Nutzt die kurze Pause in der 2. Handball-Bundesliga für eine Zwischenbilanz: Eintracht-Sportdirektor Michael Stock.

Michael Stock: "Wir sind ruhig geblieben und haben hart gearbeitet"

Am bevorstehenden Wochenende legt die 2. Handball-Bundesliga eine Pause ein, ehe es für die Eintracht am Freitag, 17. März, mit dem Heimspiel gegen den starken Aufsteiger 1. VfL Potsdam weitergeht (19.30 Uhr, Krollmann-Arena). Wir haben die Gelegenheit genutzt und Eintracht-Sportdirektor Michael Stock um eine Zwischenbilanz, verbunden mit einem ersten Ausblick auf die neue Saison, gebeten.

Michael Stock, die Eintracht hat zuletzt zwei Siege in Folge eingefahren, jetzt folgt eine kurze Pause. Kommt Ihnen dieser Break gelegen oder wären Sie lieber im Rhythmus geblieben?
Michael Stock:
"Das ist eine kluge Frage, auf die ich keine Antwort habe. Das hängt damit zusammen, dass ich mich nur mit den Dingen beschäftige, auf die ich auch Einfluss nehmen kann. Der Spielplan ist wie er ist. Ob die Pause jetzt gut ist oder weniger gut für uns - das wird das Ergebnis aus dem Potsdam-Spiel zeigen. Natürlich ist es so, dass eine realistische Möglichkeit besteht, dass Philipp Vorlicek gegen Potsdam wieder im Kader steht. Das würde uns sicherlich helfen. Aber wahrscheinlich ist das auch der einzige Spieler, der wieder dazu kommt. Außer, wie ich hoffe, Valentin Schmidt natürlich. Er sollte seine Adduktorenprobleme durch die Pause überwunden haben. Was Jan-Lars Gaubatz, Luca Klein, Damian Toromanovic, Daniel Mestrum und Julian Renninger angeht, ist in der nächsten Zeit nicht damit zu rechnen, dass jemand aus diesem Kreis zurückkommt. Insofern hilft uns die Woche nicht. Aber ich denke, dass die Spieler, die jetzt viel spielen mussten, ein Stück weit Erholung bekommen können. Wenn man so will, kommt die Pause also zur richtigen Zeit. Auf der anderen Seite waren wir gerade im Flow..."

Ein kurzer Blick zurück: Das Jahr hat mit der mehrwöchigen WM-Pause begonnen. Danach zeigte die Leistungskurve der Mannschaft deutlich nach oben. Was haben Trainer, Sportdirektor und Mannschaft anders gemacht im Vergleich zur Hinrunde?
Michael Stock:
"Ich glaube, dass wir gar nicht so viel anders gemacht haben bzw. der Trainer nicht viel anders gemacht hat. Wir haben unser Hauptaugenmerk auf die Abwehr und das Umschaltspiel gelegt. Großer Vorteil war aber, dass wir mit Alexander Becker einen Rückkehrer hatten, der uns mehr Stabilität in der Abwehr gegeben hat. Man kann gut erkennen, dass sowohl Tilman Pröhl als auch Freddy Stüber neben 'Becko' nochmal etwas stärker geworden sind im Innenblock. Wir haben, das muss man auch sagen, viel trainiert und auf der konditionellen Ebene nochmal einen neuen Grundstein legen können. Die Mannschaft ist fit, das hat man gegen Coburg gesehen, als wir im Grunde genommen mit vier Rückraumspielern durchspielen mussten und das Tempo dennoch lange gehen konnten. Ich denke, dass eigentlich schon mit dem ersten Spiel gegen Nordhorn, als wir auch schon siegfähig waren, ein Stück weit der Glaube zurückgekehrt ist. Außer gegen Nettelstedt haben wir in jeder Begegnung gut gespielt. Eines haben wir aber vor allem gemacht: Wir sind ruhig geblieben, und wir haben hart gearbeitet. Die Qualität ist ja da, darauf können wir jetzt aufbauen. Aber wie gesagt: Das waren nur die ersten Schritte. Wir müssen jetzt weiter hart arbeiten, um die Saison noch zu einem vernünftigen Ergebnis zu bringen."

