Top-Torschütze der Eintracht: Valentin Spohn traf in Balingen neunmal ins Schwarze, war von der HBW-Abwehr nie zu stoppen.

Die Eintracht gibt beim Meister den "Partycrasher"

Die "Partycrasher" kamen in Grün und Gelb daher in der Sparkassen-Arena zu Balingen. Völlig überraschend, aber gleichwohl hochverdient setzte sich der VfL Eintracht Hagen am Samstagabend mit 34:27 (18:13) beim feststehenden Meister und Erstliga-Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten durch. Während die Gastgeber von den Fans anschließend dennoch mit stehenden Ovationen für ihre tolle Saison gefeiert wurden, freuten sich die Volmestädter über einen richtig feinen Auswärtsauftritt, der die Basis bereitete für die wohl angenehmste Bus-Rückreise der Saison. Zudem hat sich die Eintracht damit für den DHB-Pokal qualifiziert.


Startaufstellung Eintracht: Tobias Mahncke (TW) - Josip Jukic (LA), Valentin Spohn (RL/Abwehr-Angriff-Wechsel mit Alexander Becker), Pouya Norouzi (RM), Philipp Vorlicek (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


2350 Zuschauer in der restlos ausverkauften Sparkassen-Arena sahen zwei Teams, in deren Aufgeboten die lange Saison Spuren hinterlassen hatte. Die Gastgeber traten unter anderem ohne etatmäßigen Kreisläufer an, bei den Grün-Gelben fehlte die große Riege der Langzeitverletzten, während Kapitän Valentin Schmidt und Kim Voss-Fels ins Eintracht-Aufgebot zurückkehrten.

Und die Gäste fanden gut ins Spiel. Tobias Mahncke parierte direkt zweimal gegen HBW-Linksaußen Patrick Volz, die Abwehr stand stabil. Nach sechs Minuten hieß es durch Alexander Beckers ersten Treffer 5:3 für Grün-Gelb, kurze Zeit später erhöhten Pouya Norouzi und Josip Jukic - jeweils per Gegenstoß - auf 9:5 (12.).

Zeit für die erste Auszeit der Gastgeber. Die Kritikliste von HBW-Coach Jens Bürkle durfte gleichzeitig als Lob für den starken Gäste-Auftritt gelten. Das antizipative Abwehrspiel der Eintracht und die daraus resultierenden "einfachen" Tempo-Tore waren dem Meistertrainer besonders ein Dorn im Auge.

Doch es blieb dabei: Hagen deckte ungemein beweglich, belohnte sich im Tempospiel oder vornehmlich durch Valentin Spohn im aufgebauten Angriff immer wieder selbst - 6:12 (16.). Balingen versuchte es zwischenzeitlich mit einer 5:1-Abwehr und sieben Feldspielern vorne, dennoch nahm die Eintracht eine 18:13-Führung mit in die Pause, die auch in dieser Höhe völlig in Ordnung ging.

Sollte der Meister und kommende Erstligist sich tatsächlich so leicht die Party verderben lassen? - Nein, natürlich nicht. Balingen deckte nach Wiederanpfiff zunächst engagierter, spielte schneller und knabberte den Hagener Vorsprung bis auf 18:20 ab. Aber die Neff-Truppe hielt in bemerkenswert kompakter Manier dagegen. Tobias Mahncke, Valentin Spohn und Josip Jukic hießen auch weiterhin die Aktivposten in einem durchweg auf hohem Niveau agierenden Team. 

Balingen reagierte nach einer Auszeit erneut, nahm Spohn nun komplett "kurz", doch Hagen erhöhte durch Philipp Vorlicek gar auf 25:18, nutzte die Räume im Spiel 5-gegen-5. Als der Gast dann auch noch eine Zeitstrafe gegen Tilman Pröhl mit einem 0:0 über die Bühne brachte und Tobias Mahncke gefühlt allen HBW-Außen nacheinander den Zahn zog, da wurde der Glaube an den Überraschungssieg immer konkreter.

8-Tore-Führung zehn Minuten vor Schluss - wer hätte das gedacht? Dass dieser Vorsprung am Ende noch ein wenig schrumpfte, lag an etwas zu wenig Zielstrebigkeit in der einen oder anderen Aktion, zudem spielte die Eintracht mehrfach in Unterzahl. Doch mit aller Cleverness brachten die Grün-Gelben das Spiel sicher nach Hause. Respekt!

Klar ist gleichwohl: Der HBW ist ein absolut verdienter Aufsteiger, so dass die Stimmung in der Sparkassen-Arena allenfalls kurz getrübt war...


HBW: Sejr Jensen (3 Paraden/25,00 Prozent), Ruminsky (8/25,00) - Vistorop (3), Huber (1), Schöngarth (1), Ingason (4), Linhares de Souza, Hildenbrand (1), Schoch (1), Fuoß, Fügel (3), Wente (4), Saueressig (4), Volz (3/1), Strosack (2)
Eintracht: Mahncke (15/35,71), Paske (n.e.) - Bürgin, Becker (4), Norouzi (4), Pröhl, Schmidt (2), Klein, Voss-Fels, Vorlicek (4), Spohn (9), Stüber (2), Stefan, Dragunski, Jukic (6), Busch (3)
Schiedsrichter: Malte Frank/Leonard Bona (Radevormwald/Remscheid)
Zeitstrafen: HBW 0, Eintracht 4
Siebenmeter: HBW 1/1, Eintracht 2/1 (verworfen: Schmidt)
Zuschauer: 2350 (ausverkauft)


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Man weiß gar nicht, wo man anfangen soll, um seine Begeisterung zum Ausdruck zu bringen. Wir haben eine überragende kämpferische Einstellung auf die Platte gebracht - mit einer bärenstarken antizipativen Abwehr und daraus resultierenden einfachen Toren. Balingen ist letztlich nichts eingefallen. Weder das 7-gegen-6 noch der Wechsel im Abwehrsystem haben gefruchtet. Herausheben muss man sicherlich Valentin Spohn und Josip Jukic im Angriff als auch Josip Jukic in der Abwehr. Und dann hat natürlich der 'alte Mann' den Mannscharftsbus vors Tor gestellt. Was Tobi Mahncke heute gehalten hat, war ebenfalls überragend."  

Stefan Neff (Trainer VfL Eintracht Hagen): "An erster Stelle möchte ich die Glückwünsche zurück nach Balingen geben, der Aufstieg ist absolut verdient. Ich wünsche viel Erfolg in der 1. Bundesliga. Zum Spiel: Wir waren heute sehr bissig in der Abwehr und hatten mit Valentin Spohn einen überragenden Schützen. Auch als Balingen auf zwei Tore herangekommen ist, haben wir die Ruhe bewahrt. Ich bin hochzufrieden."

Valentin Spohn (Eintracht-Top-Torschütze in Balingen): "Erstmal mein Glückwunsch an den Zweitliga-Meister. Balingen hat das verdient. Man hat heute hier und da gesehen, dass es bei Balingen um nichts mehr geht. Wir müssen aus der Saison lernen. Wir haben eine gute Rückrunde gespielt und können den Schwung hoffentlich mit in die neue Saison nehmen."