PK Eintracht Hagen vs. TuSEM Essen
Pressekonferenz nach dem Derby (von links): TuSEM-Trainer Jamal Naji, Moderator Dirk Müller und Eintracht-Coach Stefan Neff.

Nach dem Derbysieg: Stefan Neff stellt das Team in den Mittelpunkt

Mit dem Abstand einer Nacht war das Adrenalin zwar allmählich abgebaut, was blieb bei den Verantwortlichen des VfL Eintracht Hagen war der Stolz über eine außergewöhnliche Leistung beim 32:28-Sieg über TuSEM Essen.

Die Pressekonferenz in der Aula der Krollmann-Arena war vorbei, die Crew der Eintracht-Helfer baute das technische Equipment ab – doch niemand der Besucher wollte nach Hause gehen. Zu eindrücklich waren die vorangegangenen 60 Minuten gewesen, zu bemerkenswert die Leistung des Eintracht-Rumpfkaders. Und als sich zwischen Currywurst und Siegerbier für die bestens gelaunten Fans dann auch noch eine Seitentür öffnete und Eintracht-Torhüter Mats Grzesinski den Saal betrat, gab’s zum letzten Mal kein Halten mehr. Donnernde Ovationen für den „Mann des Abends“. Der ganze Saal stand.

Apropos stehen: Ende der ersten Halbzeit stand der junge Torhüter bei sagenhaften 62 Prozent gehaltener Bälle, am Ende waren es knapp 40 Prozent. Alle Beobachter waren sich einig: Ohne diese Top-Leistung kein Derbysieg. 

Stefan Neff ging mit dieser Einschätzung d’accord, verhehlte aber gleichwohl nicht, nach einem etwas holprigen Eintracht-Start in Halbzeit zwei kurz sogar an einen Torwart-Wechsel gedacht zu haben. Der war dann aber nicht nötig, denn obwohl sich der TuSEM in der wohl kritischsten Phase der Partie bis auf 20:19 herangekämpft hatte, befreite sich die Eintracht aus eigener Kraft und mit Hilfe der Fans aus diesem Leistungsloch.
Vielleicht war diese Phase der Partie sogar die bemerkenswerteste. Wenn es einmal läuft, wenn das Spiel zum Rausch wird, dann funktioniert (fast) alles. Wenn aber der Gegner Oberwasser gewinnt, wenn das Nachdenken beginnt, dann die eigenen Fehlerketten zu durchbrechen und wieder in die Spur zu finden – das zeichnet eine echte Mannschaft aus.

Bei aller Würdigung individueller Spitzenleistungen war es eben jener Team-Gedanke, den der Eintracht-Coach in der Analyse in den Vordergrund stellte. „Eigentlich muss ich jeden Spieler nennen“, sagte Neff. „Pouya Norouzi spielt seit Monaten auf unglaublichem Niveau mit so wenigen Fehlern. Unsere Außen schießen starke Quoten. Die Abwehr arbeitet im konsequent im Verbund – das ist eine Aufzählung, die ich noch lange fortführen könnte.“

Was bleibt, ist ein gutes Gefühl nach drei Heimspielen, die mit 5:1-Punkten eine lange Negativserie beendet haben. „Die Niederlagen waren erklärbar, aber das spielt keine Rolle. Wir sind im Leistungssport und da zählen nur die Ergebnisse“, sagt Stefan Neff, dem nun bis zum nächsten Spiel am 22. April beim TV Hüttenberg Zeit bleibt, den geschundenen Kader Stück für Stück zu komplettieren. Über Ostern wird dazu nur dosiert individuell trainiert – eine kleine Belohnung, die sich die Mannschaft verdient hat…


Weitere Stimmen zum Spiel:

Jamal Naji (Trainer TuSEM Essen): „Von Herzen kommende Glückwünsche zum völlig verdienten Sieg an die Eintracht. Von der Einstellung her hat man gemerkt, wie das auf die Ränge geschwappt ist. Eigentlich ist dieses Spiel schnell erzählt. Es war eine Wahnsinnsleistung von Mats Grzesinski, demgegenüber stehen nur drei Paraden auf unserer Seite. Das ist allerdings nicht die Alleinschuld der Torhüter, sondern immer auch ein Zusammenspiel mit der Abwehr. Das Bemerkenswerteste an dieser Leistung war, dass ich mit unserer Wurfauswahl eigentlich zufrieden war. Wir hatten unsere Würfe aus der Nahdistanz. In der Summe haben wir das Momentum nicht genutzt, als wir bis auf ein Tor ran sind und danach auch nochmal zurückkommen. Ich glaube, wenn wir ausgleichen oder in Führung gehen, wird es schwer für Hagen. Aber das haben wir nicht geschafft.“

Stefan Neff (Trainer VfL Eintracht Hagen): „Eine überragende Leistung von Mats, aber in unserer momentanen Situation brauchen wir so etwas auch. In der Halbzeit habe ich den Jungs gesagt: Das ist ein ganz gefährliches Ergebnis. Sechs vor, die sind auch schnell wieder weg. Spätestens beim 20:19 wusste jeder, was ich meinte. Die Zuschauer sind phantastisch mitgegangen, das hat sich die Mannschaft verdient. Jeder Einzelne hat unglaublich gekämpft. Ich bin unfassbar stolz auf die Mannschaft, auf die Emotionalität, die wir uns im Training erarbeitet haben und heute auf die Platte gebracht haben. Wir hatten so viele Ausfälle wie noch nie und trotzdem ein funktionierendes Team – mit Spielern aus der 2. und 3. Mannschaft. Jetzt haben wir uns die Osterpause verdient.“

Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): „Eine unfassbare kämpferische Leistung, die Mannschaft war perfekt vom Trainerteam eingestellt. Unter diesen Rahmenbedingungen diese Leistung abzurufen, ist einfach überragend und zeigt, wie stark unser Kader ist und wie gefestigt wir als Team sind – natürlich mit einem überragenden Mats Grzesinski im Tor.“