenberg) und Pavel Prokopec (Eintracht), moderiert von Dirk Müller.