Es heißt, nichts ist so gut, dass es nicht noch besser werden könnte: Wo sehen Sie Verbesserungspotenzial für die kommenden Spieltage?
Michael Stock:
"Da gibt es schon noch einige Dinge, an denen man ansetzen kann. Unsere Abschlussquote kann sicherlich noch besser werden, gerade in den entscheidenden Phasen eines Spiels. In Coburg haben wir beispielsweise drei, vier Situationen, in denen wir eigentlich frei vor dem Tor zum Abschluss kommen und dann das Ding nicht reinmachen. Das ist ein Thema, das uns in einem engen Spiel auf die Füße fallen kann. Da arbeiten wir dran. Das zweite Thema ist, dass wir im Umschaltspiel in der zweiten und dritten Welle noch zielstrebiger, noch mutiger sein können als wir es ohnehin schon sind. Im gebundenen Abwehrspiel werden wir ganz automatisch noch stärker werden, weil sich die Abläufe im Innenblock und in der Abstimmung mit den Halbverteidigern immer weiter einschleifen. Da sind wir auf einem guten Weg. Zusammengefasst: Es gibt immer Möglichkeiten, in allen Mannschaftsteilen noch stärker zu werden."

Wenn Sie einmal einen Blick auf die gesamte Liga werfen: Wen sehen Sie am Ende auf den Aufstiegsplätzen? Und: Welche Teams sind für Sie die positiven Überraschungen?
Michael Stock:
"Im Kampf um den Aufstieg sehe ich Balingen und Lübbecke mit dem stärksten Kader. Weil aber auch  Eisenach wirklich eine Super-Saison spielt, ist es schwer zu sagen, wer letztlich die Beiden sein werden, die übrig bleiben. Wenn wir über Überraschungen reden, dann fällt mir zuallererst Potsdam ein. Es ist überragend, wie die jungen Burschen das zusammen mit Trainer Bob Hanning, den ich ohnehin sehr schätze, machen. Eisenach ist für mich zwar keine Überraschung, stellt sich aber sehr, sehr gut dar. Für Dessau gilt das ähnlich. Das sind die beiden Mannschaften, über die ich sage, dass sie im Vergleich zur letzten Saison noch einmal einen deutlichen Schritt gemacht haben."

Die 2. HBL präsentiert sich als ungemein ausgeglichene Liga, in der Chancen und Risiken nahe beieinander liegen. Was bedeutet das für die Entwicklung der Eintracht?
Michael Stock:
"Die Liga wird Jahr für Jahr immer stärker, das wird auch in der nächsten Saison wieder so sein. Egal, wer runterkommt aus der 1. Liga, egal, wer hochkommt aus der 3. Liga - da ist überall viel Qualität. Es wird zukünftig noch enger in der Leistungsdichte werden. Das bedeutet, dass auch wir weitere Entwicklungsschritte gehen müssen, um da folgen zu können. Wir hatten vor der laufenden Saison ja eine etwas größere Kaderveränderung durch fünf neue Spieler, das wird in der Serie 2023/24 nicht der Fall sein. Mit Niclas Pieczkowski haben wir einen Schlüsselspieler verpflichtet, bis  auf Tim Stefan gibt es keine Abgänge. So werden wir auf eine eingespielte Mannschaft zurückgreifen können. Natürlich müssen wir Niclas so ins System integrieren, dass er die Rolle spielen kann, die wir uns von ihm versprechen. Gleichzeitig haben wir mehrere junge Spieler im Kader, deren Entwicklung wir weiter fördern wollen, damit diese Jungs ebenfalls den nächsten Schritt tun können. Mit Arvid Dragunski oder Luca Richter kommen zudem ganz junge Spieler aus der U23 und der U19 nach, für die Ähnliches gilt. Letztlich hängt viel auch von externen Faktoren wie Verletzungen etc. ab. Das ist zur Zeit aber alles noch weit weg. Zunächst müssen wir schauen, dass wir unsere Hausaufgaben machen und die 2. Liga halten. Das ist das Primärziel, auch wenn wir natürlich eine gute Rückrunde spielen wollen. Selbstverständlich beobachten wir den Transfermarkt weiter. Wenn wir da noch tätig werden, muss es aber zu 100 Prozent zu uns passen."