Bester Eintracht-Torschütze im Derby, aber bisweilen auch glücklos im Abschluss: Jan von Boenigk (5).

Derby-Niederlage macht den Eintracht-Fehlstart perfekt

Seit Freitagabend ist der Fehlstart des VfL Eintracht Hagen in die Zweitliga-Saison 2024/25 perfekt. Die Grün-Gelben unterlagen im Westderby bei TuSEM Essen mit 23:25 (11:13) und haben nach vier Spieltagen nun 2:6 Punkte zu Buche stehen. Saisonübergreifend ist die Eintracht in der 2. HBL seit inzwischen 168 Tagen ohne Sieg. Der letzte Erfolg war das spektakuläre 37:33 über den 1. VfL Potsdam am 12. April diesen Jahres.


Startaufstellung Eintracht: Pascal Bochmann (TW) - Benedikt Israel (LA), Pouya Norouzi (RL), Niclas Pieczkowski (RM), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Wem an diesem unerquicklichen Abend in der Essener Sporthalle “Am Hallo” kein Vorwurf gemacht werden konnte: Zuvorderst dem stattlichen Fan-Block mit seinem unermüdlichen Support, der Abwehr und beiden Torhütern. Offensiv hingegen lief nichts, aber auch gar nichts zusammen.

Aber der Reihe nach: Auf einer Position hatte Stefan Neff umgestellt im Vergleich zum Montag. Benedikt Israel startete für Josip Jukik auf der Linksaußenposition. Ansonsten: Alles so wie gegen den TSV GWD Minden.

Technische Fehler gering halten, das war die Marschroute der Eintracht. Das gelang zum Start und auch darüber hinaus nicht. Unrund lief der Angriff von Beginn an, leistete sich eben jene Fehler und kassierte gleich zwei Treffer ins leere Tor, als Tilman Pröhl früh auf der Strafbank schmorte. 1:4, 2:5 - so hatte sich niemand mit Hagener Sympathien den Einstieg ins Derby vorgestellt.

Pascal Bochmanns Siebenmeter-Parade gegen Nils Homscheid brachte erste Emotionen ins Hagener Spiel, genauso gut machte es auf der Gegenseite wenig später Dennis Wipf, der gegen Pierre Busch den Hagener Ausgleich verhinderte. Den besorgte dann Pouya Norouzi (6:6/13.). 

Fazit der Startviertelstunde: viel Stückwerk auf beiden Seiten, schon vier Zeitstrafen (Pröhl und Voss-Fels bei der Eintracht, Schoss/2 für TuSEM), zwei gute Torhüter und stabile Abwehrreihen. Richtig schön geht anders.

Nach 18 Minuten dennoch die erste Eintracht-Führung auf der Anzeigetafel vor mehr als 1.400 Zuschauern: 7:6. Bis zur Pause wechselte das Momentum mehrfach. Schlussfolgerung: Dieses Spiel wird gewinnen, wer es nachhaltiger schafft, eine Spur von Konstanz in seine Angriffsaktionen zu bekommen. Nach 30 Minuten war das keines der beiden Teams (13:11).

An der Grundtendenz der Partie änderte sich auch nach der Pause nichts. Jan Reimer per feinem Kempa-Trick und Alex Schoss erhöhten für Essen auf 16:12, während die Eintracht weiter überhaupt keinen Spielfluss fand, stattdessen große und kleine Fehler aneinander reihte.

Früh (13:17/39.) zog Stefan Neff das zweite Team-Timeout, baute den Rückraum um auf die Devise “klein und schnell” (Norouzi/Öhler/Richter). Doch der nächste Rückschlag folgte auf dem Fuß. Benedikt Israel sah nach Minimalkontakt gegen TuSEM-Rechtsaußen Jan Reimer “Rot” (41.). Was dem Fußball sein Handspiel im Strafraum, ist dem Handball inzwischen die Bewertung von Kontakten zwischen Außenangreifern und -verteidigern. Die obersten Regelhüter bekommen es speziell in diesem Bereich längst nicht mehr hin, klare Bewertungskriterien zu implementieren. 

Mit dem Ausgang des Westderbys hatte diese Entscheidung freilich nichts zu tun, weil die Eintracht inzwischen zusätzlich zu den benannten Offensivschwächen auch vom Siebenmeterpunkt nachhaltig schwächelte. Insgesamt dreimal scheiterten Pierre Busch bzw. André Alves von der Marke. Bei drei Versuchen.

Zwischen vier bis fünf Treffern schwankte der Rückstand der Eintracht fortan. Acht Minuten vor dem Ende erwischte es mit glatt Rot auch Kapitän Niclas Pieczkowski. Gesichtstreffer gegen Finn Wolfram - keine Diskussionen über diesen Feldverweis.

Dann die letzten Minuten. Bis auf 22:24 kommt Hagen trotz aller Defizite noch einmal heran. 90 Sekunden auf der Uhr, Minimalhoffnung auf zumindest einen Zähler. Doch nach Plaues Parade gegen Norouzis Schlagwurf hält TuSEM alle Trümpfe in der Hand. Und spielt diese auch aus. Ein Westschlager auf niedrigem Niveau hat seinen verdienten Sieger gefunden. 


TuSEM: Wipf (2 Paraden/17 Prozent), Plaue (8/40) - Gottler (1), Hermeling, Wolfram (1), Wilhelm (2), Homscheid (2/1), Reimer (6/3), Eißing (1), Szczesny (1), Szuharev (2), Neuhaus (1), Kostuj (2), Mast (5), Werschkull, Schoss (1)
Eintracht: Paske (3/38), Bochmann (6/25) - Öhler (2), Norouzi (4), Pröhl, Alves (1), Pieczkowski (2), Voss-Fels (1), Israel (2), Gaubatz (1), Pfalzer, Jukic (1), Richter, Busch (4), von Boenigk (5)
Schiedsrichter: Malte Frank/Leonard Bona (Radevormwald/Remscheid)
Zeitstrafen: TuSEM 6 plus Rote Karte gegen Schoss nach der 3. Zeitstrafe (50.); Eintracht 3 plus Rote Karte gegen Israel (41.) wegen groben Foulspiels plus Rote Karte gegen Pieczkowski (52.) wegen groben Foulspiels
Siebenmeter: TuSEM 4/5 (verworfen: Homscheid), Eintracht 0/3 (verworfen: Busch/2 und Alves)
Zuschauer: 1.464