Beste Laune auf der Eintracht-Bank. Beste Laune auf den Tribünen. Der vergangene Sonntag war ein ganz besonderer in Hagen...

Nach der Länderspielpause wartet das aktuell "dickste Brett" der Liga

Das Zauberwort heißt "Regeneration". Der fulminante 41:26-Sieg über Bundesliga-Absteiger ASV Hamm-Westfalen, er wirkt noch immer nach im Lager der Grün-Gelben, und doch richtet sich der Blick schon wieder nach vorne, auch wenn das nächste Pflichtspiel der Eintracht aufgrund der Länderspielpause erst am Montag, 13. November, beim 1. VfL Potsdam auf der Agenda steht.

Dass Eintracht-Cheftrainer Stefan Neff und sein Hammer Pendant Michael Lerscht die denkwürdige Partie vom Sonntag aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, das liegt angesichts des ebenso überraschenden wie deutlichen Ergebnisses auf der Hand.

Gleichwohl sind die Maßnahmen beider Coaches in Sachen Belastungssteuerung ganz ähnliche.  „Ich bin kein Mensch, der nach so einem Spiel Straftraining ansetzt, das halte ich nicht für sinnvoll“, gab Michael Lerscht dem in Hamm erscheinenden "Westfälischen Anzeiger" zu Protokoll (kompletter Nachdreher aus ASV-Sicht hier). Lerschts Team bekam nach dem Debakel von Hagen vier Tage trainingsfrei verordnet.

Ganz so lange pausiert die Eintracht nicht, aber natürlich ist auch am Ischeland Regeneration und - wenngleich im positiven Sinne - Wundenlecken angesagt. Am Dienstag gab's nach dem Training Pizza. Soulfood, wenn man so will, oder einfach eine kleine Belohnung für eine große Leistung.

Einer, der es wissen muss, weil er gefühlt schon seit Ewigkeiten mit "seiner" Eintracht fiebert, ist der 2. Vorsitzende des Vereins, Ralf Wilke. "Das war die beste erste Halbzeit, die jemals in der Ischelandhalle gespielt worden ist", ordnet die Eintracht-Legende, die kürzlich ihren 85. Geburtstag gefeiert hatte, das Geschehen vom Sonntag ein.

Worte, die selbstredend auch Stefan Neff freuen. Lange lag der Coach in der Nacht zum Montag noch wach, "obwohl es natürlich eine schöne Schlaflosigkeit ist nach solch einem Sieg." Noch am Mittwoch war das ganz anders gewesen nach dem in großen Teilen unerklärlich schwachen Auftritt von Lübeck. "Aber diese Tage beweisen einfach wieder, wie verrückt unsere Liga ist", sagt Stefan Neff, "jeder kann jeden schlagen. Und der Kopf spielt einfach eine unfassbar große Rolle."

Nicht lange überlegen musste der Eintracht-Trainer im übrigen mit Blick auf seine vielleicht wichtigste Entscheidung, Neuzugang Alexander Weck nach gerade einmal zwei absolvierten Trainingseinheiten direkt in die Startformation zu beordern. "Das hat nicht lange gedauert. Alex hat im Training einen hervorragenden Eindruck hinterlassen, war schon sehr sicher mit unserem Playbook. Ich wollte ihm das Vertrauen geben, das er zuletzt nicht so bekommen hat."

Und der 23-Jährige zahlte sofort zurück, zeigte offensiv wie defensiv (Neff: "Ein großer Vorteil für uns, dass wir keinen Spezialistenwechsel mehr vornehmen mussten") eine starke Leistung. Was - und das darf keineswegs vergessen werden - für nahezu jeden Eintracht-Akteur galt. Von Torhüter Maurice Paske über Philipp Vorlicek im rechten Rückraum oder Pierre Busch auf der rechten Außenbahn - um stellvertretend nur ein Trio zu nennen - zündete an diesem Sonntag jede Rückennummer. "Es hat sehr, sehr viel funktioniert", freute sich der Coach.

Viel funktionieren - das wird indes auch nötig sein, will die Eintracht am 11. Spieltag weiter erfolgreich sein. Die Reise geht zu Bob Hannings 1. VfL Potsdam, der so etwas wie die "Mannschaft der Stunde" ist in der 2. HBL. Der Auswärtssieg bei Tabellenführer SG BBM Bietigheim am letzten Spieltag kam jedenfalls nicht von ungefähr. Die "jungen Wilden" aus Brandenburg sind derzeit vielleicht das dickste Brett, das es in der Liga zu bohren gibt. "Eine Mannschaft mit etlichen Jungs, die wir schon bald in der 1. Liga sehen werden", sagt Stefan Neff. 

Nähere taktische Vorbereitungen dazu gibt es ab Anfang nächster Woche, wenn das Training wieder in den normalen Rhythmus übergeht. Spätestens dann wird auch klar sein, welche Folgen die mannigfaltigen Blessuren aus dem Hamm-Spiel für den Eintracht-Kader haben werden. Pouya Nourouzi fing sich den nächsten "Pferdekuss" am ohnehin lädierten Oberschenkel ein, Tilman Pröhl (Fuß) und Philipp Vorlicek (Knie) gingen ebenfalls nicht unbeschadet aus dem historischen Derby hervor. MRT-Ergebnisse folgen. Es bleibt spannend. In allen Bereichen.