Für die Eintracht, hier Philipp Vorlicek, war oft kein Durchkommen gegen die Abwehr von TuSEM Essen.

Neff-Team lädt Essen mit vielen technischen Fehlern zum Start-Ziel-Sieg ein

Aller guten Dinge waren nicht drei! Nachdem die Zweitliga-Handballer des VfL Eintracht Hagen in der vergangenen Saison beide Partien gegen TuSEM Essen gewinnen konnten, nahmen die Montanstädter im dritten Aufeinandertreffen seit dem Erstliga-Abstieg des dreimaligen Deutschen Meisters und Europacup-Siegers Revanche und setzten sich in der Sporthalle Am Hallo vor mehr als 1600 Zuschauern klar mit 33:27 (15:11) durch.

Um es gleich zu sagen: Der Start-Ziel-Sieg der Essener war verdient und hätte sogar noch höher ausfallen können. Dem VfL Eintracht, bei dem der erst 17-jährige Luca Richter als Rechtsaußen begann, gelang es nie in Führung zu gehen. Für den einzigen Gleichstand (2:2) sorgte nach drei Minuten Kim Voss-Fels, als er bei Essener Unterzahl ins leere TuSEM-Tor traf. Danach setzten sich die Gastgeber mit einem 4:0-Lauf ab, so dass sich Stefan Neff zu einer ersten Auszeit genötigt sah. Der Eintracht-Coach nahm einige Umstellungen vor, beorderte Jan-Lars Gaubatz auf die rechte Außenbahn und brachte mit Nouya Norouzi, Valentin Spohn und Philipp Vorlicek frische Rückraumkräfte, was zunächst Wirkung zeigte. Als Vorlicek nach einem Ballgewinn in der Abwehr einen Tempogegenstoß erfolgreich abschloss, hatten sich die Grün-Gelben wieder auf 6:5 herangekämpft.

Diesmal war es TuSEM-Trainer Michael Hegemann, der zur Auszeit bat und damit ebenso Erfolg hatte wie vorher sein VfL-Kollege. Mit einer 4:0-Serie zum 10:6 stellten die Hausherren wieder einen Viertore-Abstand her. Von der Spielanlage her agierten beide Teams ähnlich, es wurde versucht, über Tempospiel zum Erfolg zu kommen. Ein gravierender Unterschied war jedoch zu erkennen: Die Anzahl der technischen Fehler auf Hagener Seite war einfach zu hoch. Immer wieder luden die Grün-Gelben den Gegner durch Ballverluste zu Tempogegenstößen ein, vier davon schlossen die Essener in den ersten 30 Minuten erfolgreich ab. Das war genau die Differenz, mit der es in die Pause ging. Wobei die letzte Aktion der ersten Halbzeit aus Eintracht-Sicht denkbar unglücklich war. Drei Sekunden waren noch auf der Uhr, als Tim Rozman das 15:11 für die Hausherren erzielte. Und Julian Renninger wurde für seinen letztlich erfolglosen Abwehrversuch auch noch mit einer Zweiminuten-Strafe belegt, so dass die Grün-Gelben, die wie schon in Hüttenberg zeitweise mit fünf gelernten Rückraumspielern plus Kreisläufer agierten, den zweiten Durchgang in Unterzahl beginnen mussten.

Bis zum 19:15 blieb der Abstand gleich, dann häuften sich die teilweise haarsträubenden Ballverluste der diesmal in Schwarz spielenden Grün-Gelben so sehr, dass die Essener die Einladung zu einem 6:0-Lauf nicht ausschlagen konnten. In der 44. Minute war die Partie beim Stand von 25:15 entschieden. Nicht nur auf Essener Seite kamen jetzt nach und nach Youngster von der Bank. Stefan Neff schickte Rechtsaußen Jan-Niklas Schneider aus dem U23-Team aufs Feld, der sich wenig später auch in die Torschützenliste eintragen konnte (26:19). Auf der linken Außenbahn bekam neben Josip Jukic auch Theo Bürgin erstmals nach seiner Verletzung noch etwas Spielpraxis. Stamm-Rechtsaußen Pierre Busch trat wegen seiner Kniebeschwerden nur einmal zum Siebenmeter an, den er auch verwandelte. Das Torhüter-Duell zwischen Essens Lukas Diedrich (11 Paraden) und Hagens Maurice Paske (12) verlief in etwa ausgeglichen, „Toto“ Schmidt aus der U23 ging bei einem Siebenmeter, den er nicht halten konnte, zwischen die Pfosten.

Dass die Eintrachtler am Ende noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnten, war ein schwacher Trost. Mit Essen gewann ein Team, das keineswegs übermächtig war, aber deutlich weniger fehlerhaft spielte als die VfL-Equipe. Das Neff-Team wird sich in den beiden folgenden Partien gegen Rostock (Mittwoch, 19.30 Uhr) und am Sonntag, 18. Dezember, 17 Uhr in Würzburg, deutlich steigern müssen, um diese beiden wichtigen Kellerduelle erfolgreich bestehen zu können.

TuSEM Essen: Diedrich (11 Paraden/29,73 Prozent) - Ellwanger (4), Rozman (5), Wolfram, Dangers (2), Homscheid, Eißing (2), Szczesny (5), Müller (3), Seidel, Morante (3), Klingler (3/3), Mast (3), Werschkull (1), Schoss (2).

VfL Eintracht Hagen: Paske (12/28,57), N. Schmidt (0/0) -  Bürgin, Norouzi (2), Pröhl (2), V. Schmidt (6), Renninger (1), Voss-Fels (4), Vorlicek (2), Spohn (5), Gaubatz (1), Stefan (2), Schneider (1), Jukic, Richter, Busch (1/1).

Schiedsrichter: Julian Köppl/Denis Regner (Frankfurt/Nieder-Olm).

Zeitstrafen: 4:5

Zuschauer: 1612


Michael Stock, Sportdirektor VfL Eintracht: „Die Niederlage war hochverdient! Wir müssen uns an die eigene Nase fassen: Wer so viele technische Fehler macht wie wir heute, der kann in der 2. Liga nicht gewinnen. Zur Pause haben wir noch daran geglaubt, dass wir das Spiel noch drehen können. Dann hatten wir in der zweiten Halbzeit sechs, sieben Minuten, in denen wir uns einen 0:6-Lauf geleistet haben, der uns natürlich das Genick gebrochen hat.“

Stefan Neff, Trainer VfL Eintracht: „Ich finde, dass wir im Sechs-gegen-Sechs-Spiel phasenweise ganz gut gedeckt haben, aber wenn man so viele technische Fehler macht und die Bälle so wegwirft, dann kann man nicht gewinnen. Das war maximal enttäuschend! Man hatte nicht das Gefühl, dass alle Leistungsträger hundertprozentig bei der Sache waren, darüber werden wir sprechen. Nachdem wir die letzten beiden Heimspiele gewonnen haben und wir zuletzt dreimal hintereinander auswärts antreten mussten hoffe ich, dass unsere Fans am nächsten Mittwoch die Wichtigkeit des Spiels gegen Rostock erkennen und uns entsprechend unterstützen.“