Fand immer wieder die Lücken in der Lübecker Abwehr: Hagens iranischer Nationalspieler Pouya Norouzi, der allein in der ersten Halbzeit siebenmal erfolgreich war.

36:35 gegen Lübeck - "Beckos" Tor lässt die Arena erbeben

Ein mit beispielloser Willenskraft erzielter Treffer von Alexander "Becko" Becker sechs Sekunden vor dem Ende hat dem VfL Eintracht Hagen den nächsten Heimsieg beschert. Mit 36:35 (19:19) setzten sich die Grün-Gelben am frühen Samstagabend hauchdünn gegen den VfL Lübeck-Schwartau durch und taten so einen weiteren Schritt in Richtung Qualifikation für den DHB-Pokal.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Theo Bürgin (LA), Pouya Norouzi (RL), Valentin Schmidt (RM/Abwehr-Angriff-Wechsel mit Alexander Becker), Philipp Vorlicek (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Ehe in der Krollmann-Arena richtig durchgestartet werden konnte zur ungewohnten Anwurfzeit am Samstagnachmittag, dauerte es etwas länger als normalerweise - der Rechner, über den die Anzeigetafel bedient wird, musste neu gestartet werden.

Dann aber ging's los, und die Eintracht begann in veränderter Aufstellung im Vergleich zu den Vorwochen. Theo Bürgin startete für Josip Jukic auf Linksaußen, Valentin Schmidt in der Rückraummitte und Philipp Vorlicek für Kim Voss-Fels im rechten Rückraum.

Gerade einmal sechs Minuten waren gespielt, da brummten bereits drei Spieler auf der Strafbank (Becker und Busch für Hagen/Bruhn bei Lübeck) - Indiz einer überaus stringenten, nicht immer unumstrittenen Linie der Unparteiischen. Erst Zeitstrafe Nummer vier gegen Lübecks Raguse war in keinster Weise diskutabel.

Nach Hagener Startführung hatte dann der Gast aus dem hohen Norden die Nase vorn. Doch weil die Eintracht zunehmend besser ins Tempo kam, der Ball auch im aufgebauten Angriff flüssiger lief, bedeutete Valentin Schmidts zum 10:9 verwandelter Siebenmeter nach einer Viertelstunde die erste Eintracht-Führung seit dem 2:1.

Fortan blieb es ein Duell auf Augenhöhe. Lübeck mit viel Durchschlagskraft aus der Distanz (Raguse/Schrader) und später auch über den Kreis, die Eintracht beweglicher im Spiel 1-gegen-1, beide Team defensiv indes mit einiger Luft nach oben - so ging es mit einem leistungsgerechten 19:19 in die Pause.

Klar war damit aber auch: Wer an diesem Tag etwas Zählbares mitnehmen wollte, musste defensiv zulegen. Deutlich zulegen.

Stefan Neff stellte mit Beginn des zweiten Abschnitts um - Valentin Spohn und Kim Voss-Fels besetzten vorne wie hinten die Halbpositionen.

Das ergebnistechnische Kopf-an-Kopf-Rennen, es ging trotz aller Änderungen im Detail weiter: 23:23, 25:25, 28:28. Das 31:30 (51.) durch den agilen Valentin Spohn läutete die Crunchtime ein, Theo Bürgin legte nach verworfenem Busch-Siebenmeter das 32:30 nach - es war die erste Hagener 2-Tore-Führung des Abends überhaupt. Und als Pierre Buschs "Steal" mit Wurf ins leere Gäste-Tor gar das 33:30 (53.) bedeutete, stand die Krollmann-Arena Kopf.

Die Entscheidung? - Noch lange nicht. Beim 33:32 war Lübeck zurück im Match, Pierre Buschs Siebenmeter zum 34:32 nach Alexander Beckers Überraschungsdurchbruch aus dem Rückraum sorgte wieder für Eintracht-Jubel. Und es ging weiter Schlag auf Schlag. Maurice Paskes Parade gegen Jasper Bruhn verhinderte den Ausgleich (59.). Pouya Norouzi über das Tor, 40 Sekunden vor dem Ende nahm Gäste-Coach David Röhricht seine finale Auszeit.

Und dann: Sieben Feldspieler Lübeck. Ausgleich vom Kreis durch Carl Löfström. Alexander Becker verzichtet auf den risikoreichen Wurf vom Mittelkreis. Auszeit Hagen. Noch 18 Sekunden auf der Uhr. Fünf Ballkontakte Eintracht, Valentin Spohn kommt nicht durch. Aber Alexander Becker. 1-gegen-1-Aktion mit allem, was der Akku noch hergibt. Siegtreffer zum 36:35 sechs Sekunden vor dem Ende. Abpfiff. Riesenjubel in der Arena. Das Summer-Game kann kommen!


Hagen: Paske (3 Paraden/13,64 Prozent), Mahncke 5/23,81) - Bürgin (5), Becker (2), Norouzi (7), Pröhl (1), Schmidt (4/2), Klein, Voss-Fels (1), Vorlicek (3), Spohn (6), Stüber, Stefan, Funke, Richter (1), Busch (6/1)
Lübeck: Dreyer (6/23,08), Conrad (4/21,05) - Weiß, Raguse (5), Hagedorn, Löfström (4), Patzel (1), Waschul, Ciudad Benitez (4), Schrader (8/1), Kretschmer (1), Wolf (1), Blum, Speckmann (6/4), Bruhn (3), Cohen (2)
Schiedsrichter: Maximilian Engeln/Felix Schmidt (Burscheid)
Zeitstrafen: Hagen 5, Lübeck 6
Siebenmeter: Hagen 3/6 (verworfen: Schmidt/2, Busch), Lübeck 5/5
Zuschauer: 768


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "In der ersten Halbzeit finden wir keinen Zugriff in der Abwehr, sind zu passiv und kriegen unter anderem fünf Pässe an den Kreis, die wir nicht verteidigt bekommen. So gehen wir unterm Strich unzufrieden in die Pause. In der zweiten Halbzeit stehen wir defensiv deutlich besser. Eine Schlüsselrolle nimmt dann Valentin Spohn ein, der nach seiner Einwechslung ein sehr gutes Spiel macht. Unterm Strich machen wir den einen Fehler weniger als Lübeck. Wir sind zufrieden, einen direkten Konkurrenten jetzt zwei Punkte hinter uns zu haben, obwohl es ein ganz hartes Stück Arbeit war. Aber das wussten wir vorher."


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