Am Freitagabend trifft der VfL Eintracht Hagen auf den HC Motor Zaporizhzhia.

Ukrainischer Serienmeister mit Champions-League-Erfahrung sorgt für internationales Flair

Wer am Freitagabend den Weg zum Zweitliga-Handball in der Krollmann Arena findet, den erwartet internationales Flair. Um 19.30 Uhr hat der VfL Eintracht Hagen den ukrainischen Serienmeister HC Motor Zaporizhzhia zu Gast. Eine Mannschaft, die in der Champions League als mehrmaliger Achtelfinalist viel Erfahrung sammelte und die durch ihre Aufnahme in den deutschen Zweitliga-Betrieb vor dem Zerfall bewahrt wurde.

Dass ein ausländisches Team kriegsbedingt in einer deutschen Liga mitmischen darf, ist ein einmaliges Projekt. „Wir verfahren nach dem Motto ,Handballer helfen Handballern‘ und sichern damit vorerst die Existenz von HC Motor Zaporozhzhia“, so begründete HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann vor Saisonbeginn die Aufnahme der Ukrainer in die deutsche 2. Liga. „Gleichzeitig gelingt es uns, die Handballer und ihre Familien, die mit der ausdrücklichen Unterstützung ihrer Regierung nach Deutschland kommen, vor den unmittelbaren Auswirkungen des menschenverachtenden Angriffskrieges der Russischen Föderation zu schützen.“  

Als Heimspielstätte wurde Zaporozhye (es gibt in Deutschland mehrere Schreibweisen), das seine Partien mangels einer eigenen den internationalen Standards genügenden Halle früher im 300 Kilometer entfernten Charkiw austrug, das Düsseldorfer CASTELLO zur Verfügung gestellt. Dort hat der neunmalige Landesmeister (seit 2013 immer) auch seine beiden bisherigen Siege in der 2. HBL geschafft: Der HC Empor Rostock wurde mit 27:24 bezwungen, gegen die Wölfe Würzburg gab es einen 32:28-Erfolg. Aber auch die knappen Auswärtsniederlagen bei Nordhorn-Lingen (29:30) und dem ungeschlagenen Tabellenführer Balingen-Weilstetten (32:33) bewiesen, dass der zweitbeste Liga-Torschütze Ihor Turschenko (77/22) und Co. keine Laufkundschaft für die einheimischen Konkurrenten sind.

Darüber ist sich auch Stefan Neff im Klaren, dessen Grün-Gelbe es bereits in der Saison-Vorbereitung mit dem ukrainischen Ausnahme-Team zu tun bekamen und 31:31 spielten: „Wir sprechen über einen Serien-Teilnehmer am Europapokal, der kriegsbedingt vielleicht nicht mehr so stark ist wie früher, aber immer noch eine gute Mannschaft hat.“ Mit entsprechend heftiger Gegenwehr rechnet der Eintracht-Coach am Freitagabend. Nach dem Rückschlag zuletzt in Dormagen (24:30) hatte der Hagener Übungsleiter unabhängig von der Einstimmung auf den kommenden Gegner genug zu besprechen. „Ein Auftritt wie in der mit 9:16 verlorenen ersten Halbzeit ist inakzeptabel, deshalb bin ich mit der Mannschaft auch hart ins Gericht gegangen“, daraus macht Neff keinen Hehl.

Die Zahl der Akteure, die am Freitag Wiedergutmachung betreiben sollen und können, ist allerdings weiter geschrumpft. Pouya Norouzi, schon in Dormagen durch Leistenprobleme gehandicapt, fällt ebenso aus wie Philipp Vorlicek (Sprunggelenksprobleme) und der erkrankte Valentin Spohn. Womit fast der gesamte Stamm-Rückraum auf der Invalidenliste steht. Von den langzeitverletzten Daniel Mestrum, Alexander Becker, Luca Klein und Frederic Stüber gar nicht zu reden.

„Wir haben mit Leuten wie Tilman Pröhl, Julian Renninger, Valentin Schmidt, Tim Stefan, Jan-Lars-Gaubatz, Kim Voss-Fels, Theo Bürgin, Damian Toromanovic sowie den Torhütern Tobi Mahncke und Mats Grzesinski immer noch einen Großteil des Teams zusammen, mit dem wir im vergangenen Jahr aufgestiegen sind“, vertraut Stefan Neff dem zur Verfügung stehenden Personal, das durch Keeper Maurice Paske, Pierre Busch, den inzwischen aus der „Zweiten“ hochgezogenen Josip Jukic sowie dem einen oder anderen aktuellen U23-Akteur komplettiert wird. Dass die erzielten Ergebnisse gegen die Ukrainer am Ende der Saison aus der Tabelle herausgerechnet werden, ist für den Eintracht-Übungsleiter kein Grund, dieses Spiel einen Deut weniger engagiert anzugehen: „Gerade in unserer aktuellen Situation und vor eigenem Publikum müssen wir alles raushauen. Wir wollen und müssen uns ja auch weiterentwickeln!“

Wie sich die Grün-Gelben in dieser außergewöhnlichen Zweitliga-Partie gegen einen Champions-League-erfahrenen Gegner präsentieren, können ukrainische Handball-Freunde im Zuge einer Solidaritätsaktion gratis in der Krollmann Arena verfolgen. Sie sollen sich um 18.30 Uhr vor der Halle einfinden, wo sie von Iryna Hornieva, einer ukrainischen Journalistin, die jetzt in Hagen lebt, in Empfang genommen werden. Wer keine Gelegenheit hat, vor Ort dabei zu sein, kann das Spiel live bei sportdeutschland.tv verfolgen.