Mats Grzesinski und seine Teamkollegen wollen am Mittwochabend jubeln.

Grün-Gelbe wollen bei Heim-Macht Großwallstadt den Handball-Gott auf ihre Seite ziehen

Für die Zweitliga-Handballer des VfL Eintracht werden die Herausforderungen nicht kleiner. Am Mittwoch um 19.30 Uhr wartet mit dem TV Großwallstadt eine Heim-Macht auf die Grün-Gelben, die bisher alle Saisonspiele in der Untermainhalle Elsenfeld gewonnen und dort 8:0 Punkte eingesammelt hat. Unter anderem wurden der aktuelle Tabellenzweite ThSV Eisenach und Erstliga-Absteiger TuS Nettelstedt-Lübbecke bezwungen.

Der aktuelle Tabellenachte (10:6 Punkte) ist zweifellos eines der Überraschungsteams dieser Saison. In der vergangenen Spielzeit standen die Unterfranken noch vor dem Abstieg, retteten sich erst am letzten Spieltag durch einen Sieg gegen Bietigheim als Tabellen-17. vor dem Absturz in die 3. Liga. Es wäre für den siebenmaligen Deutschen Meister (einmal auf dem Feld, sechsmal in der Halle) ein neuerlicher Achterbahn-Baustein gewesen. 1977 wurde der TVG erster Titelträger der eingleisigen Hallenhandball-Bundesliga, im Jahr 1980 erlebten die Nord-Bayern ihre Krönung, als sie Deutscher Meister, Pokalsieger sowie Supercup-Gewinner wurden und noch dazu im Europacup der Landesmeister triumphierten.

2013 ging es erstmals hinunter in die 2. Bundesliga, zwei Jahre später war Großwallstadt insolvent, musste auch diese Spielklasse verlassen und viele Akteure ziehen lassen. Zur „Konkursmasse“ gehörte Pavel Prokopec, der dann als Spieler beim damaligen Zweitliga-Aufsteiger VfL Eintracht anheuerte, für den er heute als Co-Trainer und Oberliga-Coach tätig ist. Erst im Jahr 2018 kehrte sein Ex-Klub in die Zweitklassigkeit zurück.

Nach der mauen Saison 2021/22 hat jetzt mit Coach Igor Vori ein ehemaliger Weltklasse-Handballer in der rund 4000 Einwohner zählenden Gemeinde das sportliche Sagen. Als Kreisläufer hat der Kroate alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. 2004 wurde er mit seinem Nationalteam Olympiasieger, 2013 gewann er mit dem HSV Hamburg die Champions League. Im Frühjahr dieses Jahres wurde der inzwischen 42-jährige gebürtige Zagreber noch einmal von Erstligist Füchse Berlin als Spieler reaktiviert. Der TV Großwallstadt ist seine erste Cheftrainer-Station. „Ich will diesen Verein in den nächsten zwei, drei Jahren zu einer festen Größe in der 2. Bundesliga machen“, mit dieser Ambition trat Vori, der den Vorsaison-„Retter“ Maik Handschke beerbte, sein neues Amt an. Das scheint ihm schneller zu gelingen als erwartet.

Für Stefan Neff ist der Aufschwung des Ex-Meisters aber keineswegs nur am neuen Coach festzumachen. „Großwallstadt hat sehr gute Verpflichtungen getätigt“, verweist der Eintracht-Trainer unter anderem auf die Zugänge Adrian Kammlodt, mit 41 Treffern Toptorschütze des Tabellenachten, und Finn Wollenweber (22). Kammlodt kam aus Aue, Wollenweber von Erstligist Hamburg. „Dass es zwei Halblinke beim gleichen Klub zusammen nach acht Spielen auf 63 Tore bringen, ist schon bemerkenswert“, weiß Neff, wo eine der Stärken des Gegners liegt. Linksaußen Florian Eisenberger (34/18), der Rückraumrechte Friedel Bandlow (28) und Kreisläufer Dino Corak (25) komplettieren die Liste der torgefährlichsten TVG-Akteure.

Bei so viel Qualität und der Heimstärke der Gastgeber – was spricht da eigentlich für den zweiten Auswärtssieg der Eintracht? „Wir haben zuletzt in Ludwigshafen unser bestes Saisonspiel gemacht, besser als beim Sieg in Konstanz“, sah der Hagener Übungsleiter sein Team trotz der denkbar unglücklichen 33:34-Niederlage gut wie nie zuvor in dieser Saison. „Vielleicht waren wir nur deshalb nicht erfolgreich, weil sich der Handball-Gott gedacht hat, die sollen nicht mit der ersten starken Saisonleistung gewinnen, sondern erstmal zwei, drei gute Spiele zeigen. Wenn wir so weitermachen, dessen bin ich mir sicher, sind wir demnächst dran. Hoffentlich schon in Großwallstadt!“

Das wünscht sich auch Pierre Busch, der in der Untermainhalle ein Wiedersehen mit vielen guten Bekannten feiern wird. In den letzten zwei Spielzeiten trug der Rechtsaußen, aktuell mit 32/10 Treffern hinter Pouya Norouzi (34/1) zweitbester Torschütze der Grün-Gelben, das Großwallstädter Trikot. Den Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag, den er mit dem TVG zuletzt erlebte, möchte sich der 22-Jährige im Hagener Dress unbedingt ersparen. Je eher das Neff-Team anfängt, das bisher erst mit zwei Pluspunkten befüllte Konto aufzustocken, desto besser.

Personell wird sich wenig ändern. Kapitän Valentin Schmidt, der in Ludwigshafen mit neuerlichen Adduktorenproblemen ausschied, fällt ebenso aus wie die weiter verletzten Maurice Paske, Luca Klein, Alexander Becker und Daniel Mestrum. Bei Jan-Lars Gaubatz besteht eine kleine Chance, dass er erstmals nach seiner Gehirnerschütterung wieder mitwirken kann. Mit welchem Personal der VfL Eintracht am Mittwoch letztlich aufläuft und wie sich das Team im fünften Auswärtsspiel präsentiert, kann wieder kostenfrei bei sportdeutschland.tv verfolgt werden.