Eine stattliche Fan-Gruppe hatte die Eintracht nach Lübeck begleitet: Entsprechend groß war der Jubel bei Anhängerschaft und Team nach dem Schlusspfiff.

Hagener Abwehrbeton und der Schulterschluss mit den Fans

Was, bitteschön, war das denn für eine starke Defensivleistung? - Hagener Abwehrbeton inklusive guter Torhüterleistungen und offensiv ein Max Öhler "on fire" waren die Basis für den hochverdienten 27:22-Sieg am Samstagabend beim VfL Lübeck-Schwartau. Beide Teams lieferten sich in der Hansehalle eine von den Abwehrreihen und mancherlei taktischem Kniff geprägte Auseinandersetzung.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Max Öhler (RL/Abwehr-Angriff-Wechsel mit Niclas Pieczkowski), Pouya Norouzi (RM), Max Öhler (RM), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Keine Überraschung in der Mannschaftsaufstellung der Eintracht: Wie von Cheftrainer Pavel Prokopec angekündigt, war Kapitän Niclas Pieczkowski nach überstandenem Infekt wieder mit von der Partie und stabilisierte vom Start weg massiv den Abwehrinnenblock, während Max Öhler - Spoileralarm: mit ganz, ganz starker Leistung - zunächst im linken Rückraum angriff und Pouya Norouzi in der Mitte startete. Bald schon wechselten die Grün-Gelben aber in ihre gewohnte Formation zurück.

Nicht nur ihre erste, sehr frühe numerische Unterzahl (Pieczkowski) überstand die Eintracht gut, weil die Abwehr inklusive Maurice Paske im Tor wach und flexibel wirkte (1:2/Pröhl, 6.). In Sachen physischer Präsenz und Bereitschaft taten sich beide Teams nicht viel - Vollkontaktsport auf beiden Seiten, das war die Devise.

Jan von Boenigks kraftvolle 1:1-Bewegung, veredelt mit dem Treffer zum Hagener 5:2 (12.), komplettierte die gute Startphase der Gäste. Drei Gegentreffer nach einer Viertelstunde - das war ein erstes (und nicht das letzte) Statement der Hagener Abwehr, die in der Tendenz deutlich offensiver ausgerichtet war als zuletzt, ohne indes an Kompaktheit einzubüßen.

Lübeck-Coach David Röhrig versuchte es fortan mit vier Rückraumspielern und ohne Kreisläufer, um Zweikampf-Situationen zu forcieren. Pavel Prokopec reagierte mit einer noch offensiveren 6:0-Abwehr. Gut war das. Oftmals sogar sehr gut.

Dass Lübeck dennoch zum 8:8 ausglich, lag an mehreren starken und erfolgreichen Zweikämpfen der Gastgeber, dem Umstand, dass die Eintracht in dieser Phase nicht nur einmal mit der Tendenz der 50:50-Pfiffe der Unparteiischen haderte und offensivem Steigerungsbedarf der Gäste. Mit einem 11:11 ging es in die Pause - alles drin für beide Teams.

Zwei Prachtparaden von Eintracht-Keeper Pascal Bochmann leiteten den zweiten Durchgang ein, der den torarmen Charakter der Partie bestätigte. Beide Abwehrreihen agierten weiter auf hohem Niveau, offensiv taten sich VfL und VfL indes schwer. Umso wichtiger “einfache” Tempotore - wie das 11:13 durch Pierre Busch (35.).

In Unterzahl (!) erhöhte Pierre Busch gar auf 15:12, der grün-gelbe Anhang in der Hansehalle war jetzt deutlich hörbar. Beim Stand von 14:17 (42.) zogen die Hausherren ihr zweites Teamtimeout, beerdigten ihre “Ohne-Kreisläufer-Variante” im Angriff. Die Chance, erstmals auf vier Treffer davonzuziehen, vergab die Eintracht danach zunächst gleich dreimal, ehe Pierre Busch Versäumtes zum 15:19 nachholte. 

Es war im Rückblick jene Phase der Partie, in der sich Lübecker Fehler häuften, Pascal Bochmann das Eintracht-Tor als letzte Instanz hinter einer weiterhin überragenden Hagener Abwehr vernagelte. Und weil es vorne mit Max Öhler und Pierre Busch an der Spitze immer besser lief, standen bei der letzten Lübecker Auszeit neun Minuten vor dem Ende und einer auf sieben (!) Treffer gewachsenen Führung alle Zeichen auf Eintracht-Sieg. 

Dem letzten “Mini-Flow” der Hansestädter begegnete Pavel Prokopec mit einer weiteren Auszeit und brachte frische Kräfte. Mit Erfolg. Kim Voss-Fels mit gleich drei starken Aktionen in kurzer Zeit - die allerletzten Bedenken waren nun zerstreut. Vorne ging die grün-gelbe Fehlerquote zwar nach oben, dennoch spielte die Prokopec-Sieben die Partie sicher nach Hause. Alves' Heber, der nächste Lübecker Patzer auf Höhe der Mittellinie. Das war's…

Dass die Mannschaft im Anschluss den Weg zu den mitgereisten Fans auf die Tribüne suchte - auch ein Zeichen dafür, dass im gemeinsamen Schulterschluss auch schwierige Zeiten überstanden werden können…


Lübeck: Dreyer (10 Paraden/28 Prozent), Conrad (0/0), Hein (n.e.) - Holzhacker (3), Geenen, Willette Houmller, Hagedorn (3), Skorupa (1), Blaauw (2), Schrader (5), Langst, Hartwig, Refsgaard (1), Speckmann (2), Kingsley Emdorf (5)
Hagen: Paske (4/33), Bochmann (7/35) - Öhler (8), Norouzi (3), Pröhl (3), Alves (2), Pieczkowski, Voss-Fels (1), Israel, Gaubatz, Granlund, Pfalzer, Jukic, Busch (7/3), von  Boenigk (3)
Schiedsrichter: Fabian Friedel/Rick Herrmann (Leipzig/Zschorlau)
Zeitstrafen: Lübeck 2, Hagen 5
Siebenmeter: Lübeck 0, Hagen 3/4 (verworfen: Busch)


Pierre Busch (Rechtsaußen und siebenfacher Torschütze VfL Eintracht Hagen): “Wir haben in der Abwehr alles reingehauen, was ging und hatten eine sehr gute Torhüterleistung. Am Ende ist ein 5-Tore-Sieg deshalb auch gerecht. Wir hatten in den vergangenen Spielen speziell in der zweiten Halbzeit immer wieder Phasen, in denen wir fünf, zehn Minuten gar kein Tor gemacht haben. Heute sind wie genau in dieser Phase davongezogen und konnten das Ding relativ entspannt runterspielen. Der Punkt gegen Balingen war ein kleiner Gamechanger. Jetzt kommt das Selbstvertrauen langsam wieder. Das tut gut. Daran wollen wir anknüpfen.”