Niederlage in buchstäblich letzter Sekunde: Pierre Busch und die Eintracht gingen am Gründonnerstagabend leer aus in der Dresdener Ballsport-Arena.

Der eine Fehler mehr macht den Unterschied in Dresden

Was für ein Drama... Eine höchst engagiert kämpfende Eintracht ignoriert am Gründonnerstagabend alle personellen Rückschläge, hat in Dresden Zählbares ganz dicht vor Augen und verliert dennoch in buchstäblich letzter Sekunde mit 25:26 beim HC Elbflorenz.


Startaufstellung Eintracht: Mats Grzesinski (TW) - Josip Jukic (LA), Pouya Norouzi (RL), Valentin Schmidt (RM/Angriff-Abwehr-Wechsel mit Alexander Becker),  Kim Voss-Fels (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Wie im Vorfeld bereits befürchtet, musste Eintracht-Coach Stefan Neff seinen Rückraum einmal mehr umbauen. Valentin Spohn fiel krankheitsbedingt aus und reihte sich ein in die ohnehin nicht eben schmale Ausfallliste der Grün-Gelben (Gaubatz, Stefan, Klein, Toromanovic,  Renninger, Mestrum). Das bedeutete für die Startaufstellung: Pouya Norouzi rückte von der Spielmacher-Position in den linken Rückraum, Valentin Schmidt begann in der Rückraummitte und wechselte defensiv mit Abwehrchef Alexander Becker.

Der Start in der eben so lauten wie gut besetzten Ballsport-Arena in Dresden: ausgeglichen. Beide Teams agierten in ähnlichen, vergleichsweise defensiven, aber doch flexibel-kompakten 6:0-Abwehrsystemen, mussten sich im aufgebauten Angriff viele ihrer Treffer entsprechend hart erarbeiten.

Pierre Busch war es vorbehalten, nach zehn Minuten für die erste Eintracht-Führung des Abends zu sorgen (5:4). Gleichwohl schlichen sich auf beiden Seiten Fehler ein - im Abschluss wie im Passspiel. Letztlich waren die Quoten hier aber ähnlich gelagert. Und noch ein Wort zu den Torhütern: Beidseitig waren die Keeper - Marino Mallwitz bei den Gastgebern, Mats Grzesinski im Eintracht-Tor - direkt ein Faktor.

Ärgerlich aus Eintracht-Sicht: Eine zunächst doppelte Überzahl ging unterm Strich mit 1:2 verloren. So stand nach 6:5-Führung plötzlich ein Hagener 6:8-Rückstand zu Buche - anstelle der eigentlich möglichen deutlicheren Führung.

Nächstes Handicap: Pouya Norouzi musste mit einer Ellbogen-Verletzung pausieren, Arvid Dragunski rückte für den iranischen Nationalspieler nach. Das Momentum lag nun bei Dresden, die Gastgeber legten einen lupenreisen 5:0-Lauf hin, erst Philipp Vorlicek beendete die mehr als achtminütige torlose Eintracht-Phase. Ein völlig unbekümmert aufspielender U23-Youngster Arvid Dragunski zeichnete dann aber dafür verantwortlich, dass es nur mit einem 11:12-Rückstand in die Pause ging.

Und dann? - Ein nahezu perfekter Eintracht-Blitzstart in Halbzeit zwei. Zweimal Dragunski, der - positiv gemeint - vor gar nichts Respekt hatte an diesem Abend und einmal Busch: Aus dem knappen Pausenrückstand wurde binnen zweieinhalb Minuten eine 14:12-Führung. Kurzum: In einer Besetzung, in der die Eintracht noch in dieser Saison gespielt hatte, waren die Volmestädter zurück im Match und übernahmen das Kommando.

Mats Grzesinskis "Empty-net"-Goal in der 38. Minute bedeutete die erste 3-Tore-Führung der Eintracht. HCE-Coach Rico Göde reagierte umgehend mit dem zweiten Teamtimeout. Durchaus erfolgreich, Elbflorenz machte aus einem 14:17 ein 17:17-Remis. Pouya Norouzi war's egal. Ein humorloser "Dreierpack" bedeutete den Konter zum Hagener 20:17 (45.). 

Eine Vorentscheidung? - Mitnichten. Erneut kippte die Partie (Wucherpfennig zum 20:20; 48.). So eng sollte es bis zum Ende bleiben. Dass die Eintracht nicht mehr weg kam: Marino Mallwitz hatte etwas dagegen, parierte mehrfach ganz stark gegen Bürgin und Stüber, dazu ein Eintracht-Fehlpass, Wucherpfennigs sicherer Siebenmetertreffer zum 24:23, Zeitstrafe Elbflorenz und Buschs 24:24-Ausgleich. Thermik in der Ballsport-Arena - und zwar reichlich.

Beckers Zeitstrafe 67 Sekunden vor dem Ende gehörte in die Kategorie schwere Kost. Aber: Grzesinski erahnte Wucherpfennigs Tunnel-Versuch beim Siebenmeter. 25 Sekunden standen noch auf der Uhr, als Stefan Neff zum letzten Mal den Buzzer drückte. Die Eintracht in Unterzahl, aber in Ballbesitz. Doch der finale Hagener Wurfversuch landete am Pfosten, Lukas Wucherpfennig versenkte den direkten Gegenstoß zum 26:25-Endstand. Abpfiff. Bitter.


HCE: Mallwitz (16 Paraden/40 Prozent), Noack, Mohs - Zobel, Wucherpfennig (9/3), Niestroj (1), Stolze, Dumcius, Kretschmer (6), Jungemann (2), Stavast (5), Vanco (1), Klepp, Schulz (2)
Eintracht: Grzesinski (1/10/28,57), Paske, Mahncke - Bürgin, Becker, Norouzi (6), Pröhl, Schmidt (4/2), Voss-Fels (1), Vorlicek (2), Stüber, Dragunski (5), Jukic, Richter, Busch (6)
Schiedsrichter: Sascha Standke/Steven Heine (Ronnenberg/Wendeburg)
Zeitstrafen: HCE 5, Eintracht 2
Siebenmeter: HCE 3/5 (verworfen: Wucherpfennig/2), Eintracht 2/2


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Wir sind natürlich maximal enttäuscht. Zweimal haben wir bei einer 3-Tore-Führung die Möglichkeit, das vierte Tor vorzulegen, das gelingt uns nicht. Im Endeffekt ist es dann der eine Fehler mehr, den wir machen. Das Spiel kann heute in alle Richtungen gehen. Wir haben sicherlich ein tolles Spiel von Arvid Dragunski gesehen, der das top gemacht hat. Ich denke, dass wir sehr gute Möglichkeiten hatten, hier zu punkten. Aber am Ende  fragt man sich vor allem: An welcher Stelle haben wir es hergeschenkt?"