Bester Torschütze der Eintracht beim hauchdünnen Auswärtssieg in Rostock: Pouya Norouzi traf neunmal, verletzte sich aber auch vermutlich schwerer.

Eintracht kämpft sich an der Ostsee zum hauchdünnen Sieg

Das war wieder nichts für schwache Nerven. Lange Zeit läuft der VfL Eintracht Hagen am Samstagnachmittag als Gast des HC Empor Rostock einem Rückstand hinterher, setzt sich am Ende aber mit 31:30 (15:17) durch. Die nach ganz schwacher erster Halbzeit später zumindest kämpferisch überzeugenden Grün-Gelben wahren damit die Chance auf die direkte Qualifikation zum DHB-Pokal, der HC Empor ist hingegen endgültig abgestiegen.


Startaufstellung Eintracht: Maurice Paske (TW)  - Josip Jukic (LA), Valentin Spohn (RL/Angriff-Abwehr-Wechsel mit Alexander Becker), Pouya Norouzi (RM), Philipp Vorlicek (RR), Pierre Busch (RA), Tilman Pröhl (KS)


Im Vergleich zum "Westderby" gegen TuSEM Essen am Mittwoch hatte Eintracht-Cheftrainer Stefan Neff eine Veränderung vorgenommen: Für Valentin Schmidt begann Valentin Spohn im Angriff, wechselte defensiv wie gewohnt mit Alexander Becker.

Dass die Gastgeber - trotz früher Unterzahl - zunächst in Führung lagen (3:1/4:2), war vor allem mehreren Hagener Nachlässigkeiten im Abschluss geschuldet. Gleich viermal blieb Empor-Keeper Leon Mehler in den ersten Minuten Sieger im Duell mit den Hagener Angreifern. 

Defensiv hatte sich Stefan Neff für ein deutlich defensiver ausgerichtetes 6:0-System als noch gegen Essen entschieden. Früh standen zudem beide Torhüter im Blickpunkt: Maurice Paske kassierte einen kapitalen Kopftreffer (8.), sein Empor-Gegenüber Leon Mehler - bis dahin mit einer überragenden 50-Prozent-Quote - musste nach 13 Minuten mit einer Knieverletzung ausgewechselt werden. Das sah nicht gut aus...

Das galt auch für das Hagener Spiel. Oft zu fahrig, zu überhastet und spielerisch eindimensional agierte die Eintracht, so dass sich Stefan Neff beim Stand von 7:9 (16.) gezwungen sah, erstmals den Teamtimeout-Buzzer zu drücken. Doch die Eintracht blieb, auch in veränderter Besetzung, auf der Suche. Auf der Suche nach jener Dominanz des Hinspiels, das die Grün-Gelben erst Mitte April mit 37:25 gewonnen hatten. Bis auf 13:8 zog Empor davon und lag auch zur Pause noch vorn (17:15) - ganz viel Redebedarf für Stefan Neff also in der Pause, auch wenn es in der Schlussphase der ersten Halbzeit einerseits besser lief als in den ersten 20 Minuten, andererseits aber auch zwei "Empty-Net"-Goals mit nahezu identischer Entstehungsgeschichte kassiert wurden.

Und auch, wenn zu Beginn von Abschnitt zwei gewiss nicht alles Gold war, was ein wenig glänzte - die Eintracht legte wenigstens kämpferisch zu, schlich sich zunächst weiter heran und hatte beim 20:21 die Chance zum Ausgleich, vergab aber. Nach einer Dreiviertelstunde war es dann so weit. Ein Gegenstoßtreffer von Kim Voss-Fels, der zwischenzeitlich für den angeschlagenen Pierre Busch die Rechtsaußenposition einnehmen musste, bedeutete das 23:23.

Rückhalt der Eintracht: Torhüter-Routinier Tobias Mahncke. Vorne traf Philipp Vorlicek nach 49 Minuten zur Hagener 25:24-Führung - das erste Mal seit dem 1:0 der Eintracht. Pierre Busch legte kurz darauf ebenfalls per Gegenstoß das 26:24 nach. Alles doch noch auf dem Weg in Richtung Sieg?

Noch nicht. Bei Pechsteins Treffer zum 26:26 (53.) war Empor wieder dran, völlig ausgeglichen ging es in die Crunchtime. Die Gelegenheit, wieder auf zwei Tore wegzuziehen, nutzte Hagen zunächst nicht. Erst ein Doppelschlag des neunfachen Eintracht-Torschützen Pouya Norouzi und Tim Stefan verbesserte die Hagener Karten wieder (27:29/57.).

Fast schon gewohnt dramatisch die letzten Minuten. Anschlusstreffer Jonas Thümmler, Ballverlust Eintracht, erneuter Ausgleich Rostock durch Richard Lößners Gegenstoß (29:29/59.), direkter Konter Valentin Spohn (29:30/59.). 

70 Sekunden vor der Schlussirene Auszeit Rostock. Siebenmeter Empor, doch Tobias Mahncke pariert gegen Jesper Schmidt. Offene Manndeckung Rostock, Tim Stefan trifft zum 29:31. Aber die Gastgeber stecken nicht auf. Christian Wilhelm zum Anschluss, Zeitstrafe gegen Freddy Stüber, finale Hagener Auszeit (59:45). Rostock bleibt bei offener Manndeckung, doch die verbleibenden 15 Sekunden nimmt die Eintracht ohne Torwurf von der Uhr. Zwei hart umkämpfte Zähler treten die Reise an die Volme an...


HC Empor: L. Mehler (6 Paraden/50,00 Prozent), Malchow (8/24,24) - Wilhelm (2), Aukstakalnis, Ottsen (4), D. Mehler, Völzke, Schmidt (2/2), Schütze (2), Kohnagel (2), Zimmer, Funke, Thümmler (4), Pechstein (6), Lößner (8) 
Eintracht: Paske (1/10,00), Mahncke (10/35,71) - Bürgin (1), Becker (1), Norouzi (9), Pröhl, Schmidt (3/2), Klein, Voss-Fels (5), Vorlicek (1), Spohn (2), Stüber (2), Stefan (3), Jukic (1), Busch (3)
Schiedsrichter: Fabian Friedel/Rick Herrmann (Leipzig/Zschorlau)
Zeitstrafen: HC Empor 5, Eintracht 5
Siebenmeter: HC Empor 2/4 (verworfen: Schmidt/2), Eintracht 2/2
Zuschauer: 1100


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Das Positive zuerst: Wir haben dieses Spiel gewonnen. Aber was wir in der ersten Halbzeit spielen, ist eine Frechheit. Das ist so nicht zu akzeptieren, darüber werden wir intern noch sprechen. Dass die Mannschaft in der zweiten Halbzeit das Spiel dreht, kaufen wir teuer ein. Wir haben mit Pouya Norouzi und Valentin Schmidt zwei verletzte Spieler, das sieht in beiden Fällen nicht gut aus. So fahren wir trotz des Sieges nicht mit einem guten Gefühl nach Hause."