Sportdirektor Michael Stock im Interview.

Michael Stock zur Spielabsage: Wir sind nur Passagiere, keine Piloten!

Eigentlich sollten die Handballer des VfL Eintracht Hagen am heutigen Mittwochabend gegen den HC Empor Rostock in der Krollmann Arena um Zweitliga-Punkte spielen. Aber die Partie wurde kurzfristig abgesagt. Zur Spielverlegung, aber auch zum bisherigen Saisonverlauf und zu den Zukunftsperspektiven des Teams von Trainer Stefan Neff äußert sich Eintracht-Sportdirektor Michael Stock im Interview.

Michael Stock, wie hat sich aus Sicht des VfL Eintracht diese kurzfristige Spielabsage ergeben?

Michael Stock: Wir sind am Dienstagmittag zunächst von Empor Rostock per E-mail darüber informiert worden, dass der Verein um eine Verlegung dieser Partie ersucht hat, und haben dann wenig später von der HBL (Handball-Bundesliga, Anm. d. Red.) die Nachricht erhalten, dass diesem Ersuchen stattgegeben wurde.

Nach welchen Regularien kann in der 2. Handball-Bundesliga eine Partie abgesagt werden? Das für den 3. Dezember geplante Spiel Bayer Dormagen gegen den TV Großwallstadt wurde auch schon kurzfristig verlegt.

Michael Stock: Soweit ich informiert bin, kann eine Partie dann abgesagt werden, wenn die Hälfte der gemeldeten Lizenzspieler erkrankt ist und dies per ärztlichem Attest bescheinigt wird.

Der VfL Eintracht hat in dieser Saison auch schon viele Ausfälle gehabt, musste teilweise ohne neun Spieler antreten. Warum wurde noch nie eine Spielverlegung beantragt?

Michael Stock: Wir haben uns vor dem letzten Spiel in Essen danach erkundigt, wie die Regularien sind. Denn auf zehn Ausfälle wären wir vor dieser Partie auch gekommen. Aber es wurde uns mitgeteilt, dass nur Erkrankungen zählen, keine sportspezifischen Verletzungen wie zum Beispiel der Fingerbruch, den sich Tobi Mahncke in Hüttenberg zugezogen hat. Das ist halt so festgeschrieben, wir müssen es akzeptieren. Ob es richtig ist, zwischen erkrankten und verletzten Spielern zu unterscheiden, dazu kann jeder seine eigene Meinung haben. Ich habe eine. Ein Spieler, der nicht einsatzfähig ist, ob krankheits- oder verletzungsbedingt, kann nicht spielen. Das ist die faktische Konsequenz, egal ob erkrankt oder verletzt. Aber wir als Vereine sind bei dieser Thematik nur Passagiere und keine Piloten.

Gibt es schon eine Tendenz für einen Nachholtermin des Rostock-Spiels? Nächste Woche ist zum Beispiel am Mittwoch und Donnerstag Pokal-Achtelfinal-Spieltag und weder Hagen noch Rostock sind da noch vertreten.

Michael Stock: Nein, ich glaube nicht, dass diese Partie noch in diesem Jahr nachgeholt wird. Nächste Woche wäre sicher auch zu kurzfristig, denn Virusinfektionen wie sie wohl in Rostock vorliegen, sind ja nicht nach ein paar Tagen vorbei. Letztlich wird die HBL den Termin festlegen, wobei die beteiligten Vereine eingebunden werden.

Was bedeutet der Spielausfall für die Situation des VfL Eintracht, der jetzt in diesem Jahr nur noch das Auswärtsspiel am Sonntag bei Schlusslicht Würzburg und dann am 2. Weihnachtstag das Heimspiel gegen Tabellenführer Balingen-Weilstetten zu absolvieren hat?

Michael Stock: Es bedeutet zunächst einmal, dass die kurzfristigste Möglichkeit wegfällt, sich für die schlechte Leistung beim 27:33 in Essen zu rehabilitieren. Jetzt geht es darum, die Partien in Würzburg und gegen Balingen-Weilstetten erfolgreich zu bestreiten und damit für einen guten Jahresabschluss zu sorgen.

Von einem Erfolg gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter Balingen zu reden, ist das nicht ziemlich ambitioniert?

Michael Stock: Warum? Ich wäre hier fehl am Platz, wenn ich nicht davon ausgehen würde, dass wir jedes Spiel gewinnen können. In der vergangenen Saison ist der VfL Gummersbach als Spitzenreiter bei uns angetreten, das Ergebnis ist bekannt: Wir haben mit 40:36 gewonnen! Aber das Spiel am 2. Weihnachtstag ist für mich noch ganz weit weg. Erst einmal ist der Fokus voll auf die Partie in Würzburg gerichtet.

Apropos „schlechte Leistung in Essen“. Nicht zum ersten Mal in dieser Saison musste die Mannschaft, wenn man dachte, sie hätte jetzt die Kurve gekriegt, einen Rückschlag hinnehmen, beispielsweise nach zwei vorausgegangenen Siegen beim 24:30 in Dormagen. Warum fehlt die Konstanz?

Michael Stock: Wenn wir immer die gleichen Probleme erkennen würden, wäre es einfacher, eine Lösung zu finden. Aber die Defizite sind sehr unterschiedlich. Einmal machen wir extrem viele technische Fehler wie zuletzt in Essen, ein anderes Mal fehlt das Tempo oder wir gestatten es dem gegnerischen Torwart mit einer schlechten Wurfauswahl, der beste Spieler seiner Mannschaft zu werden. Das Grundübel ist, dass unsere Mannschaft durch die vielen krankheits- und verletzungsbedingten Ausfälle bislang keine Stabilität entwickeln konnte. Das Fehlen vieler Spieler wirkt sich ja nicht nur am Spieltag aus, wenn immer wieder neue Formationen aufs Feld geschickt werden müssen, sondern es mindert auch die Trainingsqualität. Das ist kein Jammern, sondern eine Feststellung! Ich bin fest davon überzeugt, dass wir im nächsten Jahr, wenn nach dem jetzigen Stand mehrere Leistungsträger wieder ins Team zurückkehren, die Punkte holen werden, die wir brauchen, um uns von den unteren Plätzen zu lösen und die Rückrunde erfolgreich zu bestreiten.