Ein enttäuschter Eintracht-Trainer Stefan Neff nach der Niederlage in der Lingener Emsland-Arena.

Im Tempo-Überschwang reißt die Eintracht-Serie

Ende einer bemerkenswerten Serie: Nach zuletzt sieben Siegen in Folge hat der VfL Eintracht Hagen wieder ein Meisterschaftsspiel verloren. Mit 37:39 (19:20) zogen die Grün-Gelben am späten Sonntagnachmittag bei der HSG Nordhorn-Lingen den Kürzeren. Es war ein Duell, in dem die Abwehrreihen beidseitig - vorsichtig formuliert - keine entscheidenden Rollen spielten.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW) - Hakon Styrmisson (LA), Pouya Norouzi (RL), Alexander Weck (RM), Philipp Vorlicek (RR), André Alves (RA), Alexander Becker (KS)


Wie befürchtet, ohne den angeschlagenen Pierre Busch (Knie) war die Eintracht in der Emsland-Arena zu Lingen aufgelaufen, ob der Einsatz des Top-Torschützen etwas am Spielverlauf geändert hätte, bleibt im Nachhinein pure Spekulation.

Von der allerersten Minute an entwickelte sich die Partie nämlich zu dem, was im Sportler-Jargon als "Run and gun" bezeichnet wird: Ein Rauf und Runter in Höchstgeschwindigkeit, ohne wirklichen Zugriff beider Abwehrreihen auf das Spiel. Planbarkeit? - Kaum vorhanden. Berechenbarkeit? - Im unteren Promillebereich.

Hagen lief nach anfänglicher Führung bald einem Rückstand hinterher, der sich zügig aufschaukelte - bis zum 3:8 (10.), das Stefan Neff früh zu ersten Auszeit inklusive Umstellung der Abwehr veranlasste. In der Folge lief es sukzessive etwas besser und letztlich sogar so gut, dass der Seriensieger der letzten Wochen nur mit einem 19:20-Rückstand in die Kabine ging, der dem gesamten Spielverlauf ein Stück weit schmeichelte, gleichwohl aber auch erklärbar war, weil die Nordhorner Fehlerquote nach der von Begeisterung getragenen Startphase ebenfalls deutlich wuchs.

Keine Frage: Für den tempoaffinen Fan sind derlei Spiele durchaus schön anzusehen, für Trainer mit Abwehrfaible eher ein Graus. Doch das Geschehen in der gut gefüllten Emsland-Arena, es blieb ein ständiges Auf und Ab mit weiter tief durchgedrücktem rechten Gaspedal-Fuß. 

Und tatsächlich hatte die Eintracht kurzzheitig sogar noch einmal eine ganz realistische Chance, tatsächlich den achten Sieg in Serie einzufahren - ganz egal, wie bisweilen chaotisch dieser Sonntagnachmittag auch bis dato verlaufen war.

Mit einem 6:0-Lauf machten die Grün-Gelben nämlich in ihrer stärksten Phase der Partie aus einem 30:35-Rückstand eine 36:35-Führung (Jukic/57.). Doch das Momentum blieb nicht auf Seite der Gäste. Nordhorns Treffer ins leere Hagener Tor und Budalic' gefangener Heber-Versuch von Jukic drehten das Geschehen erneut und letztlich endgültig. Es war das - durchaus unerquickliche - Ende einer bis dato bemerkenswerten Serie...


HSG: Buhrmester (4 Paraden/20,00 Prozent), Budalic (9/30,00) - Ritterbach (2), Stricker, Lux (4/1), Marschall (15), Terwolbeck (2), Stryc (5), Lügering, Visser, Leunissen, Firnhaber (2), Reshöft, Seidel, Simovic (1), Wasielewski (8)
Eintracht: Paske (7/21,00), Grzesinski (3/21,00) - Becker (4), Norouzi (4), Pröhl (2), Pieczkowski (1), Klein, Weck (4), Voss-Fels (4), Vorlicek, Styrmisson (1), Gaubatz (3), Stüber (2), Toromanovic, Jukic (5) 
Schiedsrichter: Jonas Zollitsch/Marvin Volkening (Minden/Bad Oeynhausen)
Zeitstrafen: HSG 4 plus Rote Karte nach der 3. Zeitstrafe gegen Simovic (53.), Eintracht 1
Siebenmeter: HSG 1/2 (verworfen: Lux), Eintracht 3/5 (verworfen: Styrmisson und Alves)


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Das Fundament, um erfolgreich Handball zu spielen, ist die Abwehr. Die konnten wir heute nicht stellen - warum auch immer... Wir haben über mindestens 45 Minuten alle Tugenden vermissen lassen, und folgerichtig sind wir beinahe permanent hinterhergelaufen. In einem großen Kraftakt drehen wir das Ding trotzdem fast noch, aber letztlich darf man sich hintenraus über ein paar unglückliche Pfiffe nicht beschweren. Wir sind nämlich selbst verantwortlich dafür, dass wir überhaupt in diese Situation gekommen sind."