Seit rund einem Monat in Hagen: André Alves zieht im Interview eine erste Startbilanz über die Zeit in seiner neuen sportlichen Heimat.

Erster Eintracht-Portugiese André Alves ist schon gut integriert

Seit einem Monat ist André Alves, erster Portugiese in Reihen des Handball-Zweitligisten VfL Eintracht, jetzt in Hagen. Ein guter Zeitpunkt, um eine erste Bilanz zu ziehen. Im Interview verrät der 26-jährige Rechtsaußen, was ihn nach Deutschland verschlagen hat, wie er zu den Grün-Gelben kam, wie er sich hier eingelebt hat und was er von der Zweitliga-Saison 2023/24 erwartet, die am Samstag, 2. September, mit einem Heimspiel gegen Bietigheim beginnt.

André, Du bist in Lissabon geboren und hast in Deinem Heimatland für mehrere Vereine gespielt. Wie kam es dazu, dass Du im Jahr 2021 nach Deutschland umgesiedelt bist?
André Alves: „Ich habe insgesamt sieben Jahre in Portugal gespielt, unter anderem in der 1. Liga für Benfica und Boa-Hora Lissabon. Außerdem habe ich mich zum Physiotherapeuten ausbilden lassen. Als die Ausbildung beendet war, habe ich mir gesagt: ,Ich möchte versuchen, Handball-Profi zu werden. Am besten in Deutschland oder Frankreich.‘ In Portugal ist das schwer, weil es nur vier, fünf Vereine gibt, die professionelle Strukturen haben. Alle anderen Klubs, auch in der 1. Liga, arbeiten semiprofessionell. Über einen Berater bin ich dann zum deutschen Drittligisten VfL Günzburg gekommen.“

Obwohl Du in Günzburg mit 174 Treffern gleich Drittliga-Torschützenkönig wurdest mit dem Rekord von 13 Toren in einer Partie gegen Willstätt, hat es am Ende nicht zum Klassenerhalt gereicht. Auch nicht beim TV Willstätt, wohin Du danach gewechselt bist…
André Alves: „Leider nicht. Aber für meine individuelle Entwicklung waren beide Stationen ein guter Schritt. Als ich aus Portugal nach Deutschland kam, hatte ich den Plan, hier vielleicht ein, zwei Jahre in der 3. Liga zu spielen, mich in allen Bereichen zu verbessern und mich so durch gute Leistungen für eine höhere Spielklasse zu empfehlen. Ich bin sehr froh, dass mir dies gelungen ist.“

Wie kam es dann zum Wechsel zur Eintracht?
André Alves: „Die Kontakte kamen über einen Berater zustande. Am Tag vor dem letzten Spiel der vergangenen Saison gegen Nordhorn habe ich in Hagen ein Probetraining absolviert. Das ist gut gelaufen. Ich bin sehr gut aufgenommen worden, habe mich gleich sehr wohl gefühlt und wir haben positive Gespräche geführt. Es ging schnell, bis ich einen Vertrag für zwei Jahre unterschrieben habe. Dann habe ich erstmal vier Wochen Urlaub in Portugal gemacht, und seit dem 8. Juli bin ich mit meiner Ehefrau in Hagen.“

Wie schwer fällt Dir die Umstellung von der 3. Liga auf Zweitliga-Niveau?
André Alves: „Natürlich ist das ein Unterschied. Hier ist alles professioneller als in Günzburg oder Willstätt. Aber ich habe in Portugal ja auch schon bei Benfica gespielt. Die haben auch eine gute Qualität, sie sind im letzten Jahr sogar EHF-Pokalsieger im Endspiel gegen Magdeburg geworden. Ich bin ja neu hier, aber ich glaube, der Unterschied zwischen der deutschen 2. Liga und der portugiesischen Andebol 1 liegt darin, dass man hier wegen der großen Ausgeglichenheit der Spielklasse in jeder Partie alles investieren muss, um zu gewinnen. Das ist in Portugal nicht so, wenn beispielsweise Benfica gegen den Letzten spielt.“

Was glaubt Du, kann der VfL Eintracht in der kommenden Saison erreichen?
André Alves: „Wir haben eine hohe individuelle Qualität. Und die Mannschaft hat einen guten Charakter, die Team-Chemie stimmt. Wenn wir gut starten, sehe ich uns in der oberen Tabellenhälfte. Auf einem besseren Platz als in der vergangenen Saison.“

Ihr habt bis jetzt fünf Vorbereitungsspiele absolviert, vier davon gewonnen. Im Training wurde zuletzt auch an einer 3:2:1-Deckung gearbeitet. Ist das eine gute Option?
André Alves: „Ich finde schon. Wenn man offensiv deckt, kann man den Gegner zu Fehlern zwingen und dadurch schnell ins Umschaltspiel kommen. Das Tempospiel liegt mir. Stefan Neff, ein junger Trainer, der gute Ideen hat, liebt das Angriffsspiel, das gefällt mir. Aber auch in der Abwehr, die, soweit ich weiß, in der letzten Saison ein bisschen das Problem war, wollen wir uns verbessern. Ich werde mein Bestes geben, damit wir es in allen Bereichen so gut wie möglich machen.“

Wie kommt es eigentlich, dass Du schon so gut Deutsch sprichst?
André Alves: „Das habe ich mir in den letzten beiden Jahren selbst beigebracht. Als ich nach Deutschland kam, konnte ich gar nichts. In der Schule in Portugal hatte ich Englisch und Französisch als Fremdsprachen. Die Sprache hilft bei der Integration. Beim VfL Eintracht Hagen fühle ich mich nach kurzer Zeit schon sehr gut integriert.“

Vielen Dank, André, für das Gespräch!