Wir sind Eintracht! Doppelinterview mit Michael Stock und Stefan Neff

Für die Verantwortlichen des VfL Eintracht Hagen gab es durchaus schon angenehmere Zeiten, doch auch fünf Niederlagen in Folge und die angespannte Personallage lassen die Sportliche Führung in Person von Michael Stock und Stefan Neff nicht zweifeln. Zu den dauerverletzten Valentin Schmidt, Luca Klein, Carsten Ridder und Julian Renninger, musste die medizinische Abteilung des VfL Eintracht Hagen zwei weitere, langfristige, Ausfälle melden. Mit Alexander Becker und Lukas Kister brechen dem Team von Trainer Stefan Neff nun zwei weitere Schlüsselspieler weg.

Julien Wegener: Hallo Michael, Hallo Stefan, die schlechten Nachrichten reißen aktuell nicht ab. Mit der Meldung von zwei weiteren Ausfällen wird der Kader des VfL Eintracht Hagen immer dünner. Hinzu kommen noch fünf Niederlagen in Folge. Befindet ihr euch aktuell im Krisenmodus?

Michael Stock: In einer Saison hat jede Mannschaft mit Verletzungen und Ausfällen zu kämpfen. Wir wollen dies auch nicht als Ausrede oder Entschuldigung nehmen. Wir wollen und müssen uns dieser zweifellos schwierigen Phase stellen. Trotzdem muss jedem klar sein, dass uns aktuell drei von drei Mittelleuten verletzt fehlen, hinzu kommen zwei von drei Kreisläufern. Hier ist nur noch Tilman Pröhl übergeblieben. Das bringt uns als Mannschaft aktuell aus der Balance. Wir arbeiten an Lösungen, um wieder die entsprechenden Ergebnisse zu erreichen.

Stefan Neff: Selbstverständlich sind die vielen Ausfälle eine große Hürde für uns. Es macht die aktuelle Aufgabe nicht leichter. Trotzdem freue ich mich als Trainer auf die kommenden Wochen. Wir haben nun einen veränderten „neuen“ Kader, der uns zur Verfügung steht. Meine Aufgabe liegt nun darin, mit den Jungs ein neues funktionierendes System zu entwickeln. Das dabei Fehler entstehen, ist uns allen klar. Ich bin mir aber sicher, dass wir diese Fehler schnellstmöglich wegarbeiten werden. Wir müssen eine „Jetzt erst recht-Mentalität“ entwickeln und auf dem Spielfeld zeigen.

Julien Wegener: Ihr sprecht von einem Problem, welches aktuell noch nicht gelöst werden konnte. Welche Maßnahmen habt ihr bislang ergriffen oder welche Maßnahmen wollt ihr noch vollziehen, damit der Ausfall der vielen Leistungsträger kompensiert werden kann?

Michael Stock: Natürlich sind wir mittendrin in der Bewältigung dieser Aufgaben. Wie es beim VfL Eintracht Hagen gute Tradition ist, werden unsere Überlegungen und Taten nicht direkt nach außen getragen. Selbstverständlich führen wir Gespräche. Selbstverständlich prüfen wir jede Möglichkeit, jede Maßnahme, die in Frage kommen könnte.

Stefan Neff: In dieser Situation zeigt sich auch, wie wichtig ein guter Unterbau ist. Wir suchen vereinsintern nach Optionen und Möglichkeiten. In unserer 2. Mannschaft sind einige Spieler, die in Frage kommen, allerdings muss man hier abklären, inwieweit sich der Profisport mit dem Berufsleben dieser Spieler kombinieren lässt. Wir stellen aber fest, dass es die Eintracht-Familie gibt und diese auch gelebt wird.

Julien Wegener: Wir haben nun fünf Spiele in Folge verloren. Die Stimmen im Umfeld des Vereins werden aktuell ein wenig kritischer. Wie wichtig sind die Fans in dieser Situation?

Michael Stock: So wie sich die Fans über unsere Erfolge freuen, freuen wir uns, wenn sie uns gerade jetzt weiterhin unterstützen. Denn nur gemeinsam, als Eintracht, können wir diese schwierige Phase überstehen und meistern. Wenn die Unterstützung von außen weiterhin bestehen bleibt, werden die kommenden Aufgaben für uns deutlich leichter!

Julien Wegener: Wäre es rückwirkend besser gewesen, in der Winterpause auf die personellen Ausfälle zu reagieren?

Michael Stock: Dazu sage ich ein klares NEIN. Natürlich hat uns der Ausfall von Luca Klein weh getan. Allerdings hatten wir zu dem Zeitpunkt berechtigte Hoffnung, dass Valentin Schmidt zeitnah wieder zur Verfügung steht. Zudem konnte man nicht absehen, dass Lukas Kister sich auch noch verletzt und ausfallen wird. Noch am 4. Februar wurden Valentin Schmidt von unserer Mannschaftsärztin Ursula Lieder gesundgeschrieben.  Daher hatten wir in unserer Planung fest verankert, dass er ab März wieder auf dem Spielfeld stehen kann. Das sich seine gesundheitliche Situation wieder verschlechtert, war für uns so nicht vorhersehbar. Das wir unter diesen Umständen nicht reagiert haben, war zu dem Zeitpunkt, als sich das Transferfenster geschlossen hat, vollkommen normal. Wir haben auch weiterhin ein großes Vertrauen in unseren Kader. Die ganzen Ereignisse, wie die Verletzungen und die fünf Niederlagen in Folge, haben das ganze Team der Eintracht nur noch mehr zusammengeschweißt. Wir werden als Team die kommenden Aufgaben lösen.

Stefan Neff: Ich unterstreiche uneingeschränkt die Meinung von Michael. Wir sondieren den Transfermarkt nicht nur in den Transferperioden, sondern das ganze Jahr über. Und die Wintertransferperiode ist zudem die schwierigste. 95% aller potenziellen Neuzugänge befinden sich in einem laufenden Arbeitsverhältnis und stehen somit nicht zur Wahl. Zudem sind wir nicht für Schnellschüsse bekannt. Jeder Transfer, den wir tätigen, muss auch Sinn für die Zukunft ergeben.

Julien Wegener: Wie seht ihr die Situation vor dem morgigen Spiel beim ThSV Eisenach? Worauf wird es in diesem Spiel ankommen?

Michael Stock: So eine Situation, wie wir sie aktuell vorfinden, kann auch Kräfte freisetzen. Sie gibt anderen Spielern Raum sich zu entfalten. Wir sind uns sicher, dass wir eine Mannschaft auf die Platte stellen können, die in jedem Spiel der 2. Handball-Bundesliga konkurrenzfähig ist.

Stefan Neff: Durch die vielen Ausfälle wird es für uns ein anderes Spiel. Das bedeutet gleichzeitig, dass auch der Gegner vor einer komplett neuen Aufgabe stehen wird. Wir werden gemeinsam alles in Waagschale werfen und um jeden Ball kämpfen. Dann bin ich mir sicher, dass wir für die zwei Punkte in Frage kommen werden!