Immer wieder über den Kreis kam die HSG Nordhorn-Lingen am Freitagabend. Erwartet, aber eben auch schwer zu verteidigen.

31:30-Sieg in Lingen: "Der Handball-Gott vergisst nichts"

Mehr Spannung, mehr Bluthochdruck, mehr perfektes Timing geht nicht. Durch einen Treffer von Tilman Pröhl aus der "schnellen Mitte" in der Schlusssekunde hat der VfL Eintracht Hagen am Freitagabend einen 31:30 (13:15)-Auswärtssieg beim Aufstiegsanwärter HSG Nordhorn-Lingen gefeiert und sich damit für die in der Entstehungsgeschichte ähnlich knappe Hinspielniederlage revanchiert. Oder, wie es Sportdirektor Michael Stock direkt nach dem Abpfiff augenzwinkernd formulierte: "Der Handballgott vergisst nichts..."

Die Eintracht begann im Vergleich zum Westfalen-Derby gegen den ASV Hamm mit deutlich veränderter Starting-Seven. Auf Rechtsaußen ersetzte Jan-Lars Gaubatz das angeschlagene Duo Toromanovic/Athanassoglou, im rechten Rückraum war Philipp Vorlicek nach auskurierter Krankheit wieder mit von der Partie, und auf dem linken Flügel begann Daniel Mestrum.

Der Auftakt geriet wie das gesamte Spiel: ausgeglichen, ein Duell vergleichbarer Systeme. Die Gastgeber körperlich präsent in der 6:0-Abwehr, dahinter mit Bart Ravensbergen ein vom Start weg hellwacher Torhüter. Das führte dazu, dass die Eintracht für jeden Treffer viel investieren musste und doch nicht immer erfolgreich war.

Nach Ravensbergens Siebenmeter-Parade gegen Valentin Schmidt (10.) stellte Georg Pöhle im Gegenzug erstmals auf eine 2-Tore-Führung (5:3/11.). In der Folge blieb es eng. Beide Torhüter hielten gut, die Eintracht musste mächtig malochen, ein Spiel der Abwehrreihen, ein sportlicher Abnutzungskampf. Bitter aus Hagener Sicht: Tilman Pröhl kassierte früh (19.) seine zweite Zeitstrafe. Und dennoch: Bei Daniel Mestrums Doppelschlag zum 9:9 war der Ausgleich wieder hergestellt, und in diesem Stil ging es weiter. Die Nordhorner 15:13-Führung zur Pause, sie bildete die ausgeglichene Partie durchaus korrekt ab.

Halbzeit zwei: alles wie gehabt. Lukas Kister ersetzte bei der Eintracht defensiv den vorbelasteten Tilman Pröhl. Tim Stefan ins leere HSG-Tor zum 16:16 (36.) - weiterhin alles drin für die Grün-Gelben, die an diesem Abend allerdings in Schwarz unterwegs waren.

18:18 (Gaubatz nach letztmöglichem Zeitspiel-Pass/41.), Torwartwechsel bei der Eintracht mit sofortiger Mahncke-Parade und Gaubatz' Siebenmeter-Treffer zum 19:18 (42.), der ersten Hagener Führung seit dem 3:2. Der Hagener Fan-Kolonie schwante: Sollte da etwas gehen vor 2000 Zuschauern in der Emsland-Arena? Nur fünf Gegentreffer in der ersten Viertelstunde der zweiten Hälfte gegen einen Aufstiegskandidaten - eine bemerkenswerte Hagener Benchmark, die Nordhorn in die Auszeit zwang (20:22/47.).

Nur sieben Minuten später Duplizität der Ereignisse. Auszeit Nordhorn, Hagener 27:25-Führung, weil die Eintracht inzwischen enorm abgeklärt ihren Stiefel herunterspielt. Zwei Tore vor, noch fünf Minuten zu spielen. Dann sogar Valentin Schmidts Schlagwurf zum 28:25 (56.). Die Eintracht hat immer eine Lösung parat. 

Die Schlussminuten: Zeitstrafe Philipp Vorlicek nach Kalafuts Anschlusstreffer zum 28:27. Sechster Feldspieler Eintracht. Tor Valentin Schmidt. Konter Markus Stegefelt zum 29:28 aus Hagener Sicht. Wieder Schmidt. Wieder Stegefelt mit Glück von der "Marke" - 30:29 für die Eintracht, als Stefan Neff 42 Sekunde vor dem Ende die finale grüne Karte auf den Zeitnehmertisch legt. Andrejew über das HSG-Tor, sieben Feldspieler Nordhorn, noch zwölf Sekunden zu spielen. Ausgleich durch Georg Pöhle. Schnelle Mitte Tilman Pröhl zum 31:30. So etwas kann sich kein Drehbuchautor  ausdenken. Was für ein Finale.


HSG: Ravensbergen (13 Paraden/34,21 Prozent), Buhrmester (0/0) - Torbrügge (1), Weber (8/5), Mickal (2), Miedema, Stegefelt (6/3), Fontaine (1), Terwolbeck (1), De Boer, Visser, Seidel, Possehl (1), Pöhle (5), Kalafut (5)

Eintracht: Grzesinski (7/29,17), Mahncke (4/23,53) - Bürgin, Norouzi (5), Queckenstedt (1), Pröhl (3), Bratzke, Schmidt (5/1), Vorlicek (7), Athanassoglou (1), Gaubatz (2/1), Kister, Mestrum (4), Stefan (1), Andrejew (2)

Schiedsrichter: Marvin Cesnik/Jonas Konrad (Gummersbach)

Zeitstrafen: HSG 3, Eintracht 5

Zuschauer: 2000