Zurück zu alter Abwehrstärke wollen Tilman Pröhl und der VfL Eintracht Hagen beim Auswärtsspiel in Hüttenberg.

Die Eintracht will schnell zurück zu alter Abwehrstärke

Die nächste Auswärtsfahrt des VfL Eintracht Hagen führt nach Süden. Einmal die A45 hinunter bis nach Hüttenberg. Im dortigen Sportzentrum geht es am Samstagabend (Anwurf: 18 Uhr) um die nächsten beiden Meisterschaftspunkte. Aber Eintracht-Coach Stefan Neff muss dieser Tage auch Fragen beantworten, die auf einen Themenbereich jenseits des Sports abzielen.

Hintergrund: Gegner TV Hüttenberg hatte kürzlich öffentlich gemacht, dass eine erhebliche Lücke im Etat der laufenden Saison klafft. 476.000 Euro müssen bis Ende Oktober aufgebracht werden, sonst hätte dem Traditionsclub im schlimmsten Fall sogar die Einstellung des Spielbetriebs gedroht. Inzwischen soll diese Lücke nach einem Bericht des Internet-Portals "handball-world.com" geschlossen sein, eine offizielle Bestätigung seitens des TVH gab es bis heute Mittag dazu allerdings noch nicht. Es war ein ganzes Bündel von Gründen, die für die prekäre Situation genannt wurde - angefangen bei fehlenden Einnahmen aus vergangenen Spielzeiten, Rückzahlungen von Corona-Hilfen und weiteren Altlasten.

"Natürlich wird in der Kabine über so ein Thema gesprochen", sagt Stefan Neff, "weil es immer schade ist, wenn ein Verein derart in Schwierigkeiten gerät. Aber klar ist auch: Für die sportliche Spielvorbereitung hat das absolut keine Relevanz."

Viel wichtiger ist hingegen, dass die Eintracht möglichst rasch zu ihrer gewohnten Abwehrstärke zurückfindet. 38 Gegentore bei der Heimniederlage gegen die HSG Nordhorn-Lingen - das war viel. Zu viel. "Wir müssen ehrlich sein: Abwehr inklusive Torhüter waren in diesem Spiel über weite Strecken gar nicht existent", sagt Neff.

Was den Coach umso mehr ärgert, als sein Team nicht nur im Vorbereitungsspiel gegen die HSG (27:27), sondern auch im Gros der bisherigen Saisonspiele ein ganz anderes Defensivgesicht gezeigt hatte. "Aber so ist unser Sport: Es läuft nicht, und dann entwickelt sich eine Eigendynamik, die Abstände werden immer größer, der Gegner selbstbewusster", hofft Neff, dass seine Abwehr in Hüttenberg wieder in den Modus des Agierenden schaltet.

Punktgleich mit der Eintracht rangieren die Mittelhessen derzeit in südlichen Gefilden der Tabelle. Die vier Pluspunkte resultieren aus Siegen in fremden Hallen - und zwar beim TuS Vinnhorst (37:32) und beim TSV GWD Minden (30:28). 

Mit Ian Weber, Niklas Theiß und Hendrik Schreiber verfügt der TVH über einen Rückraum von gehobener Qualität und - ganz wichtig - hebt sich in Sachen Abwehrsystem deutlich von der Konkurrenz ab. "Häufig sehr offensiv ausgerichtet", charakterisiert Stefan Neff die Vorgaben seines Trainerkollegen Stefan Kneer. Hinzu kommt eine dichte Atmosphäre im Hüttenberger Sportzentrum. Gut möglich, dass die aktuell schwierige Situation nicht nur auf dem Feld, sondern auch auf den Rängen eine "Jetzt-erst-Recht"-Atmosphäre erzeugt.

Dem wird die Eintracht mit einem ganz ähnlichen Kader wie in der Vorwoche begegnen. Größter Sorgenfall bleibt Pouya Norouzi, dessen Einsatz aufgrund einer neuerlichen Blessur aus dem Nordhorn-Spiel fraglich ist. Dagegen könnte Kim Voss-Fels, der zuletzt mit Schulterbeschwerden gefehlt hatte, eine Alternative für den rechten Rückraum sein. Auch Damian Toromanovic ist nach überstandener Krankheit wieder fit.