Im Hinspiel gelang Pierre Busch und Kollegen beim 41:26-Sieg der Eintracht über Bundesliga-Absteiger ASV Hamm-Westfalen praktisch alles, am Sonntag (17 Uhr, Westpress-Arena) werden die Karten natürlich komplett neu gemischt.

Das Derby in Hamm soll "ein geiles Handballspiel" werden

Mehr Top-Partien an einem Spieltag gehen nun wirklich nicht: Nachdem am Freitagabend in Potsdam der gastgebende Tabellenführer den direkten Verfolger aus Bietigheim noch weiter auf Distanz gebracht hat (34:31-Sieg/jetzt sechs Punkte Vorsprung), geht's am Sonntag (17 Uhr, Westpress-Arena Hamm) nahtlos weiter, wenn der Tabellendritte ASV Hamm-Westfalen auf den Rangvierten VfL Eintracht Hagen trifft.

Es ist eines jener Spiele, denen man sich von unterschiedlichsten Seiten nähern kann - und jeder der ins Feld geführten Aspekte ist ebenso außergewöhnlich wie interessant.

Hamm vs. Hagen - das ist zweifelsohne ein Derby. Die Ischelandhalle  und die Westpress-Arena (für Sonntag sind in der bei der HBL mit 2.600 Zuschauern Fassungsvermögen registrierten Halle nur noch wenige Restkarten verfügbar) liegen gerade einmal 55 Kilometer auseinander. Um Nuancen kürzer ist für die Eintracht nur die Fahrt nach Essen. 

Zudem haben etliche Hagener Spieler und Offizielle eine Hammer Vergangenheit. Als da wären: Der zur Zeit verletzte Kapitän Valentin Schmidt und das Linkshänder-Duo Kim Voss-Fels/Jan-Lars Gaubatz trugen bereits das ASV-Trikot, zudem arbeitete Eintracht-Geschäftsführer Fynn Holpert in früheren Tagen für die Marketing-Abteilung des Tabellendritten und spielte der Sportdirektor Amateure der Grün-Gelben, Sebastian Schneider, ebenfalls für den ASV. Es geht freilich auch andersherum: Jan van Boenigk, torgefährlicher ASV-Linkshänder, kehrt nach der laufenden Saison zur Eintracht zurück.

Das wiederum spielt für von Boenigk zum aktuellen Zeitpunkt überhaupt keine Rolle. "Ich bin noch in Hamm, und es geht hier nicht um mich, sondern darum, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen. Alles andere interessiert mich erst ab Juli", zitiert der in Hamm erscheinende Westfälische Anzeiger den Linkshänder, der bei der Eintracht bekanntlich einen 3-Jahres-Vertrag unterschrieben hat und den nach Minden wechselnden Philipp Vorlicek ersetzen soll.

Räumliche Nähe, personelle Schnittmengen, tabellarischer Nahkontakt - doch damit immer noch nicht genug. Zumindest in der Motivationsansprache von ASV-Coach Michael Lerscht, der die Hammer im Sommer verlässt und eine Handball-Pause einlegt, dürfte auch das erste Aufeinandertreffen in dieser Saison eine Rolle spielen. Mit 41:26 setzte sich die Eintracht seinerzeit in einer hellauf begeisterten Ischelandhalle durch - es war ein Spiel der Kategorie "dem einen gelingt alles, dem anderen fast nichts".

Für Eintracht-Chefcoach Stefan Neff ist das eine schöne Erinnerung. Mehr nicht. "Natürlich war das kein Spiel, das die wahren Kräfteverhältnisse widerspiegelt", sagt Neff in der Rückschau, "das war für uns ein Highlight, spielt jetzt aber keine Rolle mehr."

Dem Bundesliga-Absteiger attestiert Neff "jede Menge Qualität. Sei es im 1-gegen-1-Verhalten, bei den Torhütern oder im Tempospiel." Dem Traum der Eintracht-Fans, dass die Grün-Gelben im Falle eines Sieges den ASV sogar noch von Platz drei verdrängen könnten, begegnet Neff mit dem ihm eigenen Pragmatismus. "Hamm steht völlig zu Recht dort, wo sie stehen. Wir wollen unsere jetzige Position festigen - alles andere liegt nicht in unserer Hand..."

Was sehr wohl (auch) in Eintracht-Hand liegt, ist die aktive Mitwirkung daran, "dass es am Sonntag einfach nur ein geiles Handballspiel wird" (O-Ton Stefan Neff). Das Gros des Kaders, der die vergangenen Monate - abgesehen von der Niederlage bei der HSG Nordhorn-Lingen - so überaus erfolgreich gestaltet hat, ist am Sonntag mit von der Partie. Ausnahme: Torhüter Maurice Paske (Knie) fällt verletzungsbedingt ebenso aus wie Jan-Lars Gaubatz (Teilabriss des Außenbandes im Sprunggelenk). Für Paske rückt Tobias Mahncke ins Aufgebot, für Gaubatz U19-Youngster Luca Richter.

In diesem Sinne: Es ist angerichtet für ein weiteres (hoffentlich) außergewöhnliches Derby. Wer nicht vor Ort dabei sein kann: DYN überträgt die Partie live.