Ein Garant für den Hagener Auswärtssieg in Würzburg: der elffache Torschütze Pierre Busch.

Verrücktes Auswärtsspiel der Eintracht in Würzburg mit Happy-End

Was für ein grenzenlos verrücktes Auswärtsspiel der Eintracht bei den Wölfen in Würzburg. Einer ersten Katastrophen-Halbzeit mit zwischenzeitlichem 10-Tore-Rückstand folgte am späten Sonntagnachmittag die bärenstarke Wiederauferstehung, die tatsächlich noch mit zwei Punkten belohnt wurde.


Startaufstellung Eintracht: Paske (TW) - Bürgin (LA), Norouzi (RL), Schmidt (RM), Vorlicek (RR), Busch (RA), Pröhl (KS) - Abwehr-/Angriffwechsel: Stefan für Bürgin


Aus der bereits am Samstagabend im Einsatz befindlichen U23 hatte Stefan Neff aufgrund der anhaltenden Verletzungswelle doppelt nachgefasst. Torhüter Wesley Umejiego sprang für die verletzten Mats Grzesinski und Tobias Mahncke ein, Arvid Dragunski stand als Alternative für den Rückraum parat.

Die Anfangsphase, sie verlief im Duell zweier Mannschaften mit vergleichbaren 6:0-Abwehrsystemen ausgeglichen. 3:3 nach sieben Minuten, alles im grünen Bereich aus Eintracht-Sicht. Das änderte sich. Und zwar nachhaltig negativ. Beim Versuch, aufs Tempo zu drücken, schlichen sich immer mehr Fehler auf Hagener Seite ein, die die Wölfe konsequent nutzten. Beim 6:3-Zwischenstand zog Hagen-Coach Stefan Neff sein erstes Team-Timeout. Doch die Hoffnung auf Besserung, sie trat nicht ein. Im Gegenteil. Bis zum 11:4 zogen die Gastgeber davon, nur knapp fünf Minuten später deshalb gleich die nächste Hagener Auszeit.

Wechsel im Hagener Tor, Wechsel im kompletten Rückraum, Wechsel auf Linksaußen. Die Zeichen standen auf personelle Veränderung, doch der Turnarround gelang (noch) nicht. Zu viele unvorbereitete, ungenaue Abschlüsse und technische Fehler offensiv, zu wenig defensiver Zugriff auf der Gegenseite. Nach 23 Minuten war der Hagener Rückstand auf sage und schreibe zehn Treffer angewachsen (5:15/23.). Ein handfestes vorweihnachtliches Debakel bahnte sich an. Einziger Lichtblick im ersten Abschnitt: Linksaußen Josip Jukic, der mit blitzsauberer 100-Prozent-Quote und fünf Treffern quasi im Alleingang den Rückstand auf 11:18 abknabberte.

Der Start in Abschnitt zwei geriet aus Eintracht-Sicht optisch flüssiger, nach Pierre Buschs und Jan-Lars Gaubatz' Gegenstoßtreffern stand es "nur" noch - 5 (15:20/35.). Sollte da doch noch etwas gehen? Pierre Busch, erneut per Gegenstoß, ließ die Eintracht-Fans mit dem Treffer zum 17:21 (37.) weiter hoffen, zumal jetzt die Wölfe begannen, Nerven zu zeigen und Maurice Paske seiner im Kollektiv kämpfenden Abwehr immer mehr Sicherheit gab.

Tim Stefans "Einschlag" zum 18:21 (39.) verkürzte weiter, kurz pendelte sich das Ergebnis auf diesem Level ein, ehe Philipp Vorlicek per Schlagwurf auf 22:23 stellte. 16 Minuten waren da noch zu spielen. Kaum zu glauben nach dem Verlauf der ersten Halbzeit. Und dann: Gegenstoß Jan-Lars Gaubatz, Ausgleich zum 23:23. Alles wieder auf Null.

Die zweite Auszeit der Gastgeber leitete die Schlussviertelstunde ein. Würzburger Maßnahme: der siebte Feldspieler im Angriff. Hagener Antwort: ein Steal von Josip Jukic zur ersten Führung ins leere Tor (25:24), bei Pierre Buschs Siebenmetertor zum 29:27 war es erstmals eine Doppelführung (52.). 

Und dann die Crunchtime. Nach Buschs erstem (und einzigem) vergebenen Siebenmeter glichen die Wölfe wieder aus (30:30), postwendend legte der Hagener Top-Torschütze aber nach (30:31/56.). Dann: erneuter Ausgleich Würzburg, Fehlpass Hagen offensiv, erfolgreicher Eintracht-Block, "Empty-Net"-Gegenstoßtreffer Jukic zum 31:32, Parade Paske, Fehlwurf Vorlicek auf der Gegenseite, Riesen-Save von Paske, offene Manndeckung Würzburg, Auszeit Hagen 17 Sekunden vor Schluss, finaler Treffer von Josip Jukic zum 31:33. Was für ein Wahnsinnsspiel... 


Wölfe: Maier (9 Paraden/28,12 Prozent), Wieser - Böhm, Karle (3), Neagu (3), Schmidt (6/4), Kaufmann (7), Dürr (4), Hack, Geis, Beran, Rose (5), Seidler (3), Keidel, Merk
Eintracht: Paske (8/23,53), Umejiego - Bürgin, Norouzi (1), Pröhl (2), Schmidt (1), Renninger, Voss-Fels (1), Vorlicek (5), Gaubatz (1), Stefan (3), Dragunski, Jukic (8), Busch (11/3)
Schiedsrichter: Marvin Cesnik / Jonas Konrad (Gummersbach)
Zeitstrafen: Wölfe 3, Eintracht 4
Siebenmeter: Wölfe 4/5, Eintracht 3/4


Michael Stock (Sportdirektor VfL Eintracht Hagen): "Es gibt Dinge im Handball, die hat man noch nicht erlebt. Heute war der Handball-Gott scheinbar mal ein Hagener. Normalerweise geht es nicht, dass man nach einem 5:15 in Würzburg das Spiel noch gewinnt, wir haben es heute geschafft. Natürlich müssen wir über die ersten 25 Minuten sprechen, die so nicht gehen. Aber wir werden auch über die 35 Minuten danach sprechen, wo die Mannschaft gefightet und wie aus einem Guss gespielt hat. Kämpferisch war das überragend..."