Zu oft das Nachsehen gegen Amine Darmoul: Die Hagener Erfolgsserie ist am Montagabend beim TSV GWD Minden gerissen.

Ein unschöner Fleck auf der hellen Eintracht-Weste

Die zuletzt nahezu blütenweiße Weste des VfL Eintracht Hagen hat seit Montagabend einen grünen Fleck. Nach 24:2 Punkten in Serie unterliegen die Volmestädter mit 31:32 (15:16) beim TSV GWD Minden, weil unterm Strich zu viele Rädchen nicht ineinander greifen an diesem unrunden Abend.


Startaufstellung Eintracht: Mats Grzesinski (TW) - Hakon Styrmisson (LA), Pouya Norouzi (RL), Alexander Weck (RM), Kim Voss-Fels (RR), Pierre Busch (RA), Alexander Becker (KM)


Keine Überraschung gab's in der Startaufstellung. Stefan Neff schickte exakt dieselbe Formation aufs Feld wie zuletzt gegen den 1.VfL Potsdam. 

Im Fokus der Hagener Defensivüberlegungen stand - wie angekündigt - GWD-Spielmacher Amine Darmoul. Alexander Weck und Alexander Becker kümmerten sich mit flexibler Ausrichtung um den tunesischen Klasse-Mann. Das sah zunächst noch gut aus, zumal auch Torhüter Mats Grzesinski vom Start weg ins Spiel fand.

Und vorne? - Es war das gewohnte Eintracht-Spiel. Mit Tempo über Styrmisson nach vorne und dann geduldig, gleichwohl druckvoll im aufgebauten Angriff. Beim 7:4 (Becker in Überzahl ins leere GWD-Tor/12.) lag die Eintracht so erstmals mit drei Treffern vorne.

So flüssig ging es aber nicht weiter. Das war einer engagierten Mindener Abwehr geschuldet, die im Innenblock immer wieder stark verdichtete. Umso wichtiger, dass die "sportliche Lebensversicherung" der Eintracht-Offensive, Hakon Styrmisson und Pierre Busch, zuverlässig ihre Leistung brachte. 

Aber auch das sollte sich ändern. Das 13:12 (22.) durch Kortes Treffer nach einem umstrittenen Siebenmeter war die erste GWD-Führung des Abends, Stefan Neff reagierte umgehend mit einer Auszeit, mahnte mehr defensive Kompaktheit an.

Auf der Gegenseite war es der inzwischen für Malte Semisch eingewechselte Yahav Shamir, der gleich mehrfach gegen die Eintracht-Außen parierte und sich sukzessive in die Köpfe der Grün-Gelben schlich. So ging es mit einer knappen Mindener 16:15-Führung in die Pause. Leistungsgerecht war das, weil die Hagener Abwehr nun zunehmend Probleme bekam und die Abschlussquote offensiv längst nicht mehr die Qualität der Startphase aufwies.

Zwei Fragestellungen dominierten somit vor den zweiten 30 Minuten: Würde GWD-Keeper Shamir es schaffen, seine exzellente 60-Prozent-Quote einigermaßen zu konservieren? Und: Gelingt es der Eintracht, mit der kurz vor der Pausensirene erstmals getesteten 5:1-Abwehr gegen Darmoul die Kreise des bis dato sechsfachen Torschützen einzuengen?

Auf gleich drei Positionen wechselte Stefan Neff. Auf den Außenpositionen sollten Josip Jukic und André Alves Entlastung für Hakon Styrmisson und Pierre Busch schaffen, während Jan-Lars Gaubatz auf die halbrechte Position rückte. Aber: Das Momentum blieb beim GWD (19:15/34.), ruckzuck war Hagens zweite Auszeit fällig.

Trotzdem lief die Eintracht - inzwischen wieder im 6:0-Abwehrsystem - weiter einem Rückstand hinterher. Luka Sebetic' Treffer aus dem Rückraum und Amine Darmouls pfeilschnelle 1-gegen-1-Aktionen - allerdings nicht nur einmal jenseits jedes Toleranzbereichs in der Auslegung der Schrittregel - waren die offensiven Mindener Kernkompetenzen an diesem Abend.

Und so nahm das Verhängnis seinen Lauf. Beim 20:24 waren es erstmals vier Treffer Rückstand für die Eintracht. Alex Weck hielt seine Farben in der Schlussphase - inzwischen ohne den verletzten Alexander Becker - zwar halbwegs im Spiel, doch auch wenn es am Ende noch einmal knapper wurde, unterm Strich passte bei Hagen zu viel nicht zusammen, als dass man etwas Zählbares hätte mit nach Hause nehmen können...


GWD: Semisch (3 Paraden/21,00 Prozent), Shamir (14/42,00) - Kranzmann (3/1), Korte (2), Schliedermann (1), Radovic (5), Stoyke, Staar (4), Asensio Cambra, Sebetic (7), Kühn (1), Diekmann, Darmoul (9), Hermeling
Eintracht: Grzesinski (8/26,00), Mahncke (0/0) - Becker (2), Norouzi (6), Pröhl (2), Alves (1), Pieczkowski (1), Klein, Weck (5), Voss-Fels (1), Vorlicek, Styrmisson (6), Gaubatz, Stüber (2), Jukic (2), Busch (3) 
Schiedsrichter: Julian Köppl/Denis Regner (Frankfurt/Nieder-Olm)
Zeitstrafen: GWD 3, Eintracht 2
Siebenmeter: GWD 2/3 (verworfen: Korte), Eintracht 0/1 (verworfen: Busch)
Zuschauer: 1.611


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Wir spielen eine gute erste Viertelstunde, sind präsent und effektiv. Dann fangen wir an, unsere Chancen nicht zu nutzen - das holt GWD zurück ins Spiel. In der zweiten Halbzeit knüpfen wir nahtlos daran an, dass wir in der Abwehr keinen Zugriff finden, trotz aller taktischen Änderungen. Auch im Abschluss sind wir weiterhin nicht konsequent genug. Ich hoffe, dass Alexander Becker sich nicht schwerer verletzt hat. Das wäre der Super-Gau an einem gebrauchten Abend."