Bescherung fernab der Heimat: Der VfL Eintracht Hagen entführte völlig überraschend beim Liga-Topfavoriten SG BBM Bietigheim zwei Punkte.

Vorgezogene Bescherung fernab der Heimat

Die Weihnachtsmänner in der EgeTrans-Arena trugen - einigermaßen überraschend - Grün-Gelb und sie nahmen zwei hochverdiente Punkte mit nach Hause an die Volme. Völlig überraschend hat der personell arg dezimierte VfL Eintracht Hagen am Samstagabend mit 36:33 beim Liga-Topfavoriten SG BBM Bietigheim gewonnen. "O du fröhliche" (ja, das schreibt man wirklich so...) am Vorabend des Weihnachtsfestes.


Startaufstellung Eintracht: Mats Grzesinski (TW) - Hakon Styrmisson (LA), Pouya Norouzi (RL), Alexander Weck (RM), Kim Voss-Fels (RR), Pierre Busch (RA), Alexander Becker (KS)


Keine Überraschungen gab es beim Blick auf den Eintracht-Kader. Alle von Stefan Neff im Vorfeld angekündigten Ausfälle (Vorlicek, Pieczkowski, Paske, Schmidt, Pröhl, Jukic) fehlten, so dass die Eintracht mit Mats Grzesinski im Tor begann, die Feldspieler in der Startformation waren dieselben wie in Vinnhorst vor Wochenfrist.

Schon der Start gelang den Grün-Gelben gut. Sehr gut sogar. 3:1, 5:2, 7:4 aus Hagener Sicht - das war einerseits das Resultat einer nicht allzu offensiven und mithin kompakten Abwehr, vor allem aber Ergebnis eines diszipliniert agierenden Angriffes, der nur ganz wenig liegen ließ und einfach schlau spielte. Das war in den vergangenen Wochen - speziell auswärts - schon oftmals anders gewesen. Beim 11:7 (Norouzi/14.) stand so erstmals ein 4-Tore-Vorsprung der Gäste zu Buche.

Iker Romero, spanischer Ex-Nationalspieler auf der HSG-Bank, bat als Konsequenz erstmals zur Auszeit und wurde mal gleich richtig laut. "Zu wenig. Viel, viel zu wenig", gab der SG-Coach seinen Männern mit auf den Weg. Aber: Das Momentum blieb zunächst noch auf Seiten der abgeklärter wirkenden Gäste, die mit einlaufenden Außen reüssierten, aber über die Kreisläufer, aus dem Rückraum, und über den "100-Prozent-Mann" auf Rechtsaußen, Pierre Busch.

Ein Torwartwechsel (Baranasic für Genz) brachte dem Tabellenführer dann aber mehr Stabilität und war ein Faktor dafür, dass die Eintracht nun sukzessive den Faden verlor. 17:12 (Norouzi/22.) führte die Neff-Sieben und traf dann bis zur Pause nicht ein weiteres Mal. So fühlte sich der 17:17-Halbzeitstand, den vor Spielbeginn wahrscheinlich jeder Hagener unterschrieben hätte, irgendwie ein Stück weit verkehrt an.

Valentin Spohn beendete die "Torlos-Phase" des Gastes in Minute 32 mit dem Treffer zum 18:18. Ein Treffer wie ein kleiner "Dosenöffner". Fortan war die Eintracht zurück im Match, vergessen die Phase der vielen kleinen Fehler kurz vor der Pause.

Zwei bis drei Treffer lag die Eintracht bald wieder vorne in einem Spiel, das gewiss nicht den Charakter eines Duells "Erster gegen Neunter" hatte. Sollte es gar zu einer handfesten Überraschung reichen? - Beide Teams schickten ihren Anhang auch in der Crunchtime durch ein Wechselbad der Gefühle. Erst der Bietigheimer 28:28-Ausgleich nach zwischenzeitlicher 3-Tore-Führung der Eintracht, dann der postwendende Gästekonter zum 31:29.

In die finalen zweieinhalb Minuten ging die Eintracht mit einem 2-Tore-Vorsprung. Bader (32:33/58.) und De la Pena (32:34/59.) ließen den hohen Favoriten jeweils noch einmal kurz hoffen, Becker und Busch holten aber jeweils postwendend den sportlichen Knüppel aus dem Sack und stellten wieder auf plus Zwei.

Als Theo Bürgin nach Stefan Neffs finaler Auszeit schließlich zum 33:36-Endstand einnetzte, war das gewissermaßen nur noch die Marzipankartoffel auf der Weihnachtstorte. Stille in der EgeTrans-Arena, betretenes Schweigen in der Kommentatoren-Kabine des "SG BBM Vereins-TV" aka DYN, dafür umso bessere Stimmung in der Eintracht-Kabine - das zugegebenermaßen sehr kurze Weihnachtsfest, es kann kommen...


SG BBM: Baranasic (6 Paraden/33,00 Prozent), Genz (4/14,00) - Vlahovic (2), Michalski, Claus (3), Schäfer (4/4), De la Pena (5), Wiederstein (2), Velz (2), Barthe (5), Hejny, Bader (2), Pfeifer (3), Kaulitz, Fischer (5), Boschen
Eintracht: Mahncke (0/0,00), Grzesinski (4/11,00) - Bürgin (2), Becker (4), Norouzi (5), Alves, Klein, Weck (3), Panisic, Voss-Fels (4), Spohn (2), Styrmisson (3), Gaubatz, Stüber (2), Richter (2), Busch (9/1) 
Schiedsrichter: André Kolb/Markus Kauth (Augsburg/Taufkirchen)
Zeitstrafen: SG BBM 2, Eintracht 4
Siebenmeter: SG BBM 4/4, Eintracht: 1/1


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Mit dezimiertem Kader zeigen wir hier eine unglaublich disziplinierte Leistung - sowohl in der Abwehr als auch im Angriff. Über 60 Minuten liefern wir eine super Performance ab. Eine kleine Schwächephase haben wir vor der Halbzeitpause, als wir eine 5-Tore-Führung nochmal abgeben. Da hatten wir vielleicht auch ein paar unglückliche Pfiffe gegen uns, aber das passiert halt auch auswärts. Ich bin extrem stolz, die Mannschaft hat sich selbst ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht. Ganz besonders freue ich mich für Luca Richter, der heute wirklich eine sehr gute Leistung gebracht hat, uns viel geholfen hat und vor allem auch in der Primetime, als es um alles ging, bis fünf Minuten vor Schluss völlig cool aufgespielt hat. Jetzt können die Jungs einen Tag relaxen, und dann bereiten wir uns auch schon wieder auf Dessau vor. Freude und Feier werden also entsprechend kurz sein."


Das letzte Spiel des Jahres steht für die Eintracht bereits am 2. Weihnachtsfeiertag auf dem Spielplan, wenn der Dessau-Roßlauer HV 06 in der Ischelandhalle gastiert (Anwurf: 19 Uhr). Tickets gibt es an der Abendkasse oder online bei unserem Partner Ticketmaster.