Startaufstellung Eintracht: Pascal Bochmann (TW) - Josip Jukic (LA), Pouya Norouzi (RL), Niclas Pieczkowski (RM), Jan von Boenigk (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)
Keine Überraschungen bei den Personalien vor dem Anpfiff. Beim Gast - das ist durchaus ungewöhnlich - waren alle 17 Kader-Akteure fit, TuSEM-Coach Daniel Haase hatte entsprechend die Qual der Wahl.
Und die Eintracht? - Bei Torhüter Maurice Paske reichte es krankheitsbedingt erneut nicht für einen Einsatz, für ihn rückte aus der U23 Sven Brockmeyer nach. Alle anderen am Sonntag in Minden noch fehlenden Akteure (Niclas Pieczkowski, Tilman Pröhl, Joshua Thiele) waren dabei. „Allerdings noch nicht bei 100 Prozent“, wie Eintracht-Cheftrainer Pavel Prokopec vor dem Anpfiff rekapitulierte. Weil die Kreisläufer-Position von diesem Handicap gleich doppelt betroffen war, stand mit Arne Quittmann aus der U23 ein dritter Kreisläufer im Kader.
Los ging's für die Eintracht in schicken Karnevals-Sondertrikots mit Treffern von Tilman Pröhl, Niclas Pieczkowski und Josip Jukic sowie zwei Paraden von Pascal Bochmann. 3:0 nach gerade einmal fünf Minuten. Ein Start nach Maß.
Eine frühe doppelte Unterzahl (Pröhl, Thiele) überstanden die Hausherren gut, blieben im Duell zweier extrem unterschiedlicher Abwehrsysteme vorne (6:4/11.). Der TuSEM verteidigte im physisch präsenten 6:0-Verbund, die Eintracht in einer bisweilen sehr offensiven 3:2:1-Ausrichtung mit Niclas Pieczkowski, Josip Jukic, Joshua Thiele und am Ende Jan-Lars Gaubatz auf der Spitze, die - ganz wichtig - unfassbar Lust auf das zu haben schien, was sie da im Kollektiv ablieferte.
Vorne hingegen tat sich die Eintracht nach dem flüssigen Start zwischenzeitlich schwer, Chancen zu erarbeiten, musste viel investieren, streute jetzt auch den einen oder anderen Fehler und zu frühen Abschluss ein. Bis zur Pause blieb es so verbissen, kampfbetont, durchaus noch offen. Ein Derby eben. Mit einer 16:12-Führung der Eintracht und in doppelter Überzahl (zwei TuSEM-Wechselfehler binnen kurzer Zeit) ging es in die Kabinen. Ein Ruhekissen, so der Eindruck der ersten 30 Derby-Minuten, war das nicht. Aber eben doch ein erster Vorteil. Ein Fingerzeig, auf dem sich aufbauen ließ.
Mit einem Kempa-Zuspiel von Josip Jukic auf Jan von Boenigk startete der zweite Abschnitt - 17:12. Ein gefühlvoller Siebenmeter von Pierre Busch bedeutete nach knapp 38 Minuten die erste Hagener 6-Tore-Führung des Abends (20:14). Beim TuSEM, der in dieser Saison in fremden Hallen noch ohne Punktgewinn ist, häuften sich nun offensive Nachlässigkeiten und Fehlwürfe. Provoziert von einer weiter hellwachen Hagener Abwehr und einem Pascal Bochmann, der am Ende des Tages erneut eine überragende 44-Prozent-Fangquote zu Buche stehen hatte.
Jan von Boenigks Doppelschlag zum 23:14 (40.) brachte die Fans endgültig in Partystimmung. Essen-Coach Daniel Haase mahnte in der dringendst gebotenen Auszeit mehr Entschlossenheit seines Teams im nun praktizierten Spiel 7-gegen-6 an. „Es kommt hier auch aufs Torverhältnis an“, schärfte der Essener Chef noch einmal die Sinne.
Vergeblich. Denn es blieb dabei: Die Eintracht verteidigte weiterhin im Prokopec-Style - flexibel und bisweilen das System sogar während eines laufenden Essener Angriffs verändernd. Pierre Busch besorgte nach 42 Minuten die erste 10-Tore-Führung (24:14), auf der Gegenseite scheiterte Nils Homscheid per Siebenmeter an der Latte des Hagener Tores. Allerspätestens jetzt machten sich die Hagener Fans warm für die anschließende Karnevals-Aftergame-Party im Foyer.
Der Rest der Partie war gute Laune pur. Eine Eintracht, die sich bisweilen an sich selbst berauschte. Und ein TuSEM, der vergeblich nach der so stringenten Linie der ersten 20 Minuten fahndete.
Pavel Prokopec' finale Auszeit jedenfalls mit Anweisungen an sein inzwischen komplett durchgemischtes Team, sie ging fast unter in der „Sweet Caroline”- Sangeslust der Halle. Karneval in Hagen, mit der Eintracht und Spieltagspartner “Palapa”: Kann man durchaus so machen…
Eintracht: Bochmann (14 Paraden/44 Prozent), Brockmeyer (1/20) - Öhler (3), Norouzi (4), Pröhl (3), Alves, Pieczkowski (1), Israel (3), Gaubatz, Granlund, Quittmann, Thiele (1), Jukic (2), Richter (1), Busch (9/5), von Boenigk (5)
TuSEM: Wipf (4/29), Plaue (8/27) - Wilhelm (1), Gottler, Hermeling, Wolfram, Homscheid (2/1), Reimer (6/2), Eißing (5), Szczesny, Clarius (1), Neuhaus (5), Kostuj, Mast, Werschkull (3), Schoss
Schiedsrichter: Fabian Förster/Felix Mayer (Bergneustadt/Pfullingen)
Zeitstrafen: Eintracht 4, TuSEM 4
Siebenmeter: Eintracht 5/5, TuSEM 3/6 (verworfen: Reimer/2, Homscheid)
Zuschauer: 2.012
Josip Jukic (Linksaußen VfL Eintracht Hagen): „Das Spiel ist eigentlich schnell erzählt. Wir sind von Anfang an voll da, gehen mit vier Toren in die Pause - und wie wir dann aus der Kabine kommen, da ist das Spiel nach zehn Minuten praktisch entschieden. Die Halle hat uns getragen, war rappelvoll, jedes Tor wurde noch lauter bejubelt als im Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen oder den BHC. Wir haben es jetzt das dritte Spiel in Folge geschafft, unter 25 Gegentoren zu bleiben. Genauso müssen wir weitermachen…“