An der Hagener Abwehr - hier mit Theo Bürgin (links) und Pouya Norouzi - lag es nicht, dass am Mittwoch die Punkte in Thüringen blieben.

29:31 in Eisenach: Nur das letzte Quäntchen fehlt

Es hat nicht sollen sein. Im zweiten Duell mit einem Liga-"Schwergewicht" binnen fünf Tagen ging die Eintracht am Mittwochabend - anders als noch am Freitag - leer aus. Beim Tabellenzweiten ThSV Eisenach kassierte die Neff-Sieben eine knappe 29:31 (11:15)-Niederlage. Hauptproblem: Die Grün-Gelben blieben offensiv vor allem vor der Pause unter ihren Möglichkeiten. Da reichte auch eine gute Abwehr mit einem überragenden Maurice Paske im Rücken nicht.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Pierre Busch (RA), Kim Voss-Fels (RR), Poya Norouzi (RM), Valentin Spohn (RL/Abwehr-Angriff-Wechsel mit Alexander Becker), Theo Bürgin (LA), Tilman Pröhl (KS)


Zum dritten Mal in Folge konnte die Eintracht mit der identischen Startaufstellung beginnen - das gab's schon lange nicht mehr. Die Grün-Gelben sahen sich zunächst mit einer zwischenzeitlich sehr offensiven Eisenacher 3:2:1-Abwehr konfrontiert, die dafür sorgte, dass es nicht rund lief für die Hagener. Frühe Abschlüsse, technische Fehler, ein verkorkster Gegenstoß - nach noch nicht einmal sechs Minuten stand ein 0:3-Rückstand zu Buche. Beileibe kein Start nach Maß in der Werner-Aßmann-Halle.

Pouya Norouzi war es, der nach sieben Minuten den Bann brach aus Gäste-Sicht. Auf diesem Level pendelte sich die Partie zunächst ein. Die Eintracht deckte erneut ordentlich, hatte aber ihrerseits Probleme mit den offensiven, Fehler provozierenden Abwehrsystemen der Gastgeber.

Beim 4:7 (17.) nahm Hagens Coach Stefan Neff das erste von drei Team-Timeouts. Neu nun im Hagener Offensivspiel: Valentin Schmidt, Alexander Becker und Josip Jukic. Aber: Der ThSV blieb am Drücker. Nach 20 Minuten stand erstmals eine Eisenacher 5-Tore-Führung zu Buche (Hangstein per Siebenmeter zum 10:5). Zur Pause stand ein 15:11 auf der Anzeigetafel, weil die Eintracht gut deckte - was die Leistung von Maurice Paske im Tor einschließt -, aber vorne weiter zu wenig Konstanz ins Spiel brachte.

Maurice Paske war aus Sicht der Gäste der Faktor, dass die Grün-Gelben nicht früh komplett abreißen lassen mussten. Mehrere Top-Paraden nach unnötigen Ballverlusten sorgten dafür, dass beim 16:19 (Tim Stefan/39.) weiter alles drin war. Eisenach - inzwischen ohne den verletzten Peter Walz - wirkte nicht durchgehend souverän.

Der erhoffte komplette Turnaround aber, er fand nicht statt, weil sich ins gewiss nicht schlechte Hagener Spiel immer wieder jene Fehler einschlichen, die in der Nachbetrachtung unter der Kategorie "leicht" einsortiert werden mussten.

Und dennoch: Nach Josip Jukic' zweitem Heber-Tor - dem vierten Treffer im vierten Versuch des Linksaußen - und anschließender Eisenacher Auszeit (22:19/47.) schien das Momentum auf Seiten der Eintracht, weil Maurice Paske hielt und hielt und hielt. Bei fast 46 (!) Prozent gehaltener Bälle stand der VfL-Keeper zwischenzeitlich, während Hagen vorne nun mit sieben Feldspielern agierte und tatsächlich bis auf 20:22 (Freddy Stüber) und 21:23 (Tim Stefan) verkürzte.

Eisenacher Konter durch Ivan Snajder, Hagener Antwort mit Pierre Buschs Kempa-Treffer. 22.24 - Crunchtime. Und es blieb eng. Viereinhalb Minuten vor dem Ende nahm Stefan Neff seine letzte Auszeit. 24:27 hieß es zu diesem Zeitpunkt aus Hagener Sicht (56.). Tim Stefan verkürzte im Spiel 7-gegen-6 noch einmal auf 25:27, hinten stellte die Eintracht auf eine 5:1-Abwehr um. 

Abermals der starke Josip Jukic zum 28:29 läutete eine dramatische Schlussphase ein. Eisenach in Unterzahl und mit dem sechsten Feldspieler. Passives Vorwarnzeichen. Noch 45 Sekunden. Jannis Schneibels Treffer zum 30:28 beantwortete Hagen durch Valentin Schmidt postwendend mit dem 30:29. Doch in den verbleibenden 23 Sekunden kam Hagen nicht mehr an den Ball. Im Gegenteil: Erneut Schneibel ließ die Werner-Aßmann-Halle mit der Schlusssekunde jubeln. Schade. Viel hatte nicht gefehlt an diesem Abend.


ThSV: Jepsen (11 Paraden/28,21 Prozent), Gorobtschuk (0/0) - Reichmuth (1), Hübke, Hangstein (7/6), Ulshöfer, Walz, Grgic (1), Hideg, Tokic (3), Meyer (1), Donker (1), Schneibel (7), Snajder (3/1), Weyhrauch (2), Saul (5)
Eintracht: Paske (17/38,64), Grzesinski (0/0), Mahncke (0/0) - Bürgin, Becker (1), Norouzi (3), Pröhl (1), Schmidt (4/1), Voss-Fels (2), Spohn (2), Gaubatz (4), Stüber (2), Stefan (3), Schneider, Jukic (5), Busch (2) 
Schiedsrichterinnen: Sophia Janz/Rosana Jug (Köln)
Zeitstrafen: ThSV 7/9 (verworfen: Hangstein/2); Eintracht 2/1 (verworfen: Busch)
Zeitstrafen: ThSV 4, Eintracht 2
Zuschauer: 1351


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Leider sind wir in der ersten Halbzeit mit der Abwehr von Eisenach noch nicht zurechtgekommen. Zur Pause können wir froh sein, dass es nur -4 sind. Ich finde, dass wir taktisch eine sehr gute zweite Halbzeit gespielt haben. Das 7-gegen-6 hat gut funktioniert, damit haben wir Eisenach in die 6:0-Abwehr zurückgeholt. Unterm Strich sind es Kleinigkeiten, der eine oder andere Fehler zu viel. Unterm Strich eben Nuancen, aber wir zeigen inzwischen Woche für Woche, dass wir mit den Spitzenteams auf Augenhöhe sind."