Hat keine Integrationsprobleme: Eintracht-"Heimkehrer" Niclas Pieczkowski.

Niclas Pieczkowski: „Der handballspezifische Ansatz von Trainer Stefan Neff liegt mir“

Im Jahr 2010 wechselte Niclas Pieczkowski vom damaligen Handball-Regionalligisten VfL Eintracht Hagen zu Zweitligist TuSEM Essen, mit dem er später in die 1. Liga aufstieg. Drei weitere Erstliga-Stationen (TuS Nettelstedt-Lübbecke, SC DHfK Leipzig, TSV GWD Minden) folgten, bevor der 41-malige Nationalspieler und Europameister von 2016 nach Hagen zurückkehrte. Seit 14 Tagen bereitet sich der gebürtige Hohenlimburger mit den Grün-Gelben auf die Zweitliga-Saison 2023/24 vor. Bevor es am Donnerstag ins Trainingslager geht, führten wir mit dem 33-jährigen Rückraumspieler ein Interview.

Niclas Pieczkowski, wie fällt nach den ersten beiden Vorbereitungswochen Deine Zwischenbilanz aus? Läuft bisher alles so, wie Du es Dir vorgestellt hast?
Niclas Pieczkowski:
„Ja, auf jeden Fall! Generell ist ein Vorbereitungsstart bei einem neuen Klub und mit einem neuen Trainer immer sehr spannend. Man muss sich erst einmal eingrooven und weiß zunächst nicht so richtig: Worauf richtet er seinen Fokus? Bei Stefan Neff ist der Ansatz bisher sehr handballspezifisch. Wir waren noch nicht so viel auf der Laufbahn unterwegs oder im Fitnessstudio, sondern mehr in der Halle. Anstrengend ist es trotzdem und die Knochen tun nach zwei Wochen schon weh, aber der Einstieg war absolut in Ordnung.“

Du hast zuletzt ja fast ein Jahrzehnt lang durchgängig in der 1. Bundesliga gespielt. Ist die Vorbereitung dort anders, vielleicht noch professioneller, oder ist sie nach Deinen bisherigen Eindrücken vergleichbar mit dem, was Du jetzt beim VfL Eintracht erlebst?
Niclas Pieczkowski:
„Das steht und fällt ja immer alles damit, was der jeweilige Trainer gerne möchte. Es gibt Trainer, die den athletischen Schwerpunkt mit vielen Laufeinheiten, Intervallläufen und dergleichen bevorzugen. Dann gibt es solche, die großen Wert auf Grundlagenausdauer legen. Ich hatte mittlerweile alles schon dabei. Was besser oder schlechter ist, ist schwierig zu sagen. Ich persönlich bin von Stefan Neffs handballspezifischem Ansatz angetan, er liegt mir.“

Inwieweit hattet ihr schon Kontakt, bevor Du für drei Jahre beim VfL Eintracht unterschrieben hast?
Niclas Pieczkowski:
„Natürlich gab es Gespräche darüber, in welche Richtung es überhaupt gehen soll und was er von mir erwartet. Ich wiederum habe erläutert, wo ich meine Stärken sehe und was ich einbringen möchte. Es muss ja beides zusammenpassen.“

Was wurde und was wird von Dir erwartet?
Niclas Pieczkowski:
„Zum Bespiel, dass ich hinten mit im Innenblock decke, das Tempospiel nach vorne verbessere und dazu auch ein bisschen die Spielsteuerung übernehme. In den letzten Jahren habe ich auf der Halbposition gedeckt, das ist für mich also erstmal eine Umstellung. Aber ich kann das, habe es auch früher schon gemacht und fuchse mich da rein. Das Umschaltspiel nach vorne liegt mir, es ist schon immer mein Steckenpferd gewesen. Und die Spielsteuerung im Angriff ist eigentlich genau das, was mich ausmacht. Von daher: Insgesamt bin ich ganz zufrieden mit meiner Rolle.“

