Luca Klein (links) und Frederic Stüber (rechts) zusammen mit Mannschaftsarzt Ralf Wünnemann vor dem Evangelischen Krankenhaus Hagen-Haspe.

Mannschaftsarzt Ralf Wünnemann: „Ich sehe die Jungs am liebsten auf dem Spielfeld!“

Handball ist ein Kontaktsport. Dass es da immer mal wieder zu Verletzungen kommt, liegt in der Natur der Sache. Eine Lage, wie sie sich in der zweiten November-Hälfte bei den Zweitliga-Handballern des VfL Eintracht ergab, kommt jedoch nicht oft vor. Im letzten Heimspiel gegen die Ukrainer des HC Motor Zaporizhzhia musste Trainer Stefan Neff gleich neun Ausfälle kompensieren, zuletzt in Lübeck waren es acht. Umso bemerkenswerter, dass beide Partien gewonnen wurden.

Nicht immer indes sind es muskuläre oder sonstige Verletzungen, die eine Mannschaft dezimieren. „Gerade im Herbst und Winter kommt es vermehrt zu Virusinfektionen“, weiß der Hagener Übungsleiter aus Erfahrung. Für solche Krankheitsfälle ist bei den Grün-Gelben Dr. Ursula Lieder zuständig, Mannschaftsärztin für den Bereich der Allgemeinmedizin. Sobald es um Verletzungen geht, tritt Dr. Ralf Wünnemann auf den Plan. Der 54-Jährige ist im Evangelischen Krankenhaus Haspe als Leitender Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie tätig und sorgt dafür, dass lädierte Eintracht-Handballer so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen - im wahrsten Sinne des Wortes.

„Dr. Queckenstedt hat mich in Kontakt mit dem VfL Eintracht gebracht. Damals war Lars Hepp noch Trainer“, blickt der Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie zurück. Helmut Queckenstedt, Chefarzt und Direktor der Klinik für Orthopädie und Traumatologie am „Mops“, war damals Mannschaftsarzt der Phoenix-Basketballer. Heute unterstützt er die Grün-Gelben. „Mein Chef schaufelt mich frei, wenn Termine mit den Handballern anstehen, und er ist mein Backup, beispielsweise wenn ich Urlaub habe“, berichtet Wünnemann.

„Unsere medizinische Abteilung arbeitet sehr gut zusammen“, sieht Stefan Neff sein Team bestens versorgt. Erste Ansprechpartnerin ist Physiotherapeutin Sarah Mahncke, für zeitnahe Diagnostik im Bedarfsfall und qualifizierte Behandlung sorgen die Ärzte. Diese haben zurzeit viel zu tun, aber eine „Seuchensaison“, wie man es angesichts von zuletzt acht, neun Ausfällen vermuten könnte, erleben die Eintrachtler nicht. Neben den schon erwähnten Infektionen kämen Unfälle nun mal vor, sind sich die sportliche Leitung und die medizinische Abteilung einig.

Jüngstes Beispiel ist Torwart Mats Grzesinski, der im Training einen Ball an den Kopf bekam und wegen einer Gehirnerschütterung das Lübeck-Spiel verpasste. Kreisläufer Frederic Stüber brach sich im Spiel gegen Elbflorenz bei einer unglücklichen Aktion den Arm, Mittelmann Luca Klein landete im Training auf dem Fuß eines Gegenspielers und zog sich einen Außenbandriss zu. Beide waren am vergangenen Freitag bei Dr. Wünnemann zur Nachuntersuchung. Dabei wurde festgestellt, dass der Heilungsprozess planmäßig verläuft. Wenn alles gut geht, wird Youngster Klein noch vor Weihnachten wieder spielfähig sein.

Bis Frederic Stübers gebrochene Elle wieder zusammengewachsen ist, wird es noch dauern. Der Knochen wurde durch eine eingesetzte Platte stabilisiert, die laut Wünnemann auch nach der Ausheilung erst einmal im Arm bleiben kann. Der Kreisläufer hofft darauf, im ersten Spiel des nächsten Jahres, das wegen der EM im Januar erst am 5. Februar stattfindet, sein Comeback feiern zu können.

Diesen Termin für seine Rückkehr - es steht dann das Gastspiel bei der HSG Nordhorn-Lingen an - strebt nach langer Ausfallzeit auch Alexander Becker an. Wie der knieverletzte Linksaußen Daniel Mestrum, der als einziger VfL-Akteur an seinem Wohnort Köln in Behandlung ist, zog sich „Becko“ seine Bänderverletzung im Sprunggelenk mit Knorpel- und Knochenquetschung bereits in der vergangenen Rückrunde zu. Nach erfolgreich verlaufener OP befindet sich der 31-Jährige mittlerweile im Aufbautraining. „Es wird von Woche zu Woche besser. Ziel ist es, im Januar wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen“, blickt der 2020 aus Gummersbach gekommene Abwehrspezialist nach vorne.

Dr. Wünnemann ist zuversichtlich, dass sich der Kreisläufer auch nach fast einjähriger Pause in die laufende Saison noch gut einbringen kann: „Becko denkt immer positiv, er wird das schaffen.“ Wenn alles optimal läuft, dann könnte dem Chirurgen beim VfL Eintracht im nächsten Jahr Kurzarbeit drohen. Dagegen hätte der Mannschaftsarzt, der bei Heimspielen schon längst richtig mitfiebert, nichts einzuwenden: „Ich sehe die Jungs gerne. Aber am liebsten sehe ich sie auf dem Spielfeld!“

Frederic Stüber während der Untersuchung durch Ralf Wünnemann

Frederic Stüber während der Untersuchung durch Ralf Wünnemann

Mannschaftsarzt Ralf Wünnemann begutachtet das Sprunggelenk von Luca Klein.

Mannschaftsarzt Ralf Wünnemann begutachtet das Sprunggelenk von Luca Klein.