Ein Eintracht-Neuzugang, der so neu eigentlich gar nicht ist: Jan von Boenigk.

Mischung aus Bodenständigkeit und Ambitionen gefällt Rückkehrer Jan von Boenigk gut

Man sieht sich immer zweimal, heißt es. Bereits von 2015 bis 2018 lief Jan von Boenigk im Trikot der Eintracht-Handballer auf, dann wechselte er zum ASV Hamm-Westfalen. Jetzt spielt der heute 28-jährige Linkshänder wieder für jenen Klub, bei dem er zum Zweitligaspieler reifte und obendrein zu einem Publikumsliebling avancierte. Diesmal hat der gebürtige Münsteraner sogar einen Vierjahres-Kontrakt unterschrieben.

Aus den Augen verloren hat von Boenigk seinen alten und nun wieder neuen Klub zwischenzeitlich nicht. „Der Kontakt ist nie ganz abgerissen. Ich habe in meiner ersten Eintracht-Zeit Freundschaften geschlossen, und so weit ist es ja von Hamm nach Hagen ja nicht“, begründet der gelernte Bankkaufmann rückblickend, warum er immer mal wieder in der Ischelandhalle verfolgte, was die Ex-Kollegen wie Jan-Lars Gaubatz oder Tilman Pröhl, mit denen er in der Saison 2024/25 wieder zusammenspielen wird, auf die Platte brachten. Auch bei Freundschaftsspielen sah man sich etliche Male wieder.

„Als es Zeit wurde, mir Gedanken über die Zukunft zu machen, weil mein Vertrag in Hamm im Sommer 2024 auslief, hat sich der VfL Eintracht früh bei mir gemeldet. Die Gespräche waren gut, so dass es relativ schnell zu einer Einigung kam“, blickt der Halbrechte zurück.

Dass der ASV zum damaligen Zeitpunkt noch Chancen auf die Rückkehr in die 1. Bundesliga hatte, aus der das Team von Trainer Michael Lerscht nach einem einjährigen Intermezzo wieder abgestiegen war, ließ die Rückkehr zu den Grün-Gelben nicht platzen. „Meinen Traum von der Bundesliga hatte ich mir mit dem einen Jahr ja schon erfüllt“, so Jan von Boenigk, „was nicht heißt, dass ich nicht gerne noch einmal aufsteigen würde.“

Aber er habe nach sechs Jahren in Hamm einen Tapetenwechsel angestrebt und noch einmal etwas Neues machen wollen. „Das war mir wichtiger als auf den möglichen Wiederaufstieg mit Hamm zu spekulieren.“ Den der ASV Westfalen ja am Ende dann auch als Tabellendritter verpasste. Wozu zwei Niederlagen gegen die Eintracht - eine 26:41-Klatsche am Ischeland und ein 34:36 beim Rückspiel in Hamm - beitrugen.

Als der Linkshänder, der inzwischen ein Wirtschaftspsychologie-Studium mit dem Bachelor-Abschluss beendet hat, seine ersten drei Jahre bei der Eintracht absolvierte, waren die erst von Lars Hepp und dann von Niels Pfannenschmidt trainierten Grün-Gelben eine Art Fahrstuhlmannschaft. 2015 kam von Boenigk zu einem Zweitliga-Aufsteiger, der die Liga nach nur einem Jahr wieder verlassen musste. In seiner zweiten Hagener Saison wurde der direkte Wiederaufstieg geschafft, im dritten Jahr die 2. Liga relativ entspannt gehalten. Nachdem der Münsteraner den Klub verlassen hatte, endete die Saison 2018/19 mit dem neuerlichen Abstieg.

Seitdem hat sich einiges getan beim Handball-Spitzenklub der Volmestadt, was Jan von Boenigk aus der Ferne aufmerksam verfolgte. „Ich finde, dass sich der Verein in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt hat, ohne dabei den Kontakt zur Basis zu verlieren. Diese Mischung aus Bodenständigkeit und Ambitionen gefällt mir sehr gut!“

Bereits im Mai hat der Rückkehrer mit seiner Freundin in Hagen eine Wohnung bezogen und ist in der Zweitliga-Endphase jeweils nach Hamm gependelt. „Ich fühle mich sehr wohl hier“, hat der bald 29-Jährige seinen Entschluss bislang keine Minute bereut.

Am Wochenende stehen mit einem Testspiel am Freitag bei Erstligist MT Melsungen und einem zweitägigen Turnier in Braunschweig (Samstag und Sonntag) die ersten Formüberprüfungen an. „Meine ersten Eindrücke von der Mannschaft sind sehr gut. Wir sind bereits in einer guten körperlichen Verfassung und haben auch schon früh angefangen, wieder Handball zu spielen“, freut sich Jan von Boenigk, dass es jetzt mit den Testpartien losgeht.

Was in der Spielzeit 2024/25 machbar sein könnte, dazu will sich der Halbrechte noch nicht äußern. „Über Saisonziele haben wir intern noch gar nicht gesprochen. Deshalb möchte ich hier jetzt nichts ausrufen!“ Mit Platz zehn in der Saison nach dem Wiederaufstieg 2022 und Rang sieben in der vergangenen Spielzeit zeigte die Kurve zuletzt nach oben.

Dass sich dieser Trend in der kommenden Serie fortsetzt, dazu will und soll von Boenigk seinen Teil beitragen. „Nachdem uns Philipp Vorlicek frühzeitig mitgeteilt hatte, dass er uns zum Saisonende verlassen wird, war Jan unsere Wunschlösung“, verrät Stefan Neff. „Seine Energie, seine Dynamik, sein purer Wille sind Qualitäten, die ihn auszeichnen. Das war für uns als Gegner immer schwer zu verteidigen“, erinnert sich der Eintracht-Coach. „Deshalb freue ich mich umso mehr, ihn jetzt in unseren Reihen zu haben. Mit ihm haben wir einen der besten Halbrechten der 2. Bundesliga verpflichten können!“

Auch menschlich passe der Neuzugang aus Hamm perfekt ins Eintracht-Team. „Er ist intelligent, besonnen und sozial“, zählt Neff einige Eigenschaften auf, die dazu beitragen, dass der Rückkehrer im aktuellen Eintracht-Team gleichermaßen als Leistungsträger und einer der Führungsspieler gesehen wird. Keine Frage, dass Jan von Boenigk alles daransetzen wird, um den Erwartungen gerecht zu werden: „Ich freue mich darauf, mich künftig in eine Mannschaft, die zuletzt eine sehr gute Entwicklung genommen hat, einbringen zu können!“