Als Du beim VfL Eintracht den Sprung von der A-Jugend in die 1. Mannschaft geschafft hast, war Deine Position im linken Rückraum. Wann bist Du mehr in die Mitte gerückt?
Niclas Pieczkowski:
„Auch in Essen, wohin ich vom VfL Eintracht gewechselt bin, habe ich anfangs auf Halblinks gespielt. Mittelmann war dort damals Pavel Prokopec, der später ja lange in Hagen gespielt hat und jetzt hier U19-Trainer ist. Irgendwann gab es in Essen einen Trainerwechsel, der dazu geführt hat, dass ich auf die Mitte ging. Seitdem hat sich diese Position verfestigt. Wozu man sagen muss, dass Rückraumlinks und -Mitte ja oft auch verschwimmen. Bei vielen Auslöseaktionen ist es egal, wo man gerade steht. Letztlich kommt es auf die Handlung an.“ 

Im ersten Vorbereitungsspiel, das am vergangenen Sonntag klar mit 47:29 gegen Drittligist MTV Braunschweig gewonnen wurde, klappte so manches Anspiel schon erstaunlich gut. Bist Du selbst überrascht, wie gut Deine Integration bisher verläuft?
Niclas Pieczkowski:
"Mir kommt natürlich entgegen, dass der Kern der Mannschaft eingespielt ist. Außer Rechtsaußen André Alves und mir ist ja kein neuer Spieler hinzugekommen. Das macht es leichter sich hineinzufinden, als wenn es 3, 4 oder 5 neue Spieler gegeben hätte. Dieses verbunden mit der Tatsache, dass wir seit dem Vorbereitungsstart Handball spielen, mag dazu beigetragen haben, dass schon ein bisschen Spielfluss zu erkennen war. Allerdings darf man solch ein Ergebnis gegen einen Drittligisten, der noch dazu ersatzgeschwächt war, auch nicht überbewerten.“

Andererseits müssen 47 Tore erst einmal geworfen werden. Energie und Tempo stimmten über weite Strecken, was Trainer Stefan Neff und Sportdirektor Michael Stock auch so sahen…
Niclas Pieczkowski:
„Der Handball wird ja immer schneller. Wenn man sich die Ergebnisse in der 1. und 2. Liga anguckt, dann ist es ja mittlerweile fast schon normal, dass beide Mannschaften mehr als 30 Tore machen. Durch das immer höhere Tempo wird das Spiel für jeden einzelnen Akteur immer belastender. Umso wichtiger ist es, genug Wechselmöglichkeiten zu haben, gerade in einer langen Saison. Unser großer und ausgeglichener Kader kann da ein echter Vorteil werden. Dazu gehört natürlich, dass - im Gegensatz zur vergangenen Saison - alle gesund bleiben.“

Du hast von Anfang an kein Hehl daraus gemacht, dass Du mithelfen möchtest, einen besseren Platz zu erreichen als jenen zehnten Rang, den der VfL Eintracht zuletzt belegt hat. Wie hoch nach oben kann es gehen?
Niclas Pieczkowski:
„Das lässt sich schwer voraussagen, so stark und ausgeglichen wie diese Liga ist. Natürlich kann ein guter Saisonstart dabei hilfreich sein, eine gute Saison zu spielen, weil man vielleicht in einen Flow kommt. Startet man schlecht, dann ist es immer schwer, sich unten herauszukämpfen. Wir gehen mit viel Ehrgeiz in die neue Saison und wollen so erfolgreich sein wie möglich. Andererseits darf man an den hohen Erwartungen, die man vielleicht an sich selbst hat, auch nicht ersticken. Es kommt darauf an, den richtigen Spagat zu schaffen.“    

Wie würdest Du den Charakter der aktuellen Eintracht-Mannschaft beschreiben?
Niclas Pieczkowski:
„Ich habe bisher ein sehr gutes Mannschaftsgefüge kennengelernt. Die Stimmung in der Kabine ist entspannt. Man sitzt nach dem Training noch zusammen, manchmal bis zu einer halben Stunde. Das gefällt mir echt gut! Was für die ersten beiden Vorbereitungswochen insgesamt gilt. Bisher läuft alles nach Plan!“

Vielen Dank, Niclas, für